Tschaikowsky, P. I. (Kuchar)
Overtüren u. a.
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Info |
Musikrichtung:
Orchester
VÖ: 10.06.2003
(Naxos / Naxos) Best. Nr. 8.555923
Internet:
Naxos |
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APPETITANREGER Das Programm dieser CD umfasst einige der unverzichbaren Basics für einen solide Tschaikowsky-Diskographie. Selbst Hörer, die glauben, keine oder nur sehr wenig klassische Musik zu kennen, werden sicherlich bei der Eröffnungsfanfare des Capriccio Italien ein Déjà-vu erleben. Oder aus den gleichen Gründen sofort auf die illustrative Melodramatik der Fantasie-Overtüre Romeo und Julia anspringen. Ganz zu schweigen vom glockenseligen, mit echtem Kanonendonner (!) untermalten Finale der pompösen 1812 Overtüre. Irgendwo (und irgendwie) hat man diese 'Hits' schon mal gehört. Hören müssen. Tschaikowskys malerische, bildgewaltige Musik erreichte unsere modernen Ohren schon auf allen möglichen Kanälen. Als konsumanregende Klangkulisse in der Werbung, z. B. Und wohl nicht umsonst hat die Soundtrackfabrik Hollywoods die opulenten Schöpfungen des Komponisten ausgeschlachtet – wenn nicht als Zitat, so doch in geschickter Transformation. Ob wir wollen, oder nicht: Wir hören sie nicht nur, wir 'sehen' Tschaikowskys Musik. Die Assoziation von Bildern dürfte freilich durchaus im Interesse der Komponisten sein. Persönlich bin ich ich einigen Takten der Originale sogar schon als Hintergrundsound für die alten Europa-Hörspiele begegnet, und sei es als Collage aus dem Syntheziser.
Hier musizieren Theodore Kuchar und das Nationale Sinfonieorchester der Ukraine die Originalpartituren als autonome Kunstmusik. Allerdings geriet die Produktion nur appetitanregend, nicht wirklich sättigend. Das liegt zum einen an den Ausführenden, zum anderen an der Klangtechnik. Das Orchester geht zwar mit Schwung zur Sache, allerdings fehlt es an jener Feinabstimmung und "Kunst der Extreme", die verhindert, dass die Musik dann im dicksten Getümmel nicht einfach grandios vorbeischeppert. Auch will sich jene gänsehauterzeugende Atmosphäre des düsterumflorten, tragischen Endes von Romeo und Julia nicht so recht einstellen. Und wenn erst die Tanzrhythmen klobig geraten, dann werden aus Tschaikowskys schillernder Panoramen doch wieder nur 'typisch' klassische Monumentalschinken. Klanglich ist die Aufnahme zu pauschal und distanziert geraten: Den Instrumenten bleibt nicht genügend 'Luft', um den Orchestersatz zu profilieren, die räumliche Abbildung ist eindimensional. Das Finale der 1812 Overtüre, eigentlich ein gefürchteter Boxentest, kommt daher trotz der Böllerschüsse erstaunlich zahm daher.
Also: insgesamt ein ordentlicher Einstieg, aber nichts zum dauerhaften Durchstarten.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Capriccio Italien (op. 45) | 16:16 |
2 | Romeo und Julia | 20:22 |
3 | Tanz der Pokale aus "Schneelöckchen" | 04:24 |
4 | Slawischer Marsch, op. 31 | 09:16 |
5 | 1812 Overtüre (op. 49) | 15:33 |
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Besetzung |
Nationales Sinfonie Orchester der Urkaine
Ltg. Theodor Kuchar
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