HEART OF CYGNUS – Der Geheimtipp für Prog- und Metalfreunde! (Diskografieüberblick und Interview)
Zu den absoluten Senkrechtstartern im hart rockenden und metallischen Untergrund zählte 2009 zweifellos das Duo HEART OF CYGNUS, das es ganze ohne richtige Werbung und nur durch Mund-zu-Mund-Propagande, der Unterstützung von Fans und ein paar Magazinen zu Anerkennung schaffte. Seit Ende 2007 kredenzten die beiden Amis ihren Fans im Eigenvertrieb, ohne Label im Rücken, drei hochwertige CDs die es ohne Probleme mit ihren ganz großen Verwandten aufnehmen können. Zu diesen zählen insbesondere Rush, Iron Maiden, Queensryche, Kansas und Queen – im weiteren Rahmen auch noch Boston. Und hinter diesen brauchen sich HEART OF CYGNUS spätestens mit ihrem Zweitwerk Over Mountain, Under Hill nicht mehr verstecken, welches das progressiv angehauchte Hard Rock- und Metalkino des Debüts Utopia noch ein ganzes Stück weiterführte. Für einen Newcomer hatte bereits dieses Debütwerk ein ganz außerordentlich hohes Niveau, klang gleichzeitig ausgeklügelt und doch frisch genug, so dass man den beiden hierzu nur gratulieren konnte. „Die beide“, das sind Gitarrist/Bassist/Keyboarder/Sänger und Songschreiber Jeff Lane, sowie Schlagzeuger und Mischpulttüftler Jim Nahikian. Vor kurzem erschien mit der humorigen EP Tales From Outer Space bereits die zweite Veröffentlichung eines Jahres. Grund genug die drei CDs bei MAS mal etwas näher zu betrachten und in diesem Rahmen die Band auch selbst (hier Jeff Lane) zu Wort kommen zu lassen. Denn eines steht fest: HEART OF CYGNUS haben genug Potenzial für noch mehr und deshalb jede Menge Aufmerksamkeit verdient!
DIE ALBEN
Utopia (2007)
Am Anfang von Heart of Cygnus steht eine Utopie. Das Herzstück des Debütalbums des Duos bilden elf zusammenhängende Songs unter der Überschrift „Utopia Book One“ und handeln von Alexander, der in einem totalitären Überwachungsstaat dahinvegetiert und versucht aus einer Gesellschaft auszubrechen, in der einem sogar die nächtlichen Träume staatlich verordnet werden. Der Ruf nach Freiheit ist in ihm größer als ein Zurücklehnen in kontrollierter Sicherheit. Utopia besitzt dadurch eindeutige Bezüge zu Rushs 2112 und George Orwells 1984, während die musikalische Seite mit seinen Zwischenspielen und Stimmungsschwankungen an ein Meisterwerk wie Operation: Mindcrime (Queensryche) denken lässt. Und auch von der Qualität kann man fast an dieses Werk aufschließen. Utopia beginnt ebenso mit einer instrumentalen, schwungvollen Overtüre und geht in „Metropolis“ über. Maiden-Riffing und Brian May-ähnliche Gitarrensounds bestimmten bei dieser flotten Nummer das Bild. „Elementary“ ist sogar noch einen klein bisschen aggressiver, bevor man das Tempo ein wenig heraus nimmt. Dabei erinnert die starke Ballade „Alexander’s lament“ gesanglich ein wenig an Spock’s Beard vor Neil Morse’ Predigerzeit.
Trotz dieser Verweise kristallisiert sich recht bald ein recht eigener Sound von Heart of Cygnus heraus, der auch die folgenden Stücke von Utopia zu einem richtigen Vergnügen werden lässt. Neben den Songs selbst begeistern auch immer wieder die tollen Gitarrenläufe und -soli, sowie die ausgeklügelten und liebevollen Gesangsharmonien, die sich bis zum Ende hin durchziehen. Da die Geschichte von Utopia selbst nur eine gute halbe Stunde lang ist, hat das Duo noch zwei weitere Titel mit auf die CD gepackt. Und die Songlängen von jeweils siebeneinhalb Minuten lassen es schon vermuten, dass es hier ein wenig verproggter zugeht. „The knight“ und „Winter“ setzen diesem Album am Ende noch die Krone auf und sind mehr als nur zwei Anhängsel. Hier toben sich Heart of Cygnus noch mal richtig aus und fassen das vorher gehörte in komprimierter Form zusammen.
