Musik an sich


Artikel
JEFF MARTIN – Ein Leben nach THE TEA PARTY



Info
Gesprächspartner: Jeff Martin

Zeit: 17.12.2006

Ort: Irland / Deutschland

Interview: Telefon

Stil: Rock

Internet:
http://www.jeff-martin.net
http://www.myspace.com/jeffmartinsolo

Auf den ersten oberflächlichen Blick hätte der Kanadier JEFF MARTIN ein glücklicher Mensch sein müssen. Er feierte Riesenerfolge mit seiner Band THE TEA PARTY in Kanada und Australien, jedes ihrer Alben wurde mit Gold- und Platinauszeichnungen dekoriert und die Band verkaufte die größten Hallen dort spielend aus. Auch privat schien alles in bester Ordnung zu sein. Glücklich verheiratet, frisch Vater geworden. Doch mit der Zeit holte JEFF MARTIN die dunkle Kehrseite des Rock-Buisness immer mehr ein, bis es im Oktober 2005 kurz nach dem Europarelease des Albums Seven circles das Fass zum Überlaufen brachte und er überraschend die Tür zur TEA PARTY hinter sich schloss. Etwas durch das sich seine ehemaligen Mitmusikanten Jeff Burrows (Schlagzeug) und Stuart Chatwood (Bass, Keyboard) sehr vor den Kopf gestoßen fühlten.
Kurz darauf fand er in Europa, genauer gesagt im Süden Irlands, eine neue Heimat. Dieser Abstand zu seinem ehemaligen Wirkungskreis gab ihm neue Kraft und beflügelte seine Kreativität. Er schrieb zehn neue Songs und nahm diese zusammen mit seinen Freunden Michael Lee (ehemaliger Page/Plant- und The Cult-Drummer) und dem indischstämmigen Ritesh Das (Mitglied des Toronto Tabla Ensembles) auf. Ergebnis war sein erstes Soloalbum Exile and the kingdom, welches im April 2006 in Kanada veröffentlicht wurde. Diese CD klingt fast wie eine reduzierte Version seiner Ex-Band, ist aber um einiges persönlicher gestaltet. Leider lässt ein Europa-Release dieses Stückchens Musik noch (!) auf sich warten.
Für MAS bot sich die Gelegenheit mit JEFF MARTIN ein wenig über das zurückliegende Jahr zu plaudern. Am anderen Ende der Leitung präsentierte sich ein sehr freundlicher und angenehmer Gesprächspartner, der sich viel Zeit nahm und bereitwillig und vor allem sehr offen Auskunft über alle Fragen gab. Ergebnis hiervon ist das folgende Gespräch, welches interessante Neuigkeiten für seine deutschen Fans enthält und und gleichzeitig einen Blick in das Wesen eines nachdenklichen und von Liebe und Leidenschaft angetriebenen Menschen gewährt, dem die persönliche musikalische Erfüllung wichtiger ist als geschäftliche Zwänge.


Jeff Martin


MAS:
Jeff, Du bist dies in den letzten zwölf wahrscheinlich schon viel zu oft gefragt worden, doch die Tatsache, dass Du The Tea Party verlassen hast, wurde von der deutschen Presse ein wenig vernachlässigt. Aus selbiger bist Du seitdem auch komplett verschwunden. Warum hast Du die Band im Herbst 2005 verlassen? Mehr aus persönlichen oder aus musikalischen Gründen?

Jeff Martin:
Eigentlich aus beidem. Meine persönliche Beziehung zu den anderen beiden, Jeff und Stuart, litt in den letzten Jahren ziemlich. Die Tea Party stand sehr unter dem Druck kommerzieller zu werden. Und dies war keine Richtung mit der ich mich wohl fühlte. Ich besann mich wieder auf das was wir zusammen geleistet und geschaffen hatten. Alben wie Edges of twilight oder Transmission. Speziell diese beiden sind große musikalische Statements. Und als Haupt-Songwriter in eine Richtung gepresst zu werden in die ich nicht hin möchte, geht einfach gegen meine Prinzipien. Das war das Eine. Nachdem wir dann unser achtes Album als kreative Einheit aufgenommen hatten und ich sah was wir zusammen erreicht hatten, fühlte sich das für mich so komplett und vollendet an. Und ich wollte nicht zusehen, wie die Band danach immer bedeutungsloser wird. Ich wollte einfach ein gutes Erbe hinterlassen. Weiter hatte ich vor mich mehr mit akustischer Musik beschäftigen. Ich denke das waren im Großen und Ganzen die Gründe für das Verlassen der Band.

