Keine Frage, der Name Dream Theater muss bei diesem Debut immer wieder aus der Tasche gezogen werden. Man höre nur den Opener, “Le Temps de Assassins“ oder das magnum opus, den viergeteilten Titeltrack “Ripples in Time“. Aber wenn man sich schon Vorbilder sucht, dann bitteschön solche.
Und das muss den Dänen zugestanden werden. Weder verheben sie sich an ihrem Anspruch, noch fesseln sie sich sklavisch an ihre Vorbilder. Das Instrumental “Kosmonaten er dod“ erinnert erst mit dem Bass und dann mit den Gitarren stark an das bei vielen Fans ungeliebte und daher oft unterschätzte Yes-Album Drama. Deutlich gesprengt werden die Dream Theater-Grenzen auch mit dem sehnsüchtigen “Sorry“. Trockene verhallende Sounds öffnen den Blick in ferne Räume und Zeiten und geben dem Track eine naturverbundene Weite, die der „stark bebaute“ Metropolen-Sound der New Yorker kaum kennt.
Letztlich bleibt man aber doch zu einem guten Teil Epigone. So sollte man dieses Album auch nicht gleich in einem Atemzug mit Images and Words oder Awake nennen. Im Backkatalog der US-Götter würden die Ripples aber ansonsten einen mehr als guten und durchaus innovativen Bausstein abgeben.
Ihr eigenes Gesicht erhalten Chrome Shift nicht zuletzt durch die Stimme von Rasmus Bak, der als letzter zu der 1999 gegründeten Formation hinzugestoßen ist. Sie hat nicht ganz den charakteristischen Wiedererkennungswert wie die von James LaBrie. Aber das ist nicht einmal ein Nachteil. Ihr weicher und harmonischer Klang ist oft songdienlicher und trägt viel zu dem sehr gebundenen Gesamteindruck der Kompositionen bei, die wesentlich stärker auf solistische Alleingänge verzichten als ihre Vorbilder.
Für Prog Metal-Freunde ist Ripples in Time absolute Pflicht.
Norbert von Fransecky
Trackliste
1
Nightmachine
(5:25)
2
Full Moon
(4:45)
3
In my own Dream
(4:13)
4
Shadowsong
(1:08)
5
Through
(5:55)
6
Kosmonaten er Dod
(3:57)
7
Le Temp des Assassins
(3:48)
8
Sorry
(4:39)
9
Ripples in Time I
(5:17)
10
Ripples in Time II
(5:32)
11
Ripples in Time III
(4:41)
12
Ripples in Time IV
(4:28)
Besetzung
Otto Schütt (Git) Jens Christian Nielsen (b) Jakob Paulsen (Key) Poul Terkildsen (Dr) Rasmus Bak (Voc)