Elfsong

A Lámpások Népének Regéje


Info
Musikrichtung: Folk Metal

VÖ: 06.09.2015

(Nail Records)

Gesamtspielzeit: 31:54

Internet:

http://www.elfsong.hu
http://www.metalshop.hu


Dass Väter und Söhne in der gleichen Rockband spielen, kommt bei altgedienten Bands bisweilen vor, wenn eines der Altmitglieder eine freigewordene Stelle mit seinem Filius besetzt – Nazareth oder auch Dirkschneider können dafür als Beispiele dienen. Aber als Ausgangskonstellation einer neuzeitlichen Band besitzt eine solche Lage eher Seltenheitswert. Bei den Ungarn Elfsong haben wir einen dieser seltenen Fälle vor uns, gesteigert noch durch den Fall, dass Vater und Sohn auch noch beide gleich heißen und man den nur Gitarre spielenden Filius Ferenc Somlói nur anhand des Zusatzes „Jr.“ oder auf Ungarisch „Ifj.“ vom Gitarre spielenden und zugleich Backings singenden Vater Ferenc Somlói unterscheiden kann. Zwischen beiden scheint eine recht enge Symbiose zu herrschen, denn sie sind für alle neun Songs des Elfsong-Albumdrittlings A Lámpások Népének Regéje als gemeinschaftliche Songwriter angegeben, während der Vater allein für die Texte verantwortlich zeichnet, außerdem auch noch die orchestralen Passagen programmiert, das Logo mit designt und das Booklet layoutet hat.
Ein Familienprojekt also? Nicht ganz – zumindest Leadsänger Dániel Szöllösi, seit dem zweiten Album an Bord, prägt das Material entscheidend mit, wobei er sich zumeist einer baritonalen Klarstimme bedient. Nimmt man noch den Fakt hinzu, dass die Folkeinflüsse überwiegend nicht in der ungarischen Heimat der Band anzusiedeln sind, sondern in Skandinavien, springen einen zwei Vergleiche förmlich an: Falconer und Týr. Vor allem der sechste Song „Ezüstszárny“ mit seiner seltsamen Rhythmik und seinem verschleppt-doublebassunterstützten Hauptthema könnte bedenkenlos auch auf einem Týr-Album stehen, ohne dass er dort rein musikalisch als Fremdkörper auffallen würde – die ungarischen Lyrics, die sich bandnamengemäß mit der Welt der Elfen und anderen Mythen (der Albumvorgänger besang u.a. den Fliegenden Holländer) auseinandersetzen, bilden natürlich trotzdem einen eindeutigen Unterscheidungsfaktor. Komme nun aber niemand und vermute, Elfsong wären außerhalb des Lyrikaspektes als Kopisten zu brandmarken – sie bringen trotz aller grundsätzlicher Ähnlichkeit durchaus eigene Ideen ins folkmetallische Gewand ein. Der Mittelteil von „Titkaidnak Öre (A Szél Neve)“ etwa verzichtet völlig auf harte Gitarren und treibt das Midtempogeschehen ausschließlich mit einem relativ vorwärtsstrebend arrangierten und auch so abgemischten Baß nach vorn. Wer bier- oder weinselige Tanzhymnen sucht, wird in den leider nur 32 Minuten auch nicht fündig – Drummer Attila Racs legt eine große rhythmische Vielfalt an den Tag und macht es daher nötig, dass der Hörer, will er korrekte Tanzfiguren aufs Parkett legen, das Material schon relativ genau studieren muß. Trotzdem bleibt das Songmaterial anhand etlicher einprägsamer Melodien relativ griffig, wenngleich das Mitsingen der Refrains dem gemeinen Mitteleuropäer mangels Sprachkenntnis auch nicht gerade leicht fallen dürfte. Weil Elfsong das vermutlich geahnt haben, sind die betreffenden Stellen schon in der Konservenfassung mit chorisch angehauchten Passagen „markiert“, so dass man zu Hause schon mal entsprechend üben kann. Im Gegensatz zum Konzept-Debütalbum besteht A Lámpások Népének Regéje allerdings wie schon der Zweitling offensichtlich aus autark gedachten Einzelsongs, was den Zugang wiederum etwas vereinfacht, wenngleich auch in der geschlossenen Fassung des Debüts diverse einprägsamere Passagen vorhanden waren.
Was die mittlerweile wieder fünf Ungarn (Co-Produzent Béla Boros hat auf dem Album als Gastbassist gespielt, mittlerweile ist Viktor Nagy als fester Viersaiter an Bord, den der Ungarn-Szenekenner von Cross Borns auf dem Schirm haben könnte, aus deren Dunstkreis auch Drummer Attila stammt) aus Tatabánya noch nicht zu bieten haben, sind ganz große Hits – aber vielleicht kommt das ja noch auf den nächsten Alben, und wer das ungarische Idiom versteht, wird mit einem Refrain wie dem geschickt verschleppten von „A Sótét Dalnok“ auch noch viel mehr anzufangen wissen. Mit „Volt Már Úgy“ steht zudem eine schöne Halbballade auf der Scheibe, wenngleich die Konservenstreicher hier vielleicht einen Deut zu aufdringlich klingen. Der Kuschelfaktor fällt trotzdem hoch genug aus, und es ist schade, dass es sich bei dieser Nummer bereits um den vorletzten regulären Song des Albums handelt, das von „Régieknek Tánca“ als scheinbarem Outro, das sich nach langer orchesterinstrumentaler Einleitung aber doch noch zu einem „richtigen“ Song auswächst, abgeschlossen wird und wie erwähnt leider mit nur 32 Minuten Spielzeit nicht gerade überfüllt ist (das Debüt rotierte fast doppelt so lange im Player). Dafür stimmt aber die Qualität des neuen Materials durchaus positiv, auch der neben Boros noch von Zoltán Cserfalvi, der dem Ungarn-Szenekenner gleichfalls kein Unbekannter ist – er hat die ersten Ossian-Alben nach der Reunion mit eingespielt -, verantwortete Sound ist in Ordnung, und so sei Freunden des skandinavischen Folk Metals empfohlen, ihre Fühler auch mal in Richtung eines Landes auszustrecken, aus dem man solche Genrebeiträge kaum erwarten würde.



Roland Ludwig



Trackliste
1Noldák1:29
2 Dagor-nuin-Giliath3:49
3 A Tolvajok Városa3:21
4 Titkaidnak Öre (A Szél Neve)3:47
5 A Visszatérés3:38
6 Ezüstszárny3:49
7 A Sötét Dalnok3:43
8 Volt Már Úgy3:11
9 Régieknek Tánca4:59
Besetzung

Dániel Szöllösi (Voc, Back-Voc)
Ferenc Somlói (Git, Back-Voc)
Ferenc Somlói Ifj. (Git)
Béla Boros (B)
Attila Racs (Dr)




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