1. Prelude (2:39)
2. Metropolis (3:50)
3. Elementary (2:43)
4. Another Day (4:14)
5. Alexander's Lament (3:37)
6. The Dream (2:43)
7. A Call to Arms (2:21)
8. Conditioning (3:23)
9. Before the Court (3:36)
10. Escape (1:40)
11. The Knight (7:27)
12. Winter (7:34)
Spielzeit: 45:47
Over mountain, under hill (2009)
Mit Utopia haben sich Heart of Cygnus vor eine Hürde gestellt, die es mit dem Nachfolger zu überspringen galt. Und sie haben es mit Leichtigkeit geschafft! Over mountain, under hill ist im Ganzen sogar noch besser als das Debüt, auch wenn einem das erst nach ein paar Runden im CD-Player auffällt. Das Duo hat sein Spektrum mit dem zweiten Album noch etwas ausgebaut und den eigenen Stil weiter ausgelotet. Konsequenz davon ist, dass die Tendenzen Richtung Progrock auf der einen Seite noch weiter ausgebaut wurden und man gleichzeitig auch an der Härteschraube gedreht hat, was zusammen mit dem etwas verbesserten Sound einfach richtig gut kommt. Einen thematischen Zusammenhang zwischen den einzelnen Stücken gibt es dieses Mal nicht, auch wenn sich das meiste in die Kategorien Fantasy und Sagenwelt einordnen lässt. So schaut man bei „Black riders“ beim Herrn der Ringe vorbei und bei „Erik“ bei den alten Wikingern. Es wird also mehr auf die einzelnen Songs, anstatt auf das große Ganze geschaut.
Wobei die ersten beiden Titel „Over mountain“ und „Under hill“ sich nahtlos zu einem zweiteiligen Stück zusammensetzen. Harte Riffs, dazu sanfter Gesang und ein melodischer Chorus, progressive Songstrukturen und längere instrumentale Teile - das sind die Zutaten hiervon. „Black riders“ ist etwas luftiger. Ein reinrassiger und hitverdächtiger Metalsong, der auch auf einem Maiden-Album eine gute Figur abgegeben hätte. Ähnliches gilt für „Erik“ - ersetzt man hier Metal gegen Hardrock, und Maiden gegen Rush. Ähnlich flott ist auch „The king and his steed“; allerdings rein instrumental. Herzstück des Albums ist „Lost at sea“. Eine grandios epische Nummer mit jeder Menge Gefühl und Fantasie, abwechslungsreich und mitreißend. In die gleiche Kerbe schlägt das ebenso überlange „The mountain king“. Lediglich „Blue planet“, ein melodischer Rocksong, hält das hohe Niveau der restlichen CD nicht ganz, ist aber weit davon entfernt schlecht zu sein. Auf der Erstauflage ist auch noch eine gute Coverversion von Iron Maidens „Revelations“ enthalten, der Heart of Cygnus ihre eigne Note verleihen.
Zusammenfassend ist Over mountain, under hill schwerstens empfehlenswert. Gerade da Heart of Cygnus sich songwriterisch ein ganzes Stück steigern konnten. Egal ob man sich als Progger oder Metaller sieht, hier findet jeder das richtige Futter.
1. Over Mountain (6:01)
2. Under Hill (6:26)
3. Black Riders (4:15)
4. The King and his Steed (3:19)
5. Lost at Sea (8:24)
6. Erik (3:38)
7. Blue Planet (3:56)
8. The Mountain King (9:05)
9. Revelations (6:55)
Spielzeit: 51:59
Tales from outer space (2009)
Eine neue CD, ein neues Thema. Bei Tales From Outer Space saß den Herren Lane und Nahikian wohl ein wenig der Schalk im Nacken. Warum sonst sollten sie eine B-Movie-artige Platte mit verrückten Weltraumgeschichten machen, bei deren Innencover sie sich selbst als gegen Bugs kämpfende Starship Trooper darstellen? Von den Liedern her hat es dieses mal nur für eine gut halbstündige EP gereicht, was allerdings voll in Ordnung ist, wenn man bedenkt, dass dies bereits die zweite Veröffentlichung im Jahr 2009 war. Noch dazu eine mit einem etwas spezielleren Thema. Aber trotz der engen Veröffentlichungsdaten, glüht die Band noch, und es ist kein kreatives Abflauen in Sicht.
