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Nostalgie raus, Spielfreude rein - Status Quo zusammen mit Lou Gramm auf großer Deutschland-Tour
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Status Quo sind die nimmermüden Rocker, die regelmäßig die deutschen Hallen und Open-Airs unsicher machen. Im Frühjahr wurden in Deutschland mit der legendären „Frantic-Four“-Besetzung ein paar umjubelte Konzerte gespielt und jetzt ist die Band wieder in ihrer langjährigen Stammbesetzung unterwegs. Traditionell geben sie vor Weihnachten noch ein paar Konzerte und auch dieses Mal haben sie mit Lou Gramm, dem ehemaligen Foreigner-Sänger, einen hochkarätigen Musiker als „Special Guest” mit dabei. Die Augsburger Schwabenhalle ist als wir eintreffen schon sehr gut gefüllt. Es zeigt sich wieder einmal, dass Status Quo in Deutschland eine absolut treue Fangemeinde besitzen.
LOU GRAMM Gramm beginnt pünktlich um 20 Uhr und er hat vier junge Musiker dabei, die seine Songs entsprechend rockig in Szene setzen sollen. Lou schlurft über die Bühne zu seinem Mikro und dann legt die Band mit „Double Vision“ los. Bei den ersten beiden Songs ist seine Stimme viel zu leise gemischt, der restliche Sound ist klasse. Der Applaus ist somit zu Beginn noch relativ verhalten. Ab „Cold As Ice“ hört man den Gesang gut und die Songs beginnen sich langsam zu entfalten. Seine Band ist über jeden Zweifel erhaben und gibt ordentlich Dampf. Lou Gramm ist merklich gealtert und von der schweren Erkrankung gezeichnet. Seine Körperbewegungen wirken dabei relativ statisch und ich habe das Gefühl, dass er sich gesanglich mächtig anstrengen muss. Manche Songs wie „Just Between You And Me“ oder „That Was Yesterday“ klingen toll, andere wie „Juke Box Hero” hätte er besser bleiben lassen. Hier passt fast gar nichts, obwohl er sich nach Leibeskräften abmüht. Das Augsburger Publikum muss man jedoch sehr loben. Auch wenn er stimmlich daneben liegt, bekommt er Applaus. Bei „Midnight Blue“ ist richtig Partystimmung angesagt. Die Fans feiern und freuen sich, die legendären Songs von dem Originalsänger zu hören. Nach 45 Minuten ist die Show zu Ende und Lou Gramm und seine Band verlassen die Bühne. Ich bin ziemlich zwiegespalten. Ich freue mich natürlich, dass es ihm wieder besser geht und er sogar wieder auftreten kann. Trotzdem finde ich es nicht gut, dass er in dieser Form auftritt, da der Applaus teilweise aus Mitleid und nicht aus Begeisterung erfolgt ist.
Setlist Lou Gramm:
Double Vision
Feels Like the First Time
Cold as Ice
Just Between You and Me
That Was Yesterday
I Want to Know What Love Is
Midnight Blue
Juke Box Hero
Hot Blooded
Nach einer kurzen Pause kommt die Hauptband des Abends - STATUS QUO! Es erfolgt das Intro von „Pictures Of Matchstick Man“ und hinter dem weißen Vorhang sieht man die Silhouette von Rick Parfitt, der seine Gitarre schon im Anschlag hat. Kurz darauf fällt der Vorhang und die Jungs um Rick Parfitt und Francis Rossi beginnen bei wuchtigem aber glasklaren Sound mit dem Stampfer „Caroline“. Parfitt hat im Gegensatz zu den Konzerten im März einiges an Kilos abgespeckt und macht den Eindruck, als wäre er in einen Jungbrunnen gefallen. Die Jungs fetzen über die Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Rossi hat wie immer Probleme mit seinem In-Ear-Monitor - zumindest fummelt er ununterbrochen daran herum. Die Stimmung im Publikum ist hervorragend. Das Konzert hat von Beginn an einen elektrisierenden Charakter. Der Groove, die Musik und die unbändige Spielfreude der Band übertragen sich in Windeseile auf das Publikum. Rossi macht ein paar witzige Ansagen, die wie immer schwer zu verstehen sind. Heute gibt er sich dabei für seine Verhältnisse fast Mühe. Auf die lästige Gewohnheit des Publikums hin, ständig alles und jede Szene auf der Bühne zu filmen, fordert er die Fans auf, drauf zu halten, falls er oder ein anderer Musiker gerade einen Herzinfarkt haben sollte. Das wäre rockgeschichtlich interessant und man könne sagen, dass man dabei war. Typisch britisch - schwarzer Humor.
