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Rollstuhl fahren mit dem HONIGDIEB
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Narrenfrey war für die Eröffnung zuständig. Die sieben (!) Musiker - alle stammen aus der näheren Umgebung von Hamm und Unna - präsentieren Mittelalter-Rock mit Violine und zwei Schlagzeugen. 'Oha, scheint ein billiger Schandmaul-Abklatsch zu sein', sind meine ersten Gedanken. Im Laufe ihres Sets präsentiert die Band fast alle Songs ihres Albums Mythen und Sagen und belehren mich eines Besseren. Insbesondere E-Gitarrist Tobbe glänzt mit anspruchsvollen Frickelparts, die er souverän meistert. Das Rad neu erfunden hat die Band mit ihrem Musikstil ganz bestimmt nicht, als kurzweiliger Einstieg in einen Konzertabend reicht es aber allemal.
Anschließend betreten mehrere Herren mit Tarnhosen die Bühne. Aha, daher der Name Soldator. Die Band geht gut ab und heizt dem Publikum ein mit rockigem Punk á la Turbonegro und weiß auch einige Ohrwürmer zum Besten zu geben. Der Frontmann wedelt dazu fröhlich mit einem (künstlichen?) Totenschädel umher und hat sichtlich Spaß. "So, das war unser letzter Song", behauptet er dann irgendwann. Als die vereinzelten leisen "Zugabe"-Rufe sich nicht so recht zu einem gewaltigen Chor vereinen wollen, fügt der Sänger hinzu: "Kommt Leute, wir wollen euch einmal "Zugabe" rufen hören!" Das Plenum tut ihm den Gefallen und die Band haut nochmal in die Saiten, bevor die Umbaupause für den Honigdieb beginnt.
Die Band darf sich schonmal warm spielen, bevor Sänger Sir Hannes im Robowalk an sein Mikro marschiert und mit "Meine Tür" eröffnet. Honigdieb spielen eine bunte Mischung aus allen drei Alben, natürlich mit leichtem Schwerpunkt auf das jüngste Werk Seelentropfen. Passend zum Thema des Albums hat sich die Band in Ärztekittel gewandet.
Die Bühnenshow gestaltet Sir Hannes abwechslungsreich: Spiele mit der Beleuchtung bei "Augenöffner", zu "Lust auf Lust" wird ein Mädel zu einem heißen Tänzchen auf die Bühne gehoben und bei "Das Tier" dreht Sir Hannes epileptisch zuckend im Rollstuhl eine Runde durch die Halle.
Schnell wird allerdings klar, dass der Honigdieb eine absolute One Man Show ist. Während Sir Hannes permanent rumzappelt, spielen die übrigen Musiker brav ihre Parts und wirken eher wie gedungene Instrumenten-Söldner, die mit der Ideologie des Honigdiebs (gibt es eine!?) allenfalls am Rande etwas zu tun haben.
Schade, aber immerhin bekommen wir einen Grimassen schneidenden Sir Hannes zu sehen. Das ist meist ganz witzig anzusehen, täuscht aber nicht über die größte Schwäche seiner Lieder hinweg: Sie haben überwiegend ausdrucksarme Texte, sind oftmals nicht so richtig lustig und weder tiefsinnig noch originell. Immerhin blieben uns die größten Peinlichkeiten á la "Hallo Neider" und "Pornostar" erspart.
Playlist | 1. Meine Tür 2. Augenöffner 3. Seelentropfen 4. Schwarzer Peter 5. Unterwegs in Sachen Liebe 6. Smarties 7. Sonne, Mond und Sterne 8. Bevor du gehst 9. Ichgott 10. Fischstäbchen 11. Dumm ist, der Dummes tut 12. Einzig, aber nicht artig 13. Verkehrt 14. Das Tier 15. Tag ohne Schatten 16. Wenn schon, denn schon 17. Mädchen 18. Sei wie du bistn 21. Madame
1. Zugabe 22. Ach du süße Kleine 23. Mädchen mit den roten Haar'n
2. Zugabe 24. Lust auf Lust 25. Wann machen wir mal wieder Telefonsex
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| Wer gerne ganz vorne stehen wollte, hatte keine Schwierigkeiten, dort einen Platz zu finden. Der größte Teil des Publikums schaute sich das Treiben auf der Bühne interessiert und durchaus wohlwollend an, blieb aber in jeder Hinsicht auf Distanz. Möglicher Weise waren es doch eher Gewohnheitsgäste der Lindenbrauerei, die am Abend zugegen waren, als echte Honigdieb-Fans.
Hendrik Stahl
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