Musik an sich


Reviews
Telemann, G. Ph. (Mields)

Hoffnung des Wiedersehens – Arien


Info
Musikrichtung: Barock

VÖ: 9.11.2012

(dhm – Sony Classical / Sony / CD / 2011 / Best. Nr. 88697901822)

Gesamtspielzeit: 68:52

Internet:

Dorothee Mields



NUR NICHT AUS LIEBE WEINEN

Beim Label dhm (Sony) holt man sich die Konkurrenz gleich selbst ins Haus: Nachdem im vergangenen Jahr die Sopranistin Nuria Real mit einem Telemann-Programm reüssieren durfte, tut es ihr nun an gleicher Stelle Dorothee Mields nach. Anders als bei Nuria Real beschränkt sich ihr Programm allerdings nicht auf Opernarien, sondern bietet einen interessanten Querschnitt durch eher randständiges Repertoire. Neben der Kammerkantate „Die Hoffnung des Wiedersehens“ werden hier zahlreiche sog. Einlagearien präsentiert, Stücke also, die Telemann für die Aufführung bzw. Wiederaufführung von Opern anderer Komponisten (R. Keiser, G.F. Händel) an der Hamburger Gänsemarkt-Oper hinzukomponierte. Dazu gibt es noch drei Arien aus Telemanns eigenem Opern-Fragment Omphale. Kein Wunder also, dass gleich neunmal das Prädikat „Weltersteinspielung“ fällig ist. Über die Qualität der Stücke sagt das rein gar nichts aus. Sie sind allesamt mehr als hörenswert, lassen sich nur eben als Solitäre kaum sinnvoll aufführen. Zusammengebunden wird das ganze hier durch einen imaginären roten Faden, den man mit dem Titel eines Heine/Schumann-Liederzyklus überschreiben könnte „Frauenliebe und –leben“: Durchlebt und durchlitten werden dank geschickter Anordnung der Einzelstücke alle Phasen einer Liebe – Verliebtheit, Hoffnung, Sehnsucht, Enttäuschung, Eifersucht, Versöhnung. Dieser programmatische Kunstgriff ermöglicht es, die aus so verschiedener Quelle stammenden Arien sinnvoll zu verknüpfen.

Dorothee Mields trägt die Stücke mit zärtlicher Innigkeit vor. Gefühlvoll, klar und vibratoarm sowie mit warmem Ton agiert die Sängerin. Im Vergleich zu Nuria Real zeigt sie sich weniger keck, stellt das Virtuose nicht gleichermaßen betont aus und erschafft dadurch eine gedachte Hauptfigur, bei der es sich eher um eine bescheidenes, schüchternes, aber darum um so herzlicher liebendes junges Mädchen als um eine leidenschaftliche junge Frau handelt. Das verleiht dem Programm zugleich einen sympathischen Zug ins Kammermusikalische.

Umrahmt und aufgelockert wird das Ganze durch zwei Concerti und einen Konzertsatz. Hier darf das L´Orfeo Barockorchester, welches Mields im übrigen kundig und einfühlsam sekundiert, unter der Leitung von Michi Gaigg seine Qualitäten so richtig ausspielen: Mit einer feindosierten Mischung aus motorischem Antrieb und elegantem Schwung interpretiert es die stimmig ausgewählten Werke mit großer Leichtgkeit in den schönsten Klangfarben. Besonders hervorzuheben ist dabei Carin van Heerdens hochvirtuoses, bewegliches Spiel als Solistin im Concerto e-moll für Oboe d´amore.

Man darf gespannt sein, ob dhm uns auch in 2013 mit einem weiteren Telemann-Programm auf ähnlichem Niveau erfreuen wird.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Concerto D-Dur für Violine und Streicher TWV 22:6
4 Arie „Vernunft, Geduld, Zeit“ TWV 22:6
5 Arie „Stirbt mein Geist durch dein Verlangen“ TWV 22:6
6 Arie „Mein Vergnügen wird sich fügen“ aus TWV 20:18
7-11 Kantate „Die Hoffnung des Wiedersehens“ TWV 20:70
12-14 Concerto e-moll für Oboe d´amore und Streicher TWV 51:e2
15 Arie „Fließen nichts als bitt´re Tränen“ TWV 22:7
16 Arie „Quillt, ihr überhäuften Zähren“ TWV 22:13
17 Arie „Weine nur, gekränkte Seele“ TWV 22:8
18 Arie „Genug, genug geklaget“ TWV 22:8
19-21 Drei Arien aus dem Opernfragment Omphale TWV 21:14
22 Allegro aus: Concerto D-Dur für Violine und Streicher
Besetzung

Dorothee Mields: Sopran

L´Orfeo Barockorchester

Michi Gaigg: Ltg.


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