Dessay, Natalie (Pidó)
Italienische Opernarien
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Info |
Musikrichtung:
Belcanto
VÖ: 23.11.2007
Virgin Classics / EMI (CD, DDD (AD: 2007) / Bets.nr. 00946 395243 2 7)
Gesamtspielzeit: 73:17
Internet:
Natalie Dessay
Virgin Classics
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BELCANTO
Ein Programm mit den populären "Schlagern" der Belcanto-Ära hat sich Natalie Dessay für ihre neue CD zusammengestellt. Ihre Stimmkunst hat sie bereits in zahlreichen Schallplatten- und Bühnenproduktionen unter Beweis gestellt und auch diesmal ringt es dem Hörer Bewunderung ab, mit welcher Präzision Natalie Dessay noch in den Koloraturen jeden einzelnen Ton zu schattieren und zu gestalten versteht. Das sonst oft zu hörende Verschleifen der Töne sucht man hier vergebens. Somit könnte ein solches Belcanto-Recital mit dieser Sängerin tatsächlich ein reiner Genuss sein. Das Bemühen, ein Programm mit der gesamten Hitparade des Belcanto vorzulegen, fordert indes seinen Tribut:
Obowhl Natalie Dessay mit 42 Jahren nicht mehr zu den ganz jungen Sängerinnen gehört, tönt ihre Stimme noch immer mädchenhaft silbrig und leicht. Für die Charakterzeichnung der Gilda in Verdis Rigoletto oder der Elvira in Bellinis "I Puritani" ist dies eine perfekte Voraussetzung. Und auch für die Wahnsinnsszene der jungen Lucia in Donizettis "Lucia di Lammermoor". Vor allem letztere gestaltet Natalie Dessay äusserst intensiv. Die Wahnvorstellungen der Lucia werden von ihr überzeugend als verinnerlichte Erlebniswelt vorgestellt, die sich nur gelegentlich expressiv nach außen Bahn bricht. Hier also braucht die Dessay keinen Vergleich mit den ganz großen Vorbildern in dieser Partie zu scheuen.
Hingegen wollen Stimmcharakter und -farbe nicht recht zu den Partien der Violetta (La Traviata) und der Maria Stuarda passen. Bei ihnen braucht es eine reifere, voluminösere, schwergewichtigere und dramatischere Stimme, um den Figuren Leben einzuhauchen. Gerade bei diesen beiden Szenen nimmt Natalie Dessay zudem den dramatischen Impetus zurück, so dass die Stimmungswechsel nicht markant genug gezeichnet werden. In Vergleich mit den Einspielungen der großen Primadonnen vermag sich Dessay daher in Bezug auf diese Szenen nicht durchzusetzen.
Ein besonderer Pluspunkt der Aufnahme ist die Begleitung durch das Orchester Concerto Köln, das mit einer oft kammermusikalischen Durchhörbarkeit des Ensembleklangs aufwartet und das - partiturgetreu - bei der Szene aus Lucia di Lammermoor eine Glasharmonika verwendet und nicht die sonst oft ersatzweise zu hörende Flöte. Es entsteht ein jenseitiger, unwirklicher Klang, der im Zusammenspiel mit Dessays Sopran die Zerbrechlichkeit bwz. das Zerbrechen der Lucia perfekt vor Ohren stellt.
Dass Virgin Classics für die Aufnahme den bei Universal unter Vertrag stehenden Roberto Alagna ausgeliehen hat, war im Übrigen eine krasse Fehlentscheidung. Man kennt das Phänomen vom Fussball: Spieler, die an andere Vereine ausgeliehen werden, kommen meist von der Ersatzbank und sind selten die besten Pferde im Stall. Alagna forciert die Tongebung schlimmer denn je und verunstaltet so das "Sempre libera" aus Verdis La Traviata bis zur Lächerlichkeit. Das Mailänder Publikum hat ihn mit gutem Grund 2006 in der Scala mit Buh-Rufen von der Bühne vertrieben. Man muss froh sein, dass er in der vorliegenden Produktion nur kurz zum Einsatz kommt.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-2 Verdi: E strano! - Ah, fors´e è lui - Follie! - Sempre libera (La Traviata) 10:52 3-5 Bellini: O rendetemi - Qui la voce - Vien diletta (I puritani) 16:37 6-8 Donizetti: Allenta il pié - Oh nube che live - Nella pace del mesto riposo (Marai Stuarda) 10:28 9 Verdi: Gualtier Maldé - Caro nome (Rogioletto) 06:44 10-11 Bellini: Eccomi in lieta vesta - Oh! quante volte (I Capuleti e i Montecchi) 09:49 12-15 Donizetti: Il dolce suono - Ardon gli incensi - S´avanza Enrico - Spargi d´amaro pianto (Lucia di Lammermoor) 18:47 |
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Besetzung |
Natalie Dessay, Sopran
Karine Deshayes, Mezzosopran Roberto Alagna, Tenor Franck Ferrari, Bariton Matthew Rose, Bass
Europäischer Kammerchor Concerto Köln
Ltg. Evelino Pidó
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