Zu einem phantastischen Konzertereignis kam es am 28.12.2003 in Speyer: Zone Six gaben sich die Ehre. Das Konzert fand im Rahmen eines mehrtägigen Festivals statt, dessen Fokus auf Kurzfilmen lag. Da es bei diesen zu einigen Verzögerungen kam, fing das Konzert nicht wie geplant um 23 Uhr an, sondern 1 ½ Stunden später.
Zone Six ist ein Musikerkollektiv, das sich ganz dem Moment verschrieben hat, sprich: es wird nur improvisiert. Dies kann und darf man keinesfalls mit billigem Rumschrammeln vergleichen. Wenn man es nicht weiß, geht man davon aus, dass die Stücke normal eingeprobt sind. Das Zusammenspiel der Musiker ist perfekter als bei mancher Band, die schon seit Jahren zusammen spielt - dabei ist der Zone Six-Gitarrist erst seit drei Wochen mit von der Partie; der Schlagzeuger lieferte seine Debütshow. Unterstützt wird der Auftritt durch Kosmic Klaus And His Solar Sea Slide Show.
Los ging es mit Synthesizergewabere, die Band steigt langsam ein, die Projektionen kommen langsam in Fahrt, was dann kommt, ist schwer in Worte zu fassen: Klangwände bauen sich auf, kollabieren, bereiten leisen, fragilen Strukturen den Weg. Dazu die Diashow, die mit der Musik zu einem einzigen Strudel wird und dich immer mehr reinzieht, nach 10, 15 Minuten ist eh alles eins: der eigene Körper, die Musik und die Diashow. Etwas ähnliches habe ich bis jetzt nur bei den Ozric Tentacles und Godspeed You! Black Emperor erlebt. Ein nie enden wollender Strudel, man lässt sich komplett von der Musik treiben, kann die Energie, die zwischen den Musikern fließt beinahe greifen. Dann ist das erste Stück vorbei; Applaus brandet auf; ungläubiges Erstaunen bei dem Blick auf die Uhr: 70 Minuten sind vergangen, seit die ersten Töne des Stücks erklungen. Ein kurzes Hallo an die Besucher, das zweite Stück setzt die Reise nahtlos fort, 45 Minuten später wird man durch die Pause in die Realität zurückgeholt.
Nach der Pause erklimmt ein Zuschauer die Bühne, um mit seinem Saxophon den Klangkosmos zu erweitern und die nächsten zwei Lieder zu bereichern. Nach ein paar Minuten des vorsichtigen Abtastens ist er in den Zone Six-Energiefluss integriert, die Stücke kommen etwas gemäßigter daher, die ganz lauten/dichten/harten Passagen der ersten Stücke werden nicht nochmals aufgebaut, man schaltet einen Gang zurück (immerhin ist es schon nach 3 Uhr in der Frühe), lässt grazileren, sanfteren Passagen den Vortritt; agiert etwas „chilliger“. Das letzte Stück wird wieder nur von Zone Six dargeboten, mit knapp 10 Minuten das kürzeste Stück des Abends. ganz sanft wird man in die Nacht verabschiedet, die letzten Töne verklingen und das soeben erlebte wird noch einige Minuten genossen, bevor man sich auf den Heimweg macht und dem Sonnenaufgang entgegen fährt (gut, ganz so spät war es dann doch nicht, aber immerhin 4:30 Uhr morgens). Das perfekte Konzert zum Jahresausklang, die Messlatte für die ersten Konzerte 2004 wird sehr hoch liegen... Wer mehr über Zone Six wissen möchte: www.zonesix.de
Sascha Christ
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