Therion
Gothic Kabbalah
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Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei der Frage, ob das hier wirklich noch als Therion zu bezeichnen ist, wilde Diskussionen geben wird. Natürlich gibt es noch typische Therion-Trademarks. Aber die beschränken sich mittlerweile auf den operettenhaften Gesang, der auch nur noch selten von einem Chor vorgetragen wird, sondern vor allem im Wechsel von Mats Leven und einer weiblichen Stimme, deren Name zumindest im Promotext nicht angegeben wird.
Musikalisch haben Therion 1990 bekanntlich im ganz düsteren Death Metal-Bereich begonnen, aus dem sie sich spätestens mit dem Bahn brechenden Album Theli 1996 befreit haben. Theli definierte ein ganz neues Genre zwischen Operette, Symphonie, Black und Death Metal. Vor allem die letzten Stile sind auf der Gothic Kabbalah praktisch nicht mehr zu hören. Bandleader Christopher Johnsson hat die “hässliche” Ecke des Ringes möglicherweise endgültig verlassen. Einige Gothic-Elemente, die an The Gathering oder Nightwish erinnern, sind noch vorhanden. Die braucht man aber kaum aus irgendeinem Metal Untergenre zu entlehnen. Die kann man bei den beerbten klassischen Genres genauso gut finden. Dazu kommen rockige Klänge, die massiv in klassischen Metal Genres von Hard Rock bis Neo-Klassik, als Rainbow bis Stratovarius, verwurzelt sind. Die Berührungsängste gegenüber poppig klingenden Versatzstücken hatte Johnsson ja bereits auf Theli verloren.
Und so kann man heute bei Therion hämmernde Rock’n’Roll-Pianos erleben, die ich auch bei den Wings schon gehört habe (“Mitternacht Löwe“). Da wird ein an Europe erinnernder Gesang mit folkigen Klängen a la Subway to Sally verbunden (“Gothic Kabbalah“), eine dramatische Rainbow-Nummer kreiert (“Son of the Staves of Time“) und flotte poppige Rhythmik knüpft an traditionelle Therion-Dramatik an (“Three Treasures“). Moderate Chöre verbinden sich mit neoklassischen Gitarrensoli und noch einmal Subway to Sally-Streichern (“Trul“). Reiner Heavy Metal erklingt bei ”T.O.F. - The Trinity“ mit regelrecht rotzigem weiblichem Gesang.
„Richtig“ Therion wird es nur kurz und in Ansätzen zwischendurch (“Close up the Streams“) und vor allem im epischen Abschlusstrack “Adulruna redivivia“.
Insgesamt ein mutiger Schritt, der Therion vor Stagnation bewahrt und auf die Jahre betrachtet auch konsequent die Entwicklung der Band fortsetzt. Es bleibt zu hoffen, dass Johnsson damit mehr Fans „in der Mitte der musikalischen Gesellschaft“ gewinnt, als er sie in der Düsterecke, aus der er kommt, verliert.
Mir gefällt’s!
Bleibt nur die Frage, warum es wieder eine Doppel-CD werden musste. Bei meiner Promo hat es ja auch ein Silberling getan.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Mitternacht Löwe |
2 | Gothic Kabbalah |
3 | The perennial Sophia |
4 | The Wisdom and the Cage |
5 | Son of the Staves of Time |
6 | Tuna 1613 |
7 | Trul |
8 | Close up the Streams |
9 | Three Treasures |
10 | The Path of Arcady |
11 | Chain of Minerva |
12 | T.O.F. - The Trinity |
13 | The Wand of Abaris |
14 | The falling Stone |
15 | Adulruna redivivia |
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Besetzung |
Mats Leven (Voc) Christopher Johnsson (Git) Krisitan Niemann (Git) Johan Niemann (B) Petter Karlsson (Dr)
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