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Mahler, G. (Norrington)
Symphonie Nr. 5
MESSERSCHARF
Für sich allein garantiert das vibratofreie Spiel, das Roger Norrington mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart seit einigen Jahren im Sinne einer historisch-informierten Aufführungspraxis zelebriert, noch keinen musikalischen Erfolg. Welch erhellende Wirkung es aber haben kann, wenn es in einen überzeugenden interpretatorischen Grundansatz integriert wird, zeigt Norringtons Einspielung von Mahlers fünfter Symphonie. Schlaglichtartig erhellt sein Dirigat bislang oft verkannte oder nivellierte Passagen der Partitur und gibt dem Werk einen ganz eigenen Charakter.
Zwingend gelingt ihm bereits der Einstieg: Dem Trauermarsch geht jede pompöse Feierlichkeit ab, vielmehr schiebt sich der gedachte Prozessionszug wie von fahlem Mondlicht beschienen durch eine geisterhafte musikalische Landschaft. Die Streicher befinden sich in idealer Balance mit dem Bläserapparat, dessen Einwürfe von schneidender Präzision sind. Der Strenge des Eingangssatzes wird die rasante Fahrt durch den kataraktartigen zweiten Satz gegenübergestellt. Immer wieder reißt Norrington hier das Ruder bewußt jäh herum.
Der Kontrast zu Beginn des folgenden Scherzo hätte allerdings stärker herausgearbeitet werden dürfen. Hier konterkariert Norrington den Walzerauftakt vorschnell und lässt ihn ins Absurde abgleiten - unnötig, geschieht dies doch im Verlauf des Satzes ohnedies nur allzu bald. Einen kurzen schwelgerischen Momente hätte man sich hier durchaus gewünscht. Im weiteren entwickelt das Scherzo aber eine enorme Zugkraft als Mittelpunkt des Werkes und Norrington beschönigt die grotesken Züge des Satzes zu keiner Zeit.
Als einen musikalischen Eiskristall von größter Schönheit und Zerbrechlichkeit formt er sodann das Adagietto. Es ist ein fast schüchterner Ansatz, der seine Magie gerade aus der Zurückhaltung bezieht. Wer es filmmusikalisch schwer und dick mag, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Wer aber bereit ist, die Ohren zu spitzen und bislang ungehörtes zu entdecken, wird reichlich belohnt.
Im Schlußsatz entfalten Norrington und sein Orchester keinen besinnugslosen Freudentaumel, sondern sie denken von Anfang an mit, auf welch schmalem Grat sich die Freude, die Mahler hier vorstellt, bewegt, wie gefährdet sie ist und wie sie gerade deshalb um so gieriger genossen wird. Der rauschaften Stretta am Ende wird der Schlussakkord dann auch konsequent äusserst schroff entgegengesetzt
Kein Wunder, dass das Publikum bei diesem klanglich ausgezeichnet gelungenen Live-Mitschnitt sogleich in Bravo-Rufe ausbricht!
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Symphonie Nr. 5 cis-moll 1 Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt 11:33 2 Stürmisch bewegt, mit größter Vehemenz 14:26 3 Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell 17:19 4 Adagietto. Sehr langsam 08:54 5 Rondo - Finale. Allegro giocoso 15:23 |
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Besetzung |
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Ltg. Roger Norrington
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