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Offenbach, J. (Minkowski -Pelly)
La Grande-Duchesse de Gérolstein
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Info |
Musikrichtung:
Operette
VÖ: 25.11.2005
Virgin / EMI 2 DVD(AD DDD 2004) / Best. Nr. 310139 9
Gesamtspielzeit: 154:00
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BOUM!
Was die CD verspricht, löst die DVD ein. Jacques Offenbachs „La Grande-Duchesse de Gérolstein“ bereitet in der Einrichtung von Laurent Pelly großes Vergnügen. Dabei ist die Regie an sich sehr diskret. Sie siedelt das imaginäre Herzogtum Gerolstein im Frankreich der 1930er Jahre an. Die nichtadeligen Damen tragen rustikale Stiefelchen zu kurzen Röcken, die Soldaten grünen Drill, der Adel gibt sich dagegen britisch unterkühlt. Dass man über Kriege heute keine augenzwinkernden Witze mehr machen kann, deutet lediglich das erste Bild an. Da liegt die Armee abgeschlachtet und leichenstarr auf dem harten Erdboden, bis ein Korken knallt und die ganze Gesellschaft zu sehr vitalem Untotendasein erwacht. Auch sonst wirken manche Figuren, als hätten sie vorher eine Statistenrolle in Romeros Dawn of the Dead gehabt und jetzt nur kurz das Genre gewechselt. Ein Hauch von Verwesung liegt über all der militanten Dekadenz. Ansonsten meidet der Regisseur – zum Glück – ausgetretene Regietheaterpfade, und lässt sich einfach von der überdrehten Story und der Musik mitreißen. Und die klingt auch im Live-Mitschnitt immer witzig und inspiriert.
Unter den Darsteller/innen ragt wie zu erwarten die Großherzogin von Felicity Lott heraus. Mit ihrer reifen Stimme und absolut stilsicherem, niemals klamaukigen Witz präsentiert sie uns eine verblühende, aber nach wie vor erotisch leicht entflammbare und launige Despotin, die meist etwas angeschickert – wegen der Nerven! – über die Bühne stakst. Auch Sandrine Piau als Wanda sprüht nur so vor Spielfreude. Stimmlich harmoniert sie vollkommen mit Yann Beurons Fritz. Auf den hat nicht nur Großherzogin ein Auge geworfen, sondern, wenngleich aus anderen Gründen, auch das eifersüchtige Trio General Boum (mit etwas wenig Bassfülle: François Le Roux), Baron Puck (eine Kreuzung aus Nosferatu und Girlie: Franck Leguérinel) und Prinz Paul (als begriffsstutziges Pummelchen: Eric Huchet). Sehr witzig sind auch die Travestie-Choreographien von Laura Scozzi zu den Zwischenaktmusiken, die mit „kernigen“ Hofdamen aufwarten.
Bildregie und Tonqualität sind ausgezeichnet. Es gibt keine Extras. Mehrsprachige Untertitel.
Georg Henkel
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Besetzung |
Felicity Lott: La Grande-Duchessse Sandrine Piau: Wanda Yann Beuron: Fritz Franck Leguerinel: Baron Puck Eric Huchet: Prinz Paul Francois Le Roux, General Boum Boris Grappe: Baron Grog u. a.
Chor und Orchester Les Musiciens du Louvre Ltg. Marc Minkowski
Regie: Laurent Pelly Laura Scozzi: Choreographie
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