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Reviews
Anonymus (Alla Francesca)

Tristan et Yseut. Lieder aus dem Wiener Manuskript


Info
Musikrichtung: Mittelalter vokal & instrumental

VÖ: 01.11.2005

Zig Zag Territories / Note 1
CD (DDD 2004) / Best. Nr. ZZT 051002




ARCHAISCHER LIEBESRAUSCH

Eine Liebe, die keine Grenzen kennt. Eine Liebe, die stärker ist als Leben und Tod. Der Mythos von Tristan und Isolde mag in Richard Wagners gleichnamiger Oper seine unvergesslichste Gestalt gewonnen haben. Aber die Wurzeln dieses Archetypus aller abendländischen Liebesdramen reichen bis in keltische Zeiten zurück. Von da aus ziehen sie sich durch das Mittelalter, wo zahlreiche Lieder die traurig-schöne Geschichte von Tristan et Yseut und ihrer übermenschlichen Liebe erzählen.
Das Ensemble Alla Francesca widmet sich auf seiner Produktion in der Hauptsache den französischen Lais (Liedern) aus dem Wiener Tristan-Manuskript, ergänzt um einige Tänze aus einer berühmten italienischen Sammlung des 13./14. Jahrhundert.
Das Raffinement, mit der die Künstler diese scheinbar so schlichte Musik behandeln, um die anonyme, oft ergreifende Schönheit der weit ausschwingenden Melodien zum Leuchten zu bringen, erschöpft sich nicht nur in der virtuosen Handhabung der Instrumente. Vor allem die herb-sinnliche Stimme der Harfenistin Brigitte Lesne verleiht dem vokalen Part eine besondere Aura, die die Stücke ganz gegenwärtig klingen lässt. Am eindrücklichsten gelingt ihr dies bei dem Lais Li solaus luist et clers et biaus (Die Sonne scheint, hell und strahlend), dem Abschiedsgesang der Yseut. Nichts von dem wahnsinnigen Rausch Wagners! Aber die musikalische Energie ist, trotz aller „Einfachheit“, kaum geringer.
Für Auflockerungen sorgen die meist temporeichen, mit Sackpfeifen, Fidel und Schlagzeug befeuerten Tänze.



Georg Henkel



Besetzung

Brigitte Lesne: Gesang, Harfen
Emmanuel Vistorky: Gesang
Pierre Hamon: Sackpfeifen, Doppelflöten, Querflöte (bansuri & satara), Dreilochflöte, Blockflöte
Vivabinacaluna Biffi: Fidel, Zupfbogen
Miachaël Grébil: Cister, Guiterne
Birgit Goris: Fidel
Bruno Caillat: Tambourins


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