Klanglich wurde nochmals draufgelegt und man braucht sich keinesfalls hinter der von Labels unterstützten Konkurrenz verstecken. In Sachen Soundtüftlerei hat man in den letzten Monaten wohl so einige neue Erkenntnisse hinzu gewonnen. Wo bei den Vorgängern ein Überhang in Richtung Maiden zu vernehmen war, hatte Songschreiber Jeff Lane beim Komponieren dieses Mal wohl ein wenig mehr Queen im Hinterkopf. Es wimmelt geradezu von Brian May-ähnlichen Gitarrensounds und -soli. „In the days of the galactic alliance“ klingt schon fast wie eine symphonische Hard Rock-Version der britischen Königin. Während auf dem Vorgänger ein Longtrack in der Mitte das Herzstück bildete, gilt das auch bei Tales from outer space. Hier hört das Lied auf den Namen „Space trilogy pt. 3 - Sleeper“. Noch orchestraler anmutend und gleichzeitig noch metallischer ist dieser Song ein echter Brocken, der einen erst einmal bewundernd zurück lässt. Ein starkes Stück Musik! Etwas Space-Feeling gibt es beim dritten Teil der Weltraumtrilogie („Pelendra“) und bei „Starship troopers“; etwas 70er-Jahre Progkitsch dagegen bei „The last man“. Das ganze Konzept der CD wirkte schon etwas spaßig, ihren Humor lassen Heart of Cygnus allerdings erst beim flotten Rocktrack „XBSN“ freien Lauf. Schlechte Küche und Weltraumprogramm sind hier die anfangs unpassenden Komponenten des Textes (s. Interview).
Die dritte CD, der dritte Volltreffer. Zwar nicht so stark wie sein Vorgänger Over mountain, under hill, aber eine sehr spaßige halbe Stunde bekommt man hier serviert. Spätestens damit sollten Heart of Cygnus einen wohlverdienten Platz in der Rock- und Metalgemeinschaft, die es auch etwas niveauvoller mag, bekommen.Sind wir gespannt, was von dem Duo in Zukunft noch kommen mag!
1. Tales From Outer Space (1:21)
2. In The Days Of The Galctic Alliance (3:57)
3. Space Trilogy Pt. 1 - Maiden Voyage (2:22)
4. Space Trilogy Pt. 2 - Perelandra (2:38)
5. Space Trilogy Pt. 3 - Sleeper (10:21)
6. The Last Man (3:18)
7. Starship Troopers (4:44)
8. XBSN (2:56)
Spielzeit: 31:37
DAS INTERVIEW
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HEART OF CYGNUS - Jeff und Jim haben gut lachen |
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Hallo Jeff! Wenn man sich eure Musik so anhört, kommt man nicht auf den Gedanken, dass sie von Anfängern gespielt wird. Heart of Cygnus ist also sicherlich nicht eure erste Band.
Ja, wir haben vorher schon in ein paar anderen Bands gespielt - alle mit selbst geschriebener Musik, keine Coverbands. Das hat definitiv dabei geholfen, unser Spiel zu verfeiern, so dass wir mit Heart of Cygnus darauf aufbauen konnten, um es so auszudrücken.
Wann und mit welcher Intention wurden Heart of Cygnus gegründet?
Wir haben die Band Ende 2005 gegründet. Ich denke unsere Hauptintention war, die Musik zu machen, die wir hören wollten, sie aber nirgends mehr finden konnten. Und letztlich wollten wir auch eine volle Band zusammenstellen und touren.
Der Bandname liest sich wie eine Referenz an Rush. Ist das der Fall oder seid ihr nur besonders an Astronomie interessiert?
