Bereits in der fünften Auflage erscheint dieser Interviewband von 1987, der nicht über, sondern aus der Skinheadszene berichtet. Skins, Musiker und teilnehmende Beobachter (ein Sozialarbeiter, ein Filmemacher) der Szene kommen zu Wort.
Dabei werden die unpolitischen (Deutschland) und linken (England) Wurzeln der Skin-Kultur und die frühen Tage in Deutschland in den Blick genommen, als Skins, Punks, Teds und Rocker noch eine gemeinsame Subkultur bildeten. Hauptthema aber ist die (damalige) Jetztzeit, in der die Skinheads in der Öffentlichkeit bereits generell als rechte Schläger galten. Dieses Bild versuchen die Autoren als Vorurteil zu entlarven. Dass es rechte Skins gibt, bestreiten natürlich weder sie noch ihre Interviewpartner. Aber in ihrer Perspektive sind die Skins erst einmal eine unpolitische provozierende jugendliche Subkultur, vor der man keine Angst haben muss.
Problematisch ist die unübersehbar fehlende Distanz der Autoren zum Gegenstand. Häufig sind ihre Fragen suggestiv gestellt mit dem erkennbaren Bemühen bestimmte Aussagen zu erhalten, die sie im Zweifelsfall dann selber abgegeben. Dass ihnen dies bewusst ist und zumindest bei Markus Eberwein mittlerweile ein Sinneswandel eingetreten ist, zeigt das Vorwort zur fünften Auflage. „Vor ein paar Jahren war auch ich ein ganz lieber Skinnies-Verstehen-Woller. Aber bei Euch gibt es nichts zu verstehen. ... Je eher jeder einzelne von euch Skinnies einen handfesten Denkzettel bekommt, umso besser für ihn.“
Aus heutiger Sicht ist nicht zuletzt der Blick auf die bis heute umstrittenen Böhsen Onkelz interessant, die nicht nur in allen Interviews durchgehend thematisiert werden, sondern im ersten Interview selber befragt werden – eines der damals seltenen Interviews der Band. Deutlich wird bereits damals die Distanz der Onkelz zu einer rechten Position, obwohl sie noch völlig selbstverständlich als Skinhead-Band galten.
Markus B. Eberwein & Josef Drexler
Skinheads in Deutschland
Interviews
5. Auflage 2003 (1987), Sonnentanz-Verlag, Augsburg
ISBN 3-926794-38-0
136 Seiten, 10,20 Euro
Norbert von Fransecky
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