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Musik an sich
 
Antonio Vivaldi: Flötenkonzerte op. 10
(Naxos)
Barock
 

Daniel Rothert, Kölner Kammerorchester, H. Müller-Brühl

Wer von Vivaldi mehr kennt, als die "Vier Jahreszeiten", bei dem werden es in der Regel zumindest diese 6 Flötenkonzerte sein. Aber egal, ob Vivaldi-Kenner oder Neuling: Die Neueinspielung lohnt sich für jeden; selbst wenn jemand nur die Untermalung für einen romantisches Miracoli-Abendessen mit Freund/Freundin sucht. Sollte dabei etwas schiefgehen, hat es jedenfalls nicht an dieser CD gelegen. Garantiert!

Eine kleine Sensation ist es schon, mit wieviel Schwung und dramatischer Gestaltungskraft das Ensemble und der Solist diese Werke präsentieren.

Das Kölner Kammerorchester, das ausdrücklich die historische Aufführungspraxis rezepiert, jedoch auf den Einsatz historischer Instrumente verzichtet, spielt dem Solisten Daniel Rothert brillant die musikalischen Bälle zu, kraftvoll und mit barockem Vergnügen am Musizieren. Die Einsätze sind messerscharf, der Gedanke der Musik wird in jedem Moment kongenial erfaßt. Endlich einmal ist der Sturm im Konzert "La Tempesta di mare - Das Unwetter auf dem Meer" kein laues Lüftchen, sondern ein atemberaubendes Naturspektakel. Endlich werden die Alpträume im Konzert Nr. 2, "Die Nacht", nicht romantisch verklärt, sondern bedrohlich und gespenstisch gezeichnet. Zum Glück aber auch nicht überzeichnet, wie etwa bei den Aufnahmen mit "Il Giardino Armonico", bei denen oft das Stück nicht mehr wiederzuerkennen ist. Und endlich ist ein Presto mal ein Presto und kein verkommenes Allegro!

Selbstredend ist dies alles nicht allein ein Verdienst des Orchesters: Der erst 26 Jahre alte Daniel Rothert spielt die Flöte mit einem klaren und dennoch niemals harten Ton. Und: Er SPIELT im wahrsten Sinne des Wortes. Die Imitation des Singvogels im Konzert mit dem Beinamen "Der Distelfink" hat nichts albernes mehr, sondern wirkt vollkommen organisch und bereitet größtes Hörvergnügen.

Sein Mut, die vom Komponisten gemachten - jedoch wohl nicht strikt zu verstehenden - Vorgabe an das jeweilige Instrument (in Op. 10 durchgängig Traversflöte) zu mißachten, mag historisch angreifbar sein. Aber es gilt hier wie in der Medizin: Wer heilt, hat Recht! Und der abwechselnde Einsatz von Piccoloblockflöte, Traversblockflöte und Altblockflöte bereichert das Klangfarbenspektrum in angenehmer und durchaus adäquater Weise.

Die extravaganteren, unerwarteten Passagen dieser abwechslungsreichen Werke werden gleichermaßen überzeugend dargeboten. Die düstere Kantilene im fünften Konzert beispielsweise, wirkt als bedrückend deutliche Durchbrechung steter Munterkeit.

Die Aufnahme ist klangtechnisch vielleicht nicht 100%ig perfekt, ab und an wirkt der Klang ein wenig dumpf. Aber das schmälert den Genuß nicht wirklich.

Beim Booklet gebührt Naxos diesmal ein besonderes Lob: Zur Wahl der verschiedenen Soloinstrumente und zu den Konzerten selbst kommt der Solist zu Wort und gibt ein paar aufschlußreiche Informationen.

Diesmal kein Fazit, sondern stattdessen eine klare Anweisung:

Kaufen (mit nur 5 Euro sind Sie dabei), einlegen, im Sessel zurücklehnen, "Play" drücken und große Kunst genießen! (Und anschließend bedauern, daß dieses Fest der Klänge schon nach 47 Minuten vorüber ist.)

Repertoire: 5 Punkte
Klang: 4 Punkte
Interpretation: 5 Punkte
Edition: 5 Punkte

Gesamt: 19 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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