Ein bisschen von beidem. Jim kam mit Cygnus an - er hatte ursprünglich die Idee für Heart of Cygnus - als er eines seiner Astronomiebücher las. Das hat mich an die Rush-Texte über Cygnus X-1 erinnert. Also haben wir uns eben für den Namen Heart of Cygnus entschieden.
Eure Musik erinnert mich teilweise an Rush, Iron Maiden, Kansas, Queen und in den ruhigeren Momentan auch an Spock’s Beard. Die Atmosphäre hat auch etwas leichtes von Boston. Sind dies die Bands, welche Dich inspiriert haben und an die Du beim Schreiben der Songs gedacht hast?
Die meisten dieser Bands gehören zu meinen Favoriten, oder es sind Bands die ich als wichtige Einflüsse auf meinen Schreibstil betrachte. Was das Schreiben selbst betrifft, denke ich allerdings nicht bewusst daran wie eine bestimme Band zu klingen. Es kommt nur natürlich aus mir heraus, da sie zu meinen Haupteinflüssen zählen.
Eure Musik lässt sich je nach Song mal als Hard Rock, Metal, Classic Rock oder auch als Progressive einordnen. Wo siehst Du Heart of Cygnus selbst? Oder ist gerade dieses Spektrum die Stärke der Band, wie es das auch für eine Gruppe wie Queen früher war?
Ich denke es ist letzteres. Wir sehen uns gerne als eine Band in der Tradition von Queen, die das spielt was sie möchte, anstatt sich in eine bestimmte stilistische Schublade stecken zu lassen. Das liegt wohl auch daran, dass wir selbst viele verschiedene Stile mögen. Ich muss nicht sagen müssen „ich schreibe nie eine Ballade“ oder „ich spiele nur Metal“.
Heart of Cygnus haben sich ziemlich schnell ohne große Unterstützung zu einem Art Untergrundphänomen in Deutschland entwickelt. Ich kann mir vorstellen, dass ihr von dieser Entwicklung ziemlich überrascht wart.
Ja, und ob wir überrascht waren! Es hat sich zum Großteil durch Michael Kohsiek und sein Metalforum sacredmetal.de entwickelt, der uns entdeckt hat. Er hat am Anfang über uns geschrieben. Und von da an haben wir auch die Aufmerksamkeit der Presse wie dem Heavy, Rock Hard, Eclipsed, Rocks und anderen bekommen. Es gab auch noch andere Webzines und verschiedene Seiten, die uns interviewt und über uns geschrieben haben. Jedes kleine bisschen hilft. Wir sind sehr dankbar für das alles.
Was glaubst Du, welche Art von Personen spricht die Musik von Heart of Cygnus an und was fasziniert die Leute an der Band so?
Ich denke, unsere Musik spricht diejenigen mit einem Sinn für Wunder und Abenteuer an. Du brauchst mit Sicherheit eine lebendige Fantasie um unsere Musik zu schätzen. Um es so auszudrücken, unsere Musik erzeugt einen Hintergrund für den Hörer, wie eine Leinwand, auf dem sein Verstand ein Bild malen kann. Das ist zumindest das was ich fühle. Oft stelle ich mir dabei eine Art Welt oder eine Geschichte vor. Und dann fängt sich mein Verstand an zu fragen, wie es dort wohl ist, welche Art von Leute und Kreaturen es dort gibt und welche Geschichten darin zu finden sind.
Wie haben die Leute in Deinem Heimatland auf eure Musik reagiert? Wart ihr fähig, dort auch eine ähnliche Begeisterung zu erzeugen, oder ist es schwieriger das Publikum für solche Musik zu begeistern?
Wir arbeiten noch daran. Um ehrlich zu sein, dieser Stil ist hier in den Staaten nicht so bekannt oder beliebt, wie er es in Europa oder speziell in Deutschland ist. Aber wir gewinnen Stück für Stück neue Fans. Der bekannteste ist Mike Portnoy von Dream Theater. Er hat unser Lied „Under Hill“ für die Pausenmusik der Progressive Nation Tour 2009 ausgewählt. Wir waren ziemlich aufgeregt. Dinge wie diese sind ziemlich hilfreich um weltweit neue Fans zu erreichen.
