Spottiswoode & His Enemies
Lost In The City
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Der Weg führt uns nach New York. Die Band Spottiswoode & His Enemies wird geleitet von Jonathan Spottiswoode. Seit etwa zehn Jahren ist die Formation aktiv, im Jahre 2000 erschien das Debüt-Album. Hier kann man erneut eine Band erleben, die sich partout nicht in eine bestimmte Schublade pressen lässt. Die Freigeister mischen hemmungslos Elemente aus Pop, Rock, Gospel, Jazz, Blues und Chanson.
Allein die Stimme von Jonathan Spottiswoode ist bemerkenswert hinsichtlich ihrer individuellen und überzeugenden Ausprägung, obwohl sie mich gelegentlich ein wenig an Randy Newman erinnert. Die Arrangements der Songs sind außergewöhnlich aufwändig und ideenreich gestaltet, bei vier Songs sorgen Streicherarrangements für zusätzliche Bereicherung des üppigen Klangbildes, das zudem mit dem Einsatz von Bläsern geschickt ausgefüllt wird.
Das ist eindeutig Musik völlig abseits jeglichen Mainstreams. Der Titelsong ist in ein jazziges Gewand gekleidet, und zwar in eines im Big Band-Format, ganz cool, ganz lässig, so wird der Song auf ganz hohem Niveau mit hoher Professionalität vorgetragen, hier muss man ganz einfach zumindest mit den Fingern schnippen, ganz stark ist der Einsatz des Basses, der mit großer Elastizität den Song zusammenhält, einen Song, der plötzlich mittendrin in Momente mit lateinamerikanischer Perkussion ausbricht, bevor der Pianist ein feines Solo in feinster Jazzmanier hinlegt.
Und so ist eigentlich kein Song wie der andere. Die Ideen der komplett von Jonathan Spottiswoode selbst komponierten Titel sprudeln förmlich über, ja, das ist Musik, die endlich einmal für Überraschung sorgt, inmitten des großen Meeres der Einfältigkeit moderner Popmusik, und das mitunter inmitten eines Songs. Aber Popmusik ist dieses hier (leider) nicht, denn dazu finden sich zu viele unpopuläre Stilelemente in der Musik wieder, allein der starke Jazzeinfluss, untermauert durch großartige Soli von Candace DeBartolo am Saxofon oder Kevin Cordt an der Trompete, mag abschreckend wirken. Doch – Jazz ist es nicht, lediglich eine bei einigen Songs stark hervortretende Ausstrahlung. “Love Saxophone“ sollte man in diesem Zusammenhang unbedingt anhören!
Starker Latin-Einfluss breitet sich mit “Goodbye Jim McBride“ aus, eine jazzige Mitternachts-Stimmung verbreitet “Batman & Robin“, ein wenig mehr gerockt wird mit “Dirty Spoon“, “Still Small Voice Inside“ verbreitet eine warme und ruhige Atmosphäre, auch die Ballade “Sunset“ gehört zu den romantischen Ausprägungen der Musik, Piano plus Streicher lassen es fließen. Und so wechseln die Stimmungen laufend ab, die “East Village Melody“ dürfte wieder Freunde des balladesken Jazz erfreuen, von der Trompete und dem Saxofon geführte Soli verführen zum entspannten Fallenlassen in subjektive Träume.
Spottiswoode & His Enemies, diesen Namen sollten sich Alle merken, die offen sind für eine niveauvolle Verschmelzung von Stilelementen, für das vertretene Element des Jazz, und gerne Neues entdecken möchten in einer Welt, in der alles bereits entdeckt worden zu scheint. Hier gibt es Neuland für Viele, auch ich habe mich überzeugen lassen von dieser gelungenen Vorstellung.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Hoboken (4:39)
2 Lost In The City (4:42)
3 Love Saxophone (4:51)
4 The Walk Of Shame (3:20)
5 Because I Made You (4:10)
6 Goodbye Jim McBride (3:49)
7 It's On Me (2:41)
8 Batman & Robin (4:21)
9 Now Didn't I? (3:27)
10 Tears Of Joy (6:35)
11 Dirty Spoon (2:50)
12 Still Small Voice Inside (3:18)
13 Cry Baby (5:32)
14 Sunset (2:44)
15 Going Home For Christmas (4:14)
16 East Village Melody (3:47)
17 You'll See (3:20)
18 I Don't Regret (3:21)
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Besetzung |
Spottiswoode (lead vocals, electric & classical guitar, harmonica)
John Young (double bass & electric bass)
Tim Vaill (drums)
Candace DeBartolo (tenor saxophone, backing vocals, guiro)
Kevin Cordt (trumpet, backing vocals)
Riley McMahon (guitars, percussion, backing vocals)
Tony Lauria (piano, Hammond C3, Fender Rhodes, Wurlitzer, backing vocals)
Alexis England & Martha Redbone (backing vocals - #1, 3, 6, 9, 12, 14)
Antoine Silverman (first violin - #1, 4, 14, 18)
Entcho Todorov (second violin - #1, 4, 14, 18)
Chris Cardona (viola - #1, 4, 14, 18)
Mariko Wyrick (cello - #1, 4, 14, 18)
Sara Jacovino (trombone - #2, 3, 5, 13)
Wayne Batchelor (double bass - #2)
Antoine Silverman (string arrangements - #1, 4)
Riley McMahon (string arrangements - #14, 18)
Tom Watson (horn arrangements - #3)
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