MAS:
Ich muss zugeben, dass ich auch nicht gerade der größte Fan von Seven cirles bin. Es ist einfach nicht mehr die leidenschaftliche und einzigartige Art von Band darauf zu hören die man mit den Jahren lieben gelernt hatte.

Jeff Martin:
Dies ist genau dies wie ich es auch sah. Bei diesem Album zogen wir das erste Mal außenstehende Produzenten hinzu. Wir haben versucht mit Bob Rock und einer Reihe von anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Die Sache ist nur, dass The Tea Party immer eine ziemlich einzigartige Band war. Ich sage es mal so, wenn ich Musik kreiere habe ich den Klang in meinem Kopf und es ist schwierig für mich diesen jemand anderem zu erklären. Und meiner Meinung nach ging die Vision und der Sound der Band während der Produktion von Seven circles verloren.

MAS:
Nachdem Du die Band verlassen hattest, suchtest Du Dir eine neue Heimat, welche Du in Irland nun wohl gefunden hast. Warum gerade Irland? Was zog Dich hin zu dieser grünen Insel?

Jeff Martin:
Nun, mein Ich brauchte etwas Heilung. Einer der Gründe hierfür war die Beziehung zu Jeff und Stuart. Ich wurde zunehmend unglücklicher wie mit es mit der Band lief. Ich übertrieb es auch mit meinen persönlichen Lastern. Drogen und Alkohol und dieses ganze Rock ´n Roll-Zeug. Ich bin nicht die Art von Mensch bei dem eine konventionelle Reha gefruchtet hätte. Ich weiß gar nicht wie ich das jetzt ausdrücken soll. (nachdenklich) Es ist nur so, dass ich die Dinge immer auf meine eigene Art anpacken muss. Meine Familie, meine Frau Nicole, mein kleiner Sohn Django und ich lebten für eineinhalb Jahre wie Zigeuner. Ich wollte endlich ein Zuhause weit weg von diesem Rock ´n Roll-Zirkus finden. Ich brauchte einen Ort an dem ich mich geistig wieder fangen konnte und an dem ich einen Grund finde wieder Songs zu schreiben.
Ich habe Irland in den letzten zehn Jahren immer wieder besucht. Ich habe einen guten Freund hier, Roy Harper (britischer Singer-Songwriter - Anm.d.Red.). Ich besuchte Roy hier im Juli 2005, da wusste ich schon, dass die Sache mit der Band vor dem Ende stand. Roy überzeugte mich davon hierher zu kommen um ein neues Leben anzufangen. Seit ich dies getan habe, bin ich mit mir selbst wieder ins Reine gekommen. Dies ist definitiv das Beste was ich tun konnte! Für meinen Sohn, für meine Frau und ebenso für mich.


MAS:
Das Beste was Du tun konntest … Dies bringt mich zu Deinem Solo-Album, welches Du nach Deinem Umzug nach Irland aufgenommen hattest: Exile and the kingdom. Ist der Titel des Albums eine Art Referenz an Deine neue Heimat?

Jeff Martin:
In einer gewissen Art ist es das. Wie ich eben erklärt habe, musste ich weg. Ich musste mich selbst in eine Art Exil schicken. Und was ich in mir selbst und meiner Umgebung fand, war dieses neue Königreich. Aber eigentlich kommt der Titel von einem Buch des französischen Schriftstellers Albert Camus. Diese Geschichte handelt von einem Mann der versucht seine innere Stimme wieder zu finden. Deshalb dachte ich, dass dieser Titel sehr gut zu meiner persönlichen Situation passen würde. Auch aufgrund des Liedes „The kingdom“. Meiner Meinung nach ist dies einer der besten Songs den ich je geschrieben habe. Und er bedeutet mir so viel!