Die Musik selbst zu veröffentlichen garantiert euch absolute musikalische Freiheit und das ist sicher wichtig. Aber wünscht Du Dir in Zukunft trotzdem ein Label, welches diesen Job für euch macht?
Ja, wir haben auf jeden Fall die komplette Kontrolle über unsere kreative Ausrichtung. Es würde schon ein besonderes Label brauchen, das auch unsere Identität genau versteht, um mit uns zu arbeiten.
Heart of Cygnus sind bis jetzt noch nie live aufgetreten. Vermisst Du als Musiker es nicht live aufzutreten?
Doch, absolut. Wir haben mittlerweile ein paar Mitmusiker gefunden, mit denen wir proben. Es ist definitiv erfrischend. Ich kann es gar nicht erwarten, dass wir vielleicht rausgehen und auf Tour gehen können!
Es ist also geplant aus Heart of Cygnus eine aktiv tourende Band zu machen?
Ja, soweit wir es können. Es ist wie in einem alten Witz von Steve Martin: Wie man ein Millionär wird - als erstes musst du eine Million Dollar bekommen. Ich nehme auf jeden Fall an, dass sich nach und nach Möglichkeiten ergeben, wenn wir erst unsere Liveshows durchziehen.
Kommen wir jetzt zu euren Platten. Wie lange habt ihr an den drei CDs gearbeitet?
Nun, das war bei jeder unterschiedlich. Für „Utopia“ haben wir eineinhalb Jahre gebraucht, für „Over Mountain, Under Hill“ neun Monate und für „Tales From Outer Space“ ungefähr vier oder fünf Monate. Ich denke die Weiterentwicklung ist groß durch die Tatsache, dass wir viel gelernt und den Aufnahmeprozess jeweils gestrafft haben. Was das Songwriting betrifft, variiert das. Manchmal schreibt man ein langes Lied in einem Tag, manchmal braucht man für ein kurzes Monate. Das kommt immer darauf an.
Kannst Du vielleicht die musikalische Entwicklung von Heart of Cygnus über die drei Alben hinweg kommentieren?
Wir sind hauptsächlich als Musiker gewachsen. Ich selbst habe begonnen, etwas mehr auf dem Klavier zu schreiben. Ich habe entdeckt, dass sich mit dem Klavier eine andere Seite von mir zeigt. Ich denke auch, dass ich durch meinen Schreibstil ein bisschen mehr von meiner Identität entdeckt habe. Eine weitere Sache ist, dass ich durch die Arbeiten einen Lieblingsgitarrensound gefunden habe.
Die Geschichte von Utopia klingt wie eine Art Mix zwischen Orwells „1984“ und Rushs „2112“. Waren das die Grundlagen für die Texte auf dem Debüt?
Während diese beiden Arbeiten Inspirationen für mich sind, wurde die Geschichte durch meine Erfahrungen aus dem wahren Leben geboren. Ich ging während meiner Jugend durch ein paar bedrückende Erfahrungen mit Religion, was sich als großartiges Futter für das Konzept von Utopia heraus gestellt hat.
Wie viel von Utopia ist Deiner Meinung nach momentan in unserer Welt zu finden?
Man kann Mikro- und Makrokosmen in unserer Welt finden, in denen diese Art Dystopie existiert. Du kannst es in politischen Bereichen finden, genauso auch in sozialen, religiösen und sogar ethischen - alle in verschiedenen Bedenklichkeitsgraden. Um offensichtliche Beispiele zu nennen, wir können uns Iran oder Burma anschauen, wo die Regierungen null Toleranz gegenüber Dissidenten zeigen und der Informationsfluss an die Bevölkerung strikt kontrolliert und manipuliert wird, um die Macht der korrupten Regierungen zu erhalten. Aber diese werden möglicherweise fallen. Freiheit ist ein Grundrecht, ein unaufhaltsames Verlangen im Herz jedes Menschen. Regierungen welche versuchen die Gedanken und Herzen der Leute zu kontrollieren, ziehen am Ende nur ihre eigene Schlinge zu.
Was für eine Person ist Alex und was können wir von ihm lernen?
