Purcell, H. (Meunier, L.)

King Arthur


Info
Musikrichtung: Barock Oper

VÖ: 15.11.2018

(Alpha / Outhere / 2 CD / DDD / 2017 / Best. Nr. ALPHA 430)

Gesamtspielzeit: 97:59



KLEIN - ABER FEIN!

Klein, aber fein: Das Ensemble Vox Luminis realisiert Henry Purcells Halb-Oper King Arthur or the British Worthy mit einem Mini-Orchester, das mehr eine Art Band ist, und einer großen Sänger*innen-Truppe, bei denen praktisch alle sowohl im Chor wie auch als Solisten in mehreren Rollen mitwirken. Gewagt - gewonnen: Die angenehm räumliche und tragfähige Kirchenakustik des Aufnahmeorts sowie eine umsichtige Tontechnik sorgen dafür, dass dieses "erste bekannte Musical" der Musikgeschichte (Peter Ruzicka) so rund und klangprächtig daherkommt, wie es nötig ist, um den Hörer vom ersten Ton an für die Musik zu gewinnen.

Purcell hatte zu dem Schauspiel von John Dryden ja eigentlich "nur" die musikalischen Kulissen komponiert; zu Wort bzw. Stimme kommen bei ihm daher auch nicht die Hauptpersonen des Dramas wie König Arthur und seine geliebte Emmeline, sondern die Nebenfiguren: mythologische Gestalten, Götter, Zauberer, heidnische Priester, Ritterheere, Hirtinnen und Hirten, Allegorien - was man eben braucht, um den Kampf von König Arthur und den Sachsen bis zu glücklichen Einigung des britischen Königreiches zu einem echten "Games of Thrones" zu machen. Musikalisch gehört Purcells üppige Ausstattung mit zum Besten, was das 17. Jahrhundert hervorgebracht hat.

Am Ende kann man die rund 100 Minuten Musik daher auch ohne das zugehörige Theaterstück aufführen - es fehlt nichts! Die gefühlt 51 Ohrwürmer - so viele Tracks befinden sich auf den beiden CDs - zünden einer nach dem anderen. Und dies nicht zuletzt, weil die "Stimmen des Lichts", die ja bislang eher durch geistliche Musik des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgetreten sind, offenkundig nicht nur im Chor mit Engelszungen lupenrein intonieren und homogen singen können, sondern auch einzeln über ausreichend Theater- und Opernblut verfügen, um den Spagat zwischen Pathos und Ironie, Songspiel und Ritterepos zu gestalten. Zu erwähnen sind etwa Sophie Junker als Cupido bzw. "Ehre" oder Robert Buckland und Stefanie True u. a. als Sachsen-Priester. Den berühmten Frost-Song (Bass Sebastian Myrus) hat man in pop-psychedelischen (Klaus Nomi) oder auch anderen historisch-informierten Aufführungen vielleicht schon mit mehr Thrill gehört, aber im Rahmen des agilen Gesamtkonzepts funktioniert diese Szene gut: Hier geht es eben auch, und auch nicht wenig, um Komik! Da ist Montyh-Python oft näher als Shakespeare (dessen "Midsummer Night's Dream" Purcell unter dem Titel "The Fairy Queen" dann ja auch in einer arg verballhornten Fassung auf die gleiche originelle Weise vertont hat).

Die Besetzung mit nur vier Streichern, drei Oboen/Blockföten, einem Fagott, Laute/Gitarre, Cembalo/Orgel, zu dem gelegentlich noch zwei Trompeten und Schlagzeug hinzutreten, erzeugt im Instrumentalen einen oft knackig-rustikalen und auch mal sinnlich zarten Klang: Das Erbe mittelalterlicher Schalmeienklänge wird ebenso beschworen wie die Sound- und Affektkünste barocker Klangrede, und das alles ohne jede Übertreibung.
Gerne mehr davon!



Georg Henkel



Besetzung

Vox Luminis

Lionel Meunier, Leitung



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