MAS:
Wie fühlte es sich an nach den vielen Jahren musikalisch an auf sich allein gestellt zu sein? Gingst Du den kreativen Prozess anders an als mit Deiner ehemaligen Band?

Jeff Martin:
Ein wesentlicher Unterschied ist … (überlegt). Nun, Jeff und Stuart waren so unglaublich gute Musiker. Für die Songs die ich schrieb war es wunderbar mit dem Schlagzeugspiel von Jeff verwöhnt zu werden. Meiner Meinung nach ist er einer der besten Drummer der Welt. Und vor allem konnte er immer die Rhythmen reproduzieren, welche ich in meinem Kopf hörte. Er konnte sie zum Leben erwecken. Dasselbe gilt für Stuart und sein Bassspiel. Jetzt ist es mehr ein Fall von: ich mache es einfach selbst. Aber aufgrund der Ausrichtung, mehr akustisch-basiert und ich spiele meine Weltmusikinstrumente, ist es etwas ganz anderes. Ich fühle mich jetzt viel wohler. Die Dinge wurden einfacher.

MAS:
Wie Du eben gerade erwähntest, basiert Deine neue Musik mehr auf akustischen Gitarren, als Deine früheren Sachen. Ist dies etwas was Du schon lange realisieren wolltest?

Jeff Martin:
Ja, genau. Eigentlich begann jedes einzelne Tea Party-Lied welches ich schrieb, als akustischer Song. Dann brachte ich diese Ideen zu meiner Band und wir bauten sie aus und machten daraus Rocksongs. Nur ist es so … (nachdenklich). Es gibt etwas, dass Musiker den „Lagerfeuertest“ nennen. Du kannst ziemlich einfach große Rock-Produktionen machen. Auch die Tea Party tat das. Aber der wahre Test ob ein Lieb etwas taugt ist, wenn Du Dich nur mit Deiner Gitarre und Deiner Stimme vor ein Lagerfeuer setzt und Du dabei die Intention des Liedes herüberbringen kannst. Dies ist ein guter Test für großartiges Songwriting. Das wollte ich mit meiner Musik erreichen. Etwas dass die wahre Inspiration hinter dem Lied zeigt.

MAS:
Das ist natürlich der Idealfall. Gerade heute wo man mit der verfügbaren Studiotechnik jeden kleinen Song in ein Riesending verwandeln kann.

Jeff Martin:
Das ist wohl wahr. Es wird viel getrickst. Weißt Du, man kann jeden noch so schiefen Sound „in tune“ klingen lassen (lacht). Aber zurück zu Exile and the kingdom. Als ich damit anfing befand ich mich in einer Phase des Übergangs. Ich hatte gerade eine große Rockband verlassen. Meine Vision war akustische Musik, ein akustisches Album zu machen. Aber dann ging ich doch zu den Dingen zurück, mit denen ich vertraut war. Ich hatte Michel Lee welcher die Drums auf der Platte einspielte. Und als er anfing zu spielen stimmte ich mit meiner E-Gitarre mit ein. Und es schien fast ein Tea Party-Album zu werden.
Aber was ich jetzt gemacht habe, und ich hoffe es in Europe im neuen Jahr veröffentlichen zu können, ist dass ich Exile and the kingdom neu aufnahm. Jetzt ist es absolut akustische Musik. Es gibt kein Schlagzeug mehr. Nur Weltmusik-Perkussion. Ich bin sehr begeistert davon! Es ist so nah an meiner ursprünglichen Intention wie es nur sein könnte. Ich hoffe mit Plattenfirmen in Europa in Kontakt zu kommen um es zu veröffentlichen und bei Euch touren zu können.