Er ist wohl ein Typ der genug davon hat, dieses Spiel zu spielen. Ein Typ der sich entschieden hat, lieber sein eigenes Leben zu riskieren, für Aufruhr zu sorgen, anstatt emotional als „OK“ zu gelten. Ich denke, die Lektion die wir lernen können, ist dass man sich nicht durch Angst führen lassen darf. In Angst zu leben, ist als ob man gar nicht lebt. Weiter sollten wir das tun, an was wir glauben, ansonsten sind es keine Überzeugungen. Und schließlich, egal was die Leute über dich denken, sei du selbst, träume deine eigenen Träume. Lebe für niemanden anderes. Ansonsten wirst du am Ende nie glücklich, und sie auch nicht.
Werden wir je erfahren was mit Alex nach seiner Verurteilung passiert ist, wie es Queensryche mit Nickie bei Operation: Mindcrime 2 getan haben?
Ich arbeite an verschiedenen Ideen! Ich denke über „Utopia Book II“ nach. Ich glaube die Zeit wird es zeigen. Ich will es nicht erzwingen, aber ich bin immer noch von der Geschichte und wo sie hinführt begeistert.
Was wolltet ihr mit dem zweiten Album musikalisch besser machen und hattet ihr damit Erfolg?
Ich persönlich wollte, dass die zweite CD musikalisch ein bisschen progressiver und heavier wird. Ich wollte, dass sie herausfordernder wird. Sie sollte auch klanglich besser als die erste sein. Ich glaube uns ist das gelungen. Natürlich liegt es am Hörer das zu beurteilen, aber ich bin zufrieden.
Over Mountain, Under Hill ist textlich „klassischer“ hardrockig/metallisch, mit Fantasygeschichten und nordischen Sagen. War es ein besonderes Bedürfnis darüber zu schreiben? Die Rock- und Metalwelt ist schließlich voll von solchen Liedern.
Ich liebe diese Art von Geschichten einfach. Um ehrlich zu sein, ich höre nicht viele Bands, die mit ähnlichen Geschichten und Genres arbeiten. Ich bin ein begeisterter Leser, lese oft ein Buch in einer Woche. Es ist einfach meine Persönlichkeit. Wenn ich anfange zu denken „oh, so viele haben das schon gemacht“ oder „lass mich versuchen etwas zu machen das noch keiner gemacht hat“, dann schalte ich kreativ ab. Wenn ich über etwas stolpere das komplett einzigartig und neu ist, dann ist das toll. Aber ich muss meine kreativen Ideen fließen lassen, ohne sie bewusst zu lenken oder zu ersinnen. So schreibe ich am besten.
Eure dritte Platte Tales From Outer Space ist wie eine Art ironischer Science-Fictionfilm. Seid ihr beide Fans dieses Genres?
Wir sind beide Fans vom Weltraum, Abenteuern, Erforschungen und den Wundern die sie mit sich bringen. Wir haben uns überlegt ein bisschen B-Movie-Flair und Sinn für Humor mit einzubringen.
Frank Zappa stellte einst die Frage „gehört Humor in die Musik?“. Die Antwort von Heart of Cygnus lautet wohl ja. Oder wie kann man sonst einen Song wie „XBSN“> verstehen, ein Lied über Kochen?
Yeah, unsere Antwort ist definitiv ja! Frank Zappa ist einer meiner Favoriten, also habe ich vom Besten gelernt. (lacht) Der Text handelt von einem Mann, der sich dem Weltraumprogramm anschließt um den schlechten Kochkünsten seiner Freundin zu entkommen. Also sind wir auch hier dem Weltraumthema irgendwie treu geblieben. (lacht)
Was können wir als nächstes von Heart of Cygnus erwarten?
Gerade eben habe ich ein weiteres Fantasyepos geschrieben. Ich habe es geschrieben, da ich daraus gerne eine Rockoper machen würde. Aber vielleicht hebe ich es mir auch für später auf, wer weiß? Es gibt so viele Möglichkeiten!
Möchtest Du unseren Lesern am Ende noch irgendetwas mitteilen?
Danke dass ihr das Ganze bis zum Ende gelesen habt. Testet unsere Musik an. Und wenn euch gefällt was ihr hört, kommt und schaut uns im April 2010 beim Keep-it-true XIII an!
Mario Karl
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