Peter Horton
Wilde Gärten
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Einen vorsichtigen und gesunden Respekt habe ich schon vor Peter Horton: Zum einen stand er bereits beim Grand Prix auf der Bühne, als die Meisten oder zumindest viele von uns wohl noch Quark im Schaufenster waren, zum anderen jammern heute alle über die Rente mit 67 und Peter Horton veröffentlicht mit 66 noch mal eben eine neue CD.
Sein Grand Prix - Auftritt für Österreich 1967 (14. Platz von 17 Teilnehmern, 2 Punkte) ist mittlerweile schon über 40 Jahre her; und seitdem hat er allerhand musikalisches veröffentlicht (ca. 60 Platten/CD‘s) und mit vielen anderen Künstlern zusammengearbeitet. Er war im Fernsehen präsent (u. a. die eigenen Sendungen „Café in Takt“, „Hortons Kleine Nachtmusik“ und „Hortons Bistro“), hat 10 Bücher veröffentlicht und war zwischendurch Dozent an der Musikhochschule Hamburg.
Soweit zur Person, kommen wir zum Album: "Wilde Gärten" ist musikalisch wie der Album-Titel: ein wilder Garten voller Instrumente und Musikstile: u. a. spanische Gitarre, Keyboards, Klarinette, Flöten, Klavier, Akkordeon, Mandoline werden in abwechslungsreichen Chansons mit einem kräftigem Schuss Weltmusik geboten.
Textlich ist Peter Horton zum Teil recht anspruchsvoll, man kann das Album wohl durchaus als vertonte Poesie bezeichnen - mitunter sind die Texte aber auch etwas anstrengend und wirken übertrieben literarisch. Nur mal ein Zitat als Beispiel aus den begleitenden Worten des Instrumentalstücks "Caress": "Wenn der Abend seinen Durst mit unserer Zweisamkeit beregnet, entdeckst du dich in meinen Händen als eine Rhapsodie von orchideenhafter Zärtlichkeit. Wie einen diamantenen Krümel Glückseligkeit aus dem Gemäuer alles Fassbaren, so lösen wir die Gastlichkeit des Augenblicks aus dem Haltegriff der Zeit."
An sich bin ich ja nicht unbedingt Zielgruppe dieses Albums, aber für vieles offen und halte mich auch gern mal auf musikalischen Nebenwegen auf; und so ist "Wilde Gärten" für mich durchaus eine nette Abwechslung im CD-Regal, auf der es, in Ruhe und mit Aufmerksamkeit genossen, allerhand zu entdecken gibt. Eine Sache am Album stört mich allerdings schon etwas: das Schlagzeug aus dem Computer lässt einige Stücke doch steril und billig wirken und passt so überhaupt nicht zur sonst eher anspruchsvollen Instrumentierung. Was sich in den Credits unter "Arrangement und Programming" verbirgt, wirkt auf mich zum Teil wie der Versuch, aus wilden Gärten einen englischen Rasen zu zaubern.
Bestes Stück des Albums ist daher für mich folgerichtig das textlose Instrumentalstück "Caress" (nur die spanische Gitarre von Horton, sonst nichts), des Weiteren haben mich noch "Ich bin der Engel", das überlange „Sittin‘ on a Stone“ und das Titelstück "Wilde Gärten" mit seinem weiblichen Background-Chor überzeugt. Äußerlich ist das Album aufwändig und liebevoll produziert: ein tolles Booklet mit 36 Seiten und allen Texten, vielen Bildern und kurzen Versen, in dieser Beziehung bleiben keine Wünsche offen.
Fazit: Massentaugliches bietet Peter Horton auf „Wilde Gärten“ eher nicht, und als Zielgruppe würde ich mal ein eher älteres und etablierteres Publikum vermuten (wobei ich Peter Horton aber definitiv nicht in die Schlager-Ecke abstellen würde) - wer sich auf seine Stimme und Texte einlassen kann, wird jedenfalls mit einem ambitioniertem und interessantem Album belohnt.
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | Wilde Gärten | 3:43 |
2 | Regenbogen | 4:24 |
3 | Trinken unsre Träume | 5:03 |
4 | Ein Mensch, der liebt | 4:55 |
5 | Vater Staat | 4:28 |
6 | Atmendes Wunder | 3:50 |
7 | Caress | 4:05 |
8 | Ich bin der Engel | 3:42 |
9 | Gut zur Erde | 4:09 |
10 | Mein Vater | 4:16 |
11 | Sittin' on a Stone | 8:14 |
12 | Ka' ena | 3:22 |
13 | Wilde Gärten (Album Version) | 6:53 |
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Besetzung |
Peter Horton - Gesang, Gitarre u. a. Enrico Coromines - Arrangement, Programming u. a. Christian Doepke - Akustik Piano Oliver Hahn - Orgel, Keyboards u. a. + diverse weitere Musiker
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