Kaputte Elternhäuser, zerbrochene Ehen, Flucht in Drogen, Alkohol und oberflächliches Vergnügen; es klingt klischeehaft und mittlerweile leider geradezu alltäglich, wenn Justifide den sozialen und familiären Hintergrund beschreiben, vor denen ihre Texte und ihre Musik entstanden sind. Das Trio bleibt aber nicht beim Gejammer über die ach so böse Welt. Alle drei haben ihren Weg aus den Scheinlösungen heraus gefunden. Allerdings nicht z.B. in der Straight Edge Community, die ja fast trendy und in der Hartwurst-Szene leidlich akzeptiert ist. Sie haben ihren Frieden auf der Basis des dort überwiegend verpönten oder gar als Feinbild funktionalisierten christlichen Glaubens gefunden. Was man den Texten unschwer anhört.
Die Wut über das "Leben außerhalb des Sandkastens" hat das aber kaum besänftigt. Mächtig angepisst klingt es, wenn Jason, Sambo und Joey mit weiten Hosen und tiefergelegtem Schritt mächtig groovend durch die 14 Tracks der CD marschieren und Jason sich dazu die Seele aus dem Leibe brüllt. Pate gestanden haben zweifelsohne nicht zuletzt Rage against the Machine. Justifide beherrschen aber etwas, was mir bei den Crossover-Pionieren immer ein wenig gefehlt hat. Sie bringen ein wärmeres Gefühl in die Kompositionen ohne den Druck zurückzunehmen. Es gelingt ihnen Groove, Druck und Gefühl als durchgehend prägende Elemente präsent zu halten. Vielleicht ist es die halbmexikanische Herkunft des Arizona-Dreiers, die Justifide mit der Emotionalität ausstattet, die sie angenehm von der oft sehr kalten und schroffen weißhäutigen Konkurrenz abhebt.
Eine etwas zweifelhafte Angelegenheit ist "Sweet new found Joy", eine Reggae-Nummer, die zwar Abwechslung bringt, den Reggae-Flow aber nicht wirklich trifft. Der Rausschmeißer klingt eher etwas bieder und süßlich. Den positiven Gesamteindruck der CD, die mit zwei spanischensprachigen Bonus-Tracks endet, kann das aber nicht wirklich schmälern.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
www.justifide.com