MAS:
Das sind ja wirklich tolle Neuigkeiten! Diese neue Version ist als nur Du und Ritesh als Perkussionist?

Jeff Martin:
Ja, ich und Ritesh. Und ein weiterer Perkussionist und vielleicht noch ein Bassist.

MAS:
Es besteht auch noch kein direkter Kontakt zu bestimmten Labels?

Jeff Martin:
Nein, noch nicht. Ich lasse mir Zeit. Ich muss die richtigen Leute hierfür finden. Sie müssen dasselbe für Musik übrig haben wie ich. In der Welt in der wir heute leben, mit all den Indie-Labels, lassen sich Leute finden, die mit der gleichen Passion hinter der Sache stehen wie ich selbst.

MAS:
Was mir an Deinem neuen Album gefiel, war der im Vergleich zu Seven circles wieder verstärkte Einsatz der Weltmusikelementen. Dadurch fühlte ich mit dort sofort zu Hause. War es Deine neue Freiheit, die Dich veranlasst hat sich wieder mehr darauf zu konzentrieren?

Jeff Martin:
Das geht auf den Druck der auf The Tea Party ausgeübt wurde, kommerzieller und etwas mehr Mainstream zu werden, zurück. Eben das was ich vorhin erwähnte. Eines der Dinge die dabei etwas in den Hintergrund traten, waren eben diese Einflüsse aus dem Mittleren Osten und der musikalische Aspekt was wir mit ihnen taten. Das irritierte die Leute. Früher war das etwas, was die Tea Party so einzigartig machte. Wir nahmen etwas wie Led Zeppelin’s „Kashmir“ und führten es noch ein Stück weiter. Das ist das was mich als Songwriter ausmacht. Dieser Teil der Welt hat eben einen großen Einfluss auf mein Songwriting. Ich trage es in mir und es ist absolut natürlich für mich. Es war immer ein großer Teil von dem was ich tat.

MAS:
Kannst Du Dich erinnern wann Du zum ersten Mal mit Melodien und Instrumenten aus diesen Ländern in Kontakt kamst?

Jeff Martin:
Als Kind hörte ich Sachen wie die Beatles, Led Zeppelin oder auch die Stones. Als ich diese Musik so mit 11 Jahren anhörte war das ziemlich aufregend für mich. Wenn Deine Neugier genauso groß ist wie meine, wirst Du auch eines Tages damit anfangen nach den Wurzeln dieser Bands zu suchen. Damit begann ich zum Beispiel Ravi Shankar oder Musik aus der Türkei zu entdecken. Als ich damit anfing eigene Musik zu schreiben, kamen diese Einflüsse durch. Besonders bei meinem Gitarrenspiel. Ich verwende z.B. verschiedene Gitarren-Tunings um diesen Klang zu erreichen.

MAS:
Lass uns jetzt ein bisschen über ein paar Lieder Deiner CD sprechen, welche ich für die auffallendsten halte. Beginnen wir mit dem Eröffnungstitel „The world is calling“. Ich kann mich vielleicht irren, aber der Text klingt ziemlich nach einem Art politischen Statement über den Herren im Weißen Haus.

Jeff Martin:
Ja, so ist es. Es ist wahrscheinlich das erste Mal, dass ich so etwas geschrieben habe. Ich wollte bei The Tea Party immer vermeiden etwas Politisches einzubringen. Ich richtete mein Augenmerk mehr auf persönliche Dinge, den Zustand der menschlichen Seele. Aber wenn man ein Kind auf die Welt bringt, es eine Regierung wie die momentane amerikanische gibt und sieht was sie in der Welt alles anrichtet, bekommt man langsam einen etwas anderen Blickwinkel. Ich war der Meinung, dass ich mit meiner Musik einfach etwas hierüber sagen muss. Gerade aus der tiefen Liebe und dem Respekt den ich für diesen Teil der Erde, wie den mittleren Osten, hege. Ich habe zum Beispiel viele sehr gute Freunde in Jerusalem. Ich fühlte einfach, dass ich meinen Standpunkt hierzu klarstellen muss.

