Artension präsentieren gepflegten Powerprog, etwas harmlos vielleicht. Dream Theater geschulten Ohren wird das Ganze viel zu vorhersehbar sein. Im Mittelpunkt der Melodieführung stehen die Keyboards; kein Wunder: Tastenhexer Vitalij Kupirij hat sämtliche Titel im Alleingang geschrieben. Texte und Gesangsmelodien stammen von Sänger John West (Royal Hunt). Getragen wird "Sacred Pathways" daher erwartungsgemäß von immer wiederkehrenden vorantreibenden Hochgeschwindigkeitsläufen auf den Keyboards.
Zu Beginn läuft die CD dadurch etwas zu gleichförmig durch. Nach der Halbzeit versucht man sich in Abwechslung. Der Balladenversuch "Nightmare" geht aber erst mal ziemlich in die Beinkleider und bekommt seinen Reiz erst, wenn Kuprij wieder Vollgas gibt. "The Killing" fällt danach angenehm dreckig aus dem Hochglanzrahmen. Bei "The Calm..." darf Roger Staffelbach seine Sechssaitige ins Rampenlicht setzten - endlich mal und das tut er auch sehr gefühlvoll. Kuprij wird dabei fast unplugged und begeleitet nur mit einem perlenden Piano. Bevor die CD mit einem Radio-Edit von "Nightmare" zu Ende geht, gibt´s mit "Flower of the Orient" noch eine hübsche Ballade, die auf jeglichen Prog-Pomp verzichtet. Und es liegt wohl nicht nur anm Refrain, dass mich das Ganze sehr an "Why Judy why" vom ganz jungen (1971!!) Billy Joel erinnert.
Mäkeln kann man noch an zwei Details. Da sind zum einen gelegentlich recht nervende Huah-huah-Chöre (Titeltrack); zum anderen das Schlagwerk - bedient von einem Klassemann. Gewohnt präzise prügelt Mike Terrana (u.a. Rage) seine Parts herunter. Eine emotionale Beziehung zum Rest fehlt aber weitgehend. Ich vermute mal böse: Terrana hat die Band - wenn es denn mehr als ein Projekt sein sollte - kaum zu Gesicht bekommen, sondern seine Arbeit im heimatlichen Studio erledigt und das fertige Band zum Zusammenmischen in den Briefkasten geworfen.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
www.vitalijkuprij.com
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