Musik an sich


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Die Liturgie des Hl. Chrysostomus (Safonov)

Die Liturgie des Hl. Chrysostomus. Mittelalterliche Gesänge der russisch-orthodoxen Kirche


Info
Musikrichtung: Mittelalter vokal

VÖ: 15.11.2007

Christophorus / Note 1
CD (AD DDD 2002) / Best. Nr. CHR 77287


Gesamtspielzeit: 77:45



MIT HERZ UND STIMME

Die Zeit steht für rund 80 Minuten beinahe still. Mit unendlicher Ruhe steigen die Gesänge aus der Tiefe empor und entfalten sich in der Göttlichen Liturgie des heiligen Chrysostomus, dem Hauptgottesdienst der Russisch-Orthodoxen Kirche.
Es ist keine Musik für das Konzert, sondern Musik des Ritus, gebunden an seine gottesdienstliche Funktion. Auch deshalb wurde die Liturgie nicht im Studio oder einer leeren Kirche eingespielt, sondern entstand als Mitschnitt während einer wirklichen Messe in der Kirche des Propheten Elias in Moskau. Das Besondere ist die Beschränkung auf die unverfälschten mittelalterlichen Gesänge, ohne die gefühligen Harmonisierungen späterer Zeiten. Der Neumatische Choral – das orthodoxe Gegenstück zum Gregorianischen Choral – wurde bis ins 18. Jahrhundert in seiner strengen Form praktiziert. Er setzt sich aus kanonisierten Melodieformeln zusammen, ist also weniger Ergebnis einer Komposition denn einer Montage von anerkannten Bausteinen. Darin ähnelt er den Ikonen, die ebenfalls auf ein festes Formenrepertoire zurückgreifen und keine Neuerfindungen, sondern getreue Abbilder eines Urbildes sein wollen.

Die erhabene Schlichtheit der Gesänge verrät wenig von der tiefen emotionalen Bewegung, die sie bei den Gläubigen auslös(t)en. Im 19. Jahrhundert schrieb Bischof Ignatij Brjancaninov: „Sie drücken das Stöhnen der reuigen Seele aus, die im Lande der Vertreibung nach dem seligen ersehnten Land der ewigen Freude … seufzt.“ Die Töne schwängen so traurig, so sehnsuchtsvoll wie der Wind in der Wüste; einmal verschwänden sie wie das Echo zwischen Felsen, dann wieder erdröhnten sie plötzlich und majestätisch. Und diese Majestät sei dem Himmel angemessen.
Die authentische Darbietung durch den Chor des Moskauer Danilov-Klosters ist kraftvoll und intensiv, entzieht sich aber einer künstlerischen Kritik. Der Repertoirewert ist hoch. Es ist das Dokument einer ungebrochenen spirituellen Tradition, die allein den heiligen Mysterien der Liturgie dienen und die Herzen der Gläubigen erschüttern und zu Gott erheben will.



Georg Henkel



Besetzung

Chor des Moskauer Danilov-Klosters
Zelebrant: Bischof Hilarion Alfeyev
Ltg. Georgy Safonov


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