MAS:
Lass uns noch einmal auf das Lied „The kingdom“ zurückkommen. Er klingt nach dem großen „Aufbruch-Song“. Hat der Text etwas mit dem Verlassen der Tea Party und Finden einer neuen Heimat in Irland zu tun?

Jeff Martin:
Der Text handelt ausschließlich davon! Ich war ziemlich verletzt und fühlte mich betrogen von den Reaktionen von meinen ehemaligen Bandkollegen darauf. Wie ich es immer getan hatte, verarbeite ich meine Probleme durch das Schreiben von Songs. Als ich mich durch diese negative Seite in mir durchkämpfte, entdeckte ich gleichzeitig dieses schöne Leben hier. Diese neue Liebe welche ich „das Königreich“ nannte. Der Song handelt also von einem Mann in einer Phase des Übergangs. Der Weg aus einer schlimmen Situation zu einer neuen Positivität.

Ritesh Das

MAS:
„Good time song“ klingt ganz danach als hättet ihr sehr großen Spaß während der Aufnahmen gehabt. Er präsentiert eine ganz neue fröhlich klingende Seite von Dir. Wie liefen denn die Aufnahmesessions und wie lange dauerten sie?

Jeff Martin:
Wir waren ziemlich schnell. Die ganze Platte haben wir innerhalb von eineinhalb Wochen aufgenommen. Ich hatte eine großartige Zeit während den Aufnahmen! Es war als wären meine Batterien wieder aufgeladen worden. Ich war definitiv um einiges nüchterner als früher mit der Tea Party (lacht). Ich war einfach an einem fröhlichen Ort. Ich hatte meine Familie und neue Freunde um mich. Ich und Ritesh haben eine tolle Freundschaft miteinander. Aber nun zu dem Song. Ritesh und ich saßen im Kontrollraum des Studios. Ich wartete darauf einen weiteren Gitarren-Overdub für „The kingdom“ zu machen und probierte etwas an meiner Gitarre herum. Da begann Ritesh auf einmal damit auf dem Tisch zu trommeln als würde er seine Tablas spielen.

MAS:
Das ist wohl auch das erste Mal, dass man einen Tisch als Instrument auf einer CD zu hören bekommt! (lacht)

Jeff Martin:
Yeah! (lacht ebenso) Ich dachte „F**k, das ist großartig“ und sagte meinem Toningenieur er solle die Mikrofone hier hereinbringen. Also nahmen wir die Sache im Kontrollraum auf. Aber ich dachte nie, dass wir es auf das Album nehmen würden. Wir alle meinten, es sei mehr etwas wie ein Outtake. Aber als ich bei den Mixing-Session nochmals darüber nachdachte, fand ich es einfach zu gut um es nicht zu verwenden. Dann dachte ich darüber nach etwas über die Aufnahmen und die gute Zeit die wir damit hatten zu schreiben. Und davon handelt dieser Song.

MAS:
Nicht das schlechteste Ende für die CD.

Jeff Martin:
Er ist gut platziert, da „The kingdom“ so ein Riesensong ist. Er ist so heavy, dass man anschließend etwas frische Luft zum Atmen braucht.

MAS:
Wie viele Songs hast Du eigentlich für das Album geschrieben?

Jeff Martin:
Nur das was auf der Platte zu hören ist. Seitdem habe ich auch hier ein paar einzelnen Songs geschrieben. Wie ich bereits zum Re-Release von Exile and the kingdom gesagt habe, möchte ich mich zuerst auf dieses Projekt konzentrieren. Also versuche ich mich davon abzuhalten neue Songs zu schreiben. Ich konzentriere meine ganze Kraft und den Fokus momentan darauf das Album in Europa herauszubringen. Das war schon immer mein Traum. Ich liebe alles was wir mit der Tea Party gemacht haben, aber ich wünschte, wir wären öfter in Europa unterwegs gewesen. Ich liebe den Liftstyle, die Kultur und alles andere hier. Ich denke dort wird meine Musik am meisten geschätzt. Das ist auch einer der Gründe für den Umzug.

