Dexys
Nowhere is home; Live at the Duke of York`s Theatre
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Seit über 30 Jahren befindet sich in meinem Archiv ein echtes Juwel – der Mitschnitt eines Rockpalast-Konzertes vom 17. April 1983. Auf der Bühne standen die Dexys Midnight Runners. Nachdem sie auf ihrem Debütalbum den Soul gesucht hatten, waren sie etwas mehr in die keltische Folklore eingestiegen und hatten das Ganze mit der Power und dem Ungestüm der sich zu New Wave gewandelten Punk-Bewegung auf die Bühne gebracht. Genial!
Den Dexys sind die Midnight Runners mittlerweile verloren gegangen – zu Recht. Denn was auf dieser Live-Doppel-CD, mitgeschnitten 30 Jahre und eine Woche später (am 24. Und 27. April 2013 im Duke of York’s Theatre), zu hören ist, klingt tatsächlich mehr nach einem ordentlich erledigtem 9 to 5 Job, als nach einer exzessiv durchgefeierten Nacht.
Bei dem Rockpalast-Tape erscheint sofort eine verschwitzte Konzerthalle vor Augen hat, die bis über die Mittellinie tobt, während im hinteren Teil die Kids mit Bierbechern in der Hand vor sich hin wippen. Beim Hören des aktuellen Albums imaginiert man eher das Bild eines Konzertsaales mit gepolsterten Sesseln, in denen distinguierte Herren im britisch karierten Sakko am gut temperierten Bordeaux nippen.
Well, the times they are a-changin‘ – und die Menschen noch viel mehr.
Aber der ruhige Ton ist nicht die eigentliche Schwäche des Auftritts. Der besteht eher darin, dass bei einem sehr authentischen Live-Sound die Atmosphäre zu selten variiert wird. Über weite Strecke erheben sich über einem immer gleichen Rhythmus und Sound nahezu gesprochene männliche Vocals, weiblicher Gesang, Streicher und Bläser. Das hört sich für den Moment ganz nett an. Es fehlt aber jede Dynamik, jeder Spanungsbogen und auch fast jede Entwicklung.
Nach dem etwas fetteren „Incapabel of Love“ kommt mit „Free“ das erste Mal wirklich Schwung in die Bude und am Ende von „It’s ok John Joe“ gibt es vier Minuten vor Ende der ersten CD einen totalen Break und es geht richtig die Post ab – ein Beweis, dass die Dexys noch rennen können – wenn sie es denn wollen.
Wer nun hofft, dass der Knoten für die zweite Hälfte geplatzt ist, sieht sich schnell getäuscht. „The Waltz“ kocht zu ruhiger Party Stimmung langsam auf und bereitet auf „Geno“ vor, einen der großen Kracher im ersten Leben der Band. Aber gerade hier kann man den Wandel besonders deutlich ablesen. Das Stück kommt gar nicht so schlecht, aber von der rockigen Soul Power, mit dem dieser Titel die Band einmal zu einer echten Ausnahmeerscheinung gemacht hat, ist kaum noch etwas zu spüren.
Und auch im Weiteren ist eher ruhiger getragener Soul Folk angesagt, der sich über längere Strecken sogar regelrecht dahin schleppt. Wirklich genießen kann ich das nur in kleinen Portionen, oder als Hintergrundmusik, sonst zuckt der Finger schnell zur Skip-Taste.
Die CD erscheint im Jewelcase mit einem ausklappbarem Tray, in dem sich eine Bonus-CD mit Alternativ-Versionen bereits gehörter Stücke befindet, und einem vier-seitigen Booklet, das nur die nötigsten Angaben enthält.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
CD 1
1 Now (7:00)
2 Lost (3:10)
3 Me (6:59)
4 She got a Wiggle (4:45)
5 You (3:41)
6 I'm thinking of you (8:40)
7 I'm always going to love you (6:38)
8 Incapable of Love (5:46)
9 Nowhere is home (5:07)
10 Free (5:00)
11 It's ok John Joe (12:22)
CD 2
1 The Waltz (9:27)
2 Geno (3:46
3 I love you (Listen to this) (3:25)
4 Until I believe in my Soul (6:41
5 Tell me when my Lights turn green (5:53)
6 Until I believe in my Soul Pt 2 (9:40)
7 Liars A to E (4:53)
8 Old (6:50)
9 This is what she's like (21:19)
CD 3 - Extras
1 The Waltz (Live Alt Version) (9:47)
2 Nowhere is home (Live Alt Version) (5:16)
3 She got a Wiggle (Radio Mix) (4:30)
4 Incapable of Love (Radio Mix) (5:29) |
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Besetzung |
Kevin Rowland (Lead Voc)
James Paterson (Posaune)
Pete Williams (Voc)
Lucy Morgan (Violine)
Tim Cansfield (Git, Back Voc)
Madeleine Hyland (Voc)
Sean Read (Keys, Sax, Back Voc)
David Ruffy (Dr)
Michael Timothy (Keys, Back Voc)
Andy Hobson (B, Back Voc)
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