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Chopin, F. (Tharaud)

Journal Intime


Info
Musikrichtung: Romantik Klaviermusik

VÖ: 15.10.2010

(Virgin Classics / EMI / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. 5099968556525)

Gesamtspielzeit: 64:07

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Alexandre Tharaud



INTIME BEZIEHUNG?

Wer wollte nach den vorangegangenen Erfolgs-Alben an Alexandre Tharauds inniger Beziehung zu Chopins KLaviermusik zweifeln? Wohl kaum jemand. Und dennoch befindet es das Label für nötig, die neue Produktion als Selbstoffenbarung des Künstlers und seiner engen Verbundheit zum Komponisten zu inszenieren, bis ins Layout hinein, das das Booklet als persönliches Tagebuch inszeniert. Das ist alberne Anlehnung an eine vermeintliche Pop-Kultur, die mehr und mehr die Person des Stars bzw. des Künstlers in den Vordergrund stellt. Tharaud hat dies eigentlich gar nicht nötig, und dass jeder Nachwuchspianist irgendwann Chopin entdeckt - nun, uns dies nahezubringen hätte es seiner Ausführungen im Beiheft nicht bedurft.

Entstanden ist, sieht man von diesem Brimborium ab, ein Album, das Tharaud als höchst erwachsenen Chopin-Interpreten vorstellt und seinen eigenwilligen Blick auf manch wohlbekanntes Stück zeigt. So intim wie der Albumtitel andeutet, geht Tharaud mit Chopin dabei durchaus nicht um. Vielmehr ist er inzwischen bei einer sehr expressiven Deutung angelangt, bei der von Salonmusik wenig, dafür aber um so mehr vom Drama en miniature übrig bleibt - beispielhaft hörbar an der Ballade Nr. 1 in g-moll oder der f-moll-Fantasie. Der Anschlag ist teils geradezu harsch, das Grundtempo eher gemäßigt, wobei Tharaud die Tempi immer wieder höchst subjektiven, nicht immer zwingend erscheinenden und den Fluß mitunter hemmenden Rückungen unterwirft. Wenngleich damit vieles packend gerät, leidet darunter doch das Atmosphärische, die versonnene Fragilität. So manche Spitze sticht überbrillant aus dem Klangbild heraus. Zwar ist dem Interpreten eine hohles Virtuosentum fremd, jede Phrase wird intensiv ausgeleuchtet und gedeutet, aber was man vermisst, ist tatsächlich das Intime, die feine Schattierung anstelle der großen Geste.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1. Mazurka op. 63 n° 3
2. Ballade n° 1 op. 23
3. Mazurka op. 17 n° 2
4. Mazurka op. 68 n° 2
5. Fantaisie op. 49
6. Nocturne postume
7. Mazurka op. 7 n° 2
8. Ballade n° 2 op. 38
9. Mazurka op. 17 n° 4
10. Largo
11. Trois Ecossaises Op. 72 n° 3: I. II. III.
12. Contredanse
13. Fantaisie-impromptu op. 66
14. Nocturne op. 9 n° 2
Besetzung

Alexandre Tharaud: Klavier


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