MAS:
Wie groß war den Einfluss von Micheal Lee und Ritesh Das auf die Songs?

Jeff Martin:
Ritesh hatte einen großen Einfluss auf mich. Er war von Tag eins an für mich da, als ich durch die schwere Zeit mit der Band ging. Und Michael Lee, nun er ist einfach Michel Lee (lacht). Er beeinflusste mich auf die Art, dass ich meine elektrische Gitarre wieder zur Hand nahm. Das wollte ich anfangs nicht tun. Aber es machte doch Spaß damals. Es sind beides tolle Menschen mit großen Seelen. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mit ihnen arbeiten durfte.

MAS:
Bist Du mit beiden schon lange Zeit befreundet?

Jeff Martin:
Mit Ritesh schon. Ich kenne ihn seit ungefähr zehn Jahren. Zwischen Michael Lee und mir ist es eine relativ neue Freundschaft. Wir kennen uns beide aus der Zeit als The Tea Party mit Jimmy Page und Robert Plant getourt sind. Wir kamen in Kontakt und haben ihn seitdem aufrechterhalten. Und so kam es, dass wir mit der Zeit Freunde wurden und dies nun zusammen machten. Es war wie eine im Himmel geschlossene Partnerschaft. Nun, das ist sehr toll.

MAS:
Um nochmals auf die Songs zurückzukommen. „Black snake blues“ ist der purste Blues den Du seit langem für ein Album aufgenommen hast. Ist diese Blues-Geschichte etwas was Du schon lange in Dir trägst?

Jeff Martin:
Ich sage mal ja. Es geht zurück auf das erste Tea Party-Album. Es gibt dort einen Song namens „Sun going down“. Der Blues ist etwas mit dem ich aufgewachsen bin. Mein Vater war ebenfalls Musiker. Er spielte Bass. Er hat mich geformt. Er brachte mich dazu B.B. King, Robert Johnson und all die anderen großartigen Blues-Musiker zu hören. Als ich anfing Gitarre zu lernen war ich acht Jahre alt. Daher bin ich der Gitarrist geworden, der ich heute bin. Ich hörte auch noch als Teenager viele Bluessachen. Deshalb steckt es nach wie vor in mir. Der Song hatte auch etwas damit zu tun, mit meiner neuen Musik in diese akustische Richtung zu gehen. Ich wollte einen Blick zurück wagen. Es ist so ein großer Teil von mir, dass ich das einfach tun musste. Die neue Version, welche in Europa veröffentlicht werden soll, klingt noch etwas antiker. Sie klingt als sei sie von 1930.

MAS:
Etwa so wie bei dem im Internet downloadbaren Video?

Jeff Martin:
Genau so.

MAS:
Kommen wir zu „Daystar“, einem Song über Deinen Sohn. Dieser gefällt mir besonders gut, da ich ebenfalls ein kleines Kind habe. Hat Dich das Gründen einer Familie und ein Vater zu werden einen Effekt auf Dein Songwriting?

Jeff Martin:
Nun, bei diesem Lied schon. Ich sage mal so, und alle neuen Eltern werden das kennen. Wenn man ein Kind auf die Welt bringt ist dort diese neue Liebe und ein neues Verständnis für gewisse Dinge. Und auch diese neue Ansicht die man vom Leben bekommt. Deshalb hat mich auch die Geburt meines Sohnes vor zwei Jahren komplett verändert. Ich wurde ein besserer Mensch. Vor seiner Geburt war ich ziemlich egozentrisch und dieser ganze Rock ´n Roll-Scheiß (lacht).

MAS:
Dann war höchste Zeit endlich die inneren Dämonen loszuwerden.

Jeff Martin:
Ja! Ich kann sagen, mein Sohn hat mich gerettet. Es ist ein fortschreitender Prozess. Es ist etwas das ich sehr schätze.

