Codie Prevost
The road ahead
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Wenn auf dem CD-Cover ein junger Mann in dezenter Muttersöhnchen-Optik nachdenklich auf einem Sofa sitzt, die Gitarre in der Hand, deutet sich fast immer an, dass uns hier rund ein Dutzend nachdenkliche Lieder aus dem Singer/Songwriter-Genre erwarten. Also wird man die Country-Party erst einmal vertagen müssen. Doch hier erwartet uns schon die erste Enttäuschung, denn Codie Prevost legt bereits mit den ersten Klängen seines Albums The road ahead Feuer an die Lunte.
Im Einzelnen:
Der Opener "Better off alone" braucht nur 15 Sekunden, um ein fröhlich-poppiges Image zu erzeugen, und auch die Stimme klingt nicht nach Muttersöhnchen, sondern deutet an, dass der junge Mann aus der kanadischen Provinz weiß, was er will und keine Zweifel aufkommen lässt, dass hier ein Talent schlummern könnte, dass kurz vor dem Erweckungskuss steht bzw. liegt. Der Rhythmus kommt gut und lässt schon auf die nächsten Titel hoffen. "A million miles away" ist da auch keine Enttäuschung und lässt die locker-freche Stimme noch stärker in den Vordergrund kommen. So kann man sich den Sänger langsam erarbeiten und erhören. Interessant ist jedoch bei jedem Album eines Newcomers, in welchen Koloraturen er sich beweisen kann. Zum Nachweis seiner Vielfältigkeit wird mit "A lot to be said for leaving" eine Ballade serviert. Hier wird nicht versucht, die Sanftheit eines George Strait zu imitieren, sondern vielmehr wird die stimmliche Jugend mit der entsprechenden Lockerheit genutzt, den Song mit der erforderlichen musikalischen Watte zu füllen. Ein Versuch, der durchaus als gelungen angesehen werden kann.
"Not just the beer talkin´" ruft zum typisch amerikanischen Hardwood-floor, denn der Rhythmus geht sofort in die Beine und macht gute Laune. Hierbei werden alle Register gezogen: ein munter aufgelegter Background-Chor, flott groovende Drums und ein ehrlich und gut aufgelegter Sänger. Und dazu das Bekenntnis im Text, dass nicht nur der Alkohol die Zunge gelockert hat. Es waren auch die Gefühle. So muss es sein! "He´s not me" schlägt in dieselbe Kerbe und verwundert den Hörer über die hohe Qualität der Songs, die - bis auf eine Ausnahme - aus der Feder des Sängers stammen. Hier scheint sich ein Talent zu melden, dass bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Bei "Life without love" werden Lebens- und Liebesweisheiten präsentiert, die auf einen absolut kompletten und fehlerfreien Musikteppich gelegt werden, der alle Zutaten hochprofessioneller Produktionen enthält. Hier fehlt kein Instrument, das Nashville zu bieten hat, und der Chor hat handverlesene Qualitäten.
Natürlich darf sich ein junger Mann (hier bei "Shinin´river") auch mal über sein Heimatdorf aufregen, dass - wie anscheinend alle Heimatorte auf der Welt - sooo endlos langweilig ist. Auch hier variiert Codie Prevost, wie in vielen anderen Song, das Tempo zwischen Versen und Refrain, was zwischendurch einen mächtigen Schub gibt, aber auch mal leicht zurückschalten kann. Deshalb sollte man nie behaupten, einen Song bereits nach einer halben Minute einordnen zu können. Eine Ausnahme mag da vielleicht "Waste of love" sein, das sein Midtempo durchgehend hält, dadurch aber auch die Harmonie des Songs besser ausdrücken kann, bevor mit "Next weekend" der letzte Song des Albums noch einmal so richtig "die Sau vom Pflock lässt". Power, Groove und Dampf ohne Ende, verbunden durch einen flotten Rhythmus und einen absoluten Party-Text. Da besteht für die Tanzfläche höchste Brandgefahr.
Fazit:
Was Codie Prevost hier vorstellt, ist ein hervorragendes Album der meist flotteren Gangart, das die Frische und Jugend des Sängers in seinen Liedern trägt. Steve Fox als Produzent hat hier ganz tolle Arbeit geleistet und Prevost hat mit 11 der 12 Songs dieses Silberlings seine Songwriterqualität außer Frage gestellt. Es bleibt zu hoffen, dass der überaus begabte und bei Kritikern inzwischen Begeisterung auslösende Kanadier seine Fähigkeit in das rechte Licht rücken kann, damit in Zukunft vielleicht ein Stern mehr am Country-Himmel leuchtet.
Lothar Heising
Trackliste |
1 | Better off alone | 3:06 |
2 | A million miles away | 3:18 |
3 | Alot to be said for leaving | 3:30 |
4 | Not just the beer talkin´ | 3:20 |
5 | The road ahead | 3:13 |
6 | That´s where I come in | 3:14 |
7 | He´s not me | 3:32 |
8 | Women 101 | 2:49 |
9 | Life without love | 3:18 |
10 | Shinin´ river | 3:09 |
11 | Waste of love | 2:44 |
12 | Next weekend | 3:10 |
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