Musik an sich


Reviews
Gin Chillers

Through the Year


Info
Musikrichtung: Swing / Lounge

VÖ: 26.10.2007

(Sameway Music / M-System & Finetunes)

Gesamtspielzeit: 49:26

Internet:

http://www.ginchillers.de


Die Assoziationen, die ich mit „Gin“ verbinde, sind erst mal nicht sonderlich positiv. In Verbindung mit „Chillen“ liegt dann eine halb verrottete Gestalt unter Zeitungen begraben auf der Parkbank und stinkt aus’m Hals nach – Gin!

Wenn ihr den Namen Gin Chillers aber ein paar Mal schnell hintereinander aussprecht, wird aus der Schnapsleiche ein elegantes, flinkes Nagetier mit dem vielleicht weichsten Fell, das man sich vorstellen kann.

Keine Frage, die Gin Chillers gehören der zweiten Kategorie an. Alles was hässlich, stinkend oder gar abstoßend ist, hat bei dem Quintett aus München nun schon mal gar nichts verloren. Was hier zu hören ist, bewegt sich zwischen einem sich gesittet benehmen könnenden Monaco Franze und einem gewaltfreien James Bond. Die Pennerbrause verwandelt sich also in die Basis der Drinks, die von den Schönen und Reichen in stilvoll mondäner Umgebung geschlürft werden.

Schwitzige Rock-Atmosphären braucht man hier also nicht zu befürchten. Ob ganz sanft, mit Rhythmus für leicht schwingende Hüfte, oder sogar mit angedeutet rockigem Unterton, die Gin Chillers geben sich immer seidenweich und elegant. Sie streicheln die Ohren so behutsam, das keinesfalls Bewegungen entstehen, bei denen man in Gefahr geriete, etwas vom seinem Drink zu verschütten.

Als Zutaten verwenden die Gin Chillers vier Eigenkreationen und eine Reihe von Cover-Versionen, u.a. von den Beatles, Stevie Wonder und Billy Joel. Dabei sticht das gegen den Strich gebürstete „Superstition“ heraus. Sehr geschickt wird hier eine ganz weiche Version kreiert. Das gibt Sinn, denn Caroline von Brünken hat zwar eine tolle, aber keine Soulstimme und hätte im direkten Vergleich nur verlieren können. So gibt sie dem Stück wirklich etwas Neues und verzaubert so, wie sie das bei fast jedem Stück tut.
Manchmal wünscht man sich die Stimme ein Unze weniger brav, um ein wenig mehr Würze in die Songs zu bekommen. Aber das ist nun wirklich Maulerei auf sehr hohem Niveau.

Trotz des Kompositions-Verhältnisses von 1:2 gegen die Band, unterliegt das Quintett nicht. Im Gegenteil. Die Gin Chillers beweisen mit ihren Eigenkompositionen, dass sie die „Fremdkörper“ eigentlich gar nicht nötig haben. Sie brauchen sich nicht zu verstecken, sondern gehören eher zu den Highlights des Albums
Insbesondere das saft schmeichelnde, vom Pianisten Alex Komlew geschriebene „You're gone“ und das toll groovende „Hip shakin' Baby“, eines der lebendigsten Stücke des Albums, das sich erkennbar bei James Brown bedient.

Eine wunderbare Scheibe, die im stilvollen Digi-Pack kommt. Die zwölf Stücke sind nicht durchnummeriert, sondern passend zum Namen des Albums mit Monatsnamen bezeichnet. Das Booklet hat die Qualität eines kleinen Hochglanz-Kalenders, in dem der Fotograf Stefan Schmalzgruber versucht hat, mit seiner Kamera jeweils für ein Kalenderblatt die Stimmung eines Songs einzufangen. Vorbildlich!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1New York State of Mind 4:33
2This Masquerade 4:25
3Sunday's Hung-over 3:40
4Walking on a Rainbow 3:49
529 Ways 3:14
6Sing 4:11
7Hip shakin' Baby 4:22
8Whatever Lola wants 4:01
9Got to get you into my Life 4:44
10Superstition 4:48
11You're gone 4:41
12Winter Weather 2:54
Besetzung

Caroline von Brünken (Voc)
Christian Klos (B)
Paul Prem (Git, Voc)
Alex Komlew (Keys, Voc)
Benjamin Pfeifer (Dr, Voc)

Gäste:
Reinhard Greiner (Trompete, Flügelhorn)
Jan Kiesewetter (Sax)
Borel de Sousa (Perc)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>