MAS:
Was beeinflusst oder inspiriert Dich sonst noch wenn Du Songs schreibst?

Jeff Martin:
Es gibt eine ziemlich einfache Antwort auf diese Frage. Was meine Musik beeinflusst ist Leidenschaft. Die Leute sagen, ich sei eine sehr intensive und leidenschaftliche Person. Es ist einfach die Leidenschaft am Leben die mich beeinflusst Musik zu schreiben.

MAS:
Wenn „Daystar“ ein Lied für und über Deinen Sohn ist, ist „Angeldust“ in der selben Art für Deine Ehefrau?

Jeff Martin:
Ja, absolut! Ich bin mit Nicole seit 1994 zusammen. Und sie hält es immer noch mit mir aus (lacht). Das ist eine ziemlich lange Zeit. Wir standen alles zusammen durch. Es ist eine Beziehung von Seelenverwandten. Ich habe sie immer geliebt. Sie ist die Person die am meisten an mich glaubt und in die richtige Richtung lenkt. Darum geht es in „Daystar“.

MAS:
Ich möchte nun ein wenig auf die Konzerte zu sprechen kommen, welche Du im zurückliegenden Jahr gegeben hast. Du hast zum Beispiel mit dem Toronto Tabla Ensemble zusammengespielt. Dies klingt nach einer sehr interessanten Erfahrung. Für die Musiker wie für das Publikum. Kannst Du für diejenige, welche nicht die Möglichkeit hatten dort zu sein, das Ganze ein wenig beschreiben?

Jeff Martin:
Die Tea Party-Kompositionen und meine Solosachen sind, wie ich Dir vorhin schon erzählte, von Musik aus verschiedenen Teilen der Welt beeinflusst. Sei es Indien, Marokko, die Türkei oder was auch immer. Und die Idee welche Ritesh und ich hatten, war die Songs zurück zu diesen Wurzeln zu tragen. Und mit dem Tabla Ensemble und mit mir all diese natürlichen Instrumente spielend, brachte dies neues Leben zurück in die alten Songs. Es machte sie brandneu und gab mir einen Grund sie wieder zu spielen. Überhaupt war es eine wundervolle Fusion. Ziemlich einzigartig. Ich denke, dass noch nicht viele, speziell aus dem Rockbereich, etwas Derartiges gemacht haben. Es war herausfordernd für das Publikum. Aber die Herausforderung war es wert, denn nachdem was ich mitbekommen habe, hatte jeder Spaß an dieser Sache.


MAS:
Eines dieser Konzerte ist nun auf der CD Live in Brisbane 2006 zu hören, welche Du auf Deiner Homepage vertreibst. Was kannst Du mir hierüber berichten? War es ein sehr besonderer Abend damals in Brisbane, Australien?

Jeff Martin:
Es waren alles besondere Abende in Australien. Auch deshalb, da ich durch meine Vergangenheit und meine Familie eine ziemlich intensive Verbindung zu diesem Land habe (seine Frau ist Australierin – Anm.d.Red.). Es waren derart magische Momente an denen wir im September spielten. Ich wollte einfach einen davon einfangen. Daher nahmen wir den letzten Auftritt in Brisbane auf. Und das Publikum in Brisbane mochte schon immer sehr was ich tat, egal in welche Richtung es tendierte. Und es war auch ein sehr magischer Abend als Ritesh und ich mir diese Aufnahmen später anhörten. Das ist etwas, was ich den Fans weitergeben möchte. Ich erwarte mir nichts Besonderes davon. Es ist einfach etwas, dass ich über meine Website verkaufe.

MAS:
Auf Deiner Website war auch zu lesen, dass in nächster Zeit eine Live-DVD erscheinen könnte. Was wird darauf enthalten sein?

Jeff Martin:
Es gibt hierzu Aufnahmen aus Sidney. Ebenfalls ein Auftritt mit dem Toronto Tabla Ensemble. Auch haben wir Aufnahmen in Toronto gemacht. Nun, das wird eventuell veröffentlicht. Aber zuerst denke ich an den Europa-Release meines Solo-Albums. Danach können wir noch mal über die DVD nachdenken.