Im Gegensatz zu den „Frantic Four“-Konzerten ist auch wieder mehr Bewegung auf der Bühne. Aufgrund der Tiefe der optisch hervorragend gestalteten Bühne laufen die Jungs viel und es ist ständig irgendwas los. Es wird viel gelacht, gescherzt und man merkt den Musikern eine gewisse Lässigkeit an. Eine Tatsache, die zumindest mir bei dem Auftritt in Stuttgart mit Alan Lancaster und John Coghlan gefehlt hat. So kommen die Kracher Schlag auf Schlag. Die Songs werden sehr schnell gespielt und erinnern in der Art der Darbietung an die seligen Ramones. Überflüssige Ansagen werden nicht gemacht, was zählt ist die Musik. Auch die beiden wieder ins Boot geholten Andy Bown (Gesang, Keyboards, Gitarre) und Bassist John „Rhino“ Edwards genießen es sichtlich, wieder zusammen mit dem Rest der Truppe auf der Bühne zu stehen. Als neuen Schlagzeuger haben sie Leon Cave mit an Bord, der ein kurzes aber gutes Schlagzeugsolo abliefert und auch sonst einen sehr guten Eindruck hinterlässt.
Rossi und Parfitt singen beide an dem Abend sehr gut. Parfitt scheint seine Diät gut bekommen zu sein. So vital und fit habe ich ihn lange nicht mehr gesehen. Die Songauswahl ist durchaus gelungen, wobei ich mir ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht hätte. Gerade im Hinblick, dass Status Quo vor kurzem ein Akustikalbum veröffentlicht haben, wäre ein kleines Akustikset mit „On An Island“ oder dem für mich unverzichtbaren „Gerundula“ doch etwas Originelles gewesen. Für Abwechslung sorgt wie immer „In The Army Now“, bei dem die Augsburger das letzte aus ihren schwäbischen Kehlen herausholen.
Das brettharte „Roll Over Lay Down“ und das fulminante „Down Down“, bei dem Rossi alles aus seiner Stratocaster herausholt, sorgen für tolle Stimmung in der Schwabenhalle - und das Augsburger Publikum steht Kopf. Nach dem Doppelschlag der Überklassiker „Whatever You Want“ und „Rockin' All Over The World“ sitzt hier keiner mehr und die Atmosphäre ist einfach nur gigantisch. Status Quo grinsen wie bei einer Geburtstagsfeier und kommen nach einer kurzen Pause zu den obligatorischen Zugaben wieder zurück. „Bye Bye Johnny“ wird inbrünstig von den Fans mitgesungen und ein fantastisch aufgelegter Francis Rossi dirigiert die Massen. Danach ist nach ziemlich genau 90 Minuten Schluss. Quo waren klasse und bekommen entsprechend Applaus. Ich bin hin und weg von der Leidenschaft und der Spielfreude der Band, die mit der Stammbesetzung wieder zurück ist. Status Quo präsentieren sich frisch und spritzig und denken gar nicht daran, in Rente zu gehen. In dieser Form können Quo noch lange die deutschen Bühnen beackern! Die Frage des Abends für mich ist jedoch: Wo ist die legendäre grüne Fender Stratocaster, die Rossi eigentlich seit Jahr und Tag mit sich herumschleppt? Falls jemand diese Frage beantworten kann: Bitte melden!
Setlist Status Quo:
Caroline
Paper Plane
Little Lady
Rain
Hold You Back
Beginning of the End
Oh Baby
What You're Proposing / Down the Dustpipe / Wild Side of Life / Railroad
Big Fat Mama
The Oriental
Creepin' Up on You
Blue Eyed Lady
In the Army Now
Drum Solo (The Caveman)
Roll Over Lay Down
Down Down
Whatever You Want
Rockin' All Over the World
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Rock and Roll Music
Bye Bye Johnny
Stefan Graßl
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