MAS:
Du bist im diesem Jahr mit einer Fünf-Mann-Rockband und mit dem Toronto Tabla Ensemble getourt. Weiter hast Du Solo-Shows mit Ritesh als Perkussionist gespielt. Was hat Dir davon am meisten Spaß gemacht?

Jeff Martin:
Mir gefiel die Herauforderung mit dem Tabla Ensemble zu spielen. Für mich als Musiker lohnte sich dies sehr. Aber ich denke, dass mir die Soloshows nur mit Ritesh zusammen am meisten gefallen haben. Die Intimität die dabei herüberkommt ist unbestreitbar. Das Publikum hat ebenso seinen Gefallen daran, ein paar Geschichten über und rund im die Lieder zu hören. Es ist eine sehr intensive und verführerische Situation.

MAS:
Was machen die Pläne Europa im Livesektor zu erobern?

Jeff Martin:
Nun, eines nach dem anderen. Zuerst benötige ich eine Heimat für meine Platte. Dafür brauche ich das richtige Label, welches seine Leidenschaft dafür aufbringt. Habe ich dies gefunden nehme ich den Kontakt mit unseren Promotern, mit denen wir bereits früher zu Tea Party-Zeiten zusammengearbeitet haben, auf. Ich will unbedingt zu euch kommen. Ich will, dass Europa vom Grundsatz her das Zuhause für meine Musik wird. Es ist noch ein Weg dorthin, aber ich denke es wird bald soweit sein.

MAS:
Dann hoffe ich das mal. Die ehemaligen Tea Party-Fans warten schon ziemlich lange auf Dich!

Jeff Martin:
(lacht) Ja das hoffe ich auch. Wenn alles nach Plan verläuft, werde ich in Deutschland Ende April oder Mai auftreten.

MAS:
Was können wir 2007 noch alles von Dir erwarten? Schreibst Du vielleicht gerade an Songs für ein zweites Jeff Martin-Album?

Jeff Martin:
Ich konzentriere mich auf das Schreiben wieder sobald ich zurück „on the road“ bin. Das beschäftigt mich während der Zeit in der ich dort sonst nichts zu tun habe. Ich habe vor das Album sehr intensiv zu betouren. Es wird also einige Konzertreisen hier geben. In einer perfekten Welt werdet ihr mich 2007 zwei- oder dreimal nacheinander sehen.

Diskografie
Solo:
Exile and the kingdom (2006)
Live at Brisbane 2006 [mit dem Toronto Tabla Ensemble] (2006)

Mit The Tea Party:
The Tea Party [Indie-Album] (1991)
Splendor solis (1993)
The edges of twilight (1995)
Alhambra [EP] (1996)
Transmission (1997)
TRIPtych (1999)
Tangents [Best of] (2000)
Illuminations [Videoclip-DVD] (2001)
The interzone mantras (2001)
Seven circles (CA 2004, EU 2005)
MAS:
Um langsam zum Ende zu kommen, gibt es noch etwas, dass Du unseren Lesern und Deinen langjährigen Fans mitteilen möchtest?

Jeff Martin:
Ich möchte den deutschen Fans Dankeschön für ihre Geduld sagen (lacht). Ich war lange weg und das kann ich leider nicht mehr ändern. Die geschäftlichen Dinge der Vergangenheit haben dies verhindert. Jetzt nachdem ich die Dinge selbst in die Hand nehme, möchte ich den Kontakt zum deutschen Publikum wieder herstellen. Darauf freue ich mich wirklich sehr!

Ein schönes Schlusswort und ein guter Grund sich auf den weiteren Verlauf des neuen Jahres 2007 zu freuen. Soviel zu Jeff Martin und seiner Musik Heute. Alle die über sein musikalisches Wirken vor 2006 etwas erfahren möchten, empfehlen wir unsere kleine THE TEA PARTY-Werksschau. Sie ist hier zu finden.


Mario Karl



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