"Man with a memory" heißt das beachtliche Album von Newcomer Joe Nichols. So ganz unbekannt ist er jedoch nicht in der Country Music, einige Fans werden sich vielleicht an sein nach ihm benanntes Debütalbum von 1996 erinnern können, mit dem er schon mal auf sich aufmerksam machte. Hört man sich sein aktuelles Werk so an stellt man sich unweigerlich die Frage, wo man dieses Talent denn in der Zwischenzeit nur so lange versteckt hat.
Sein Album überragt auf der einen Seite durch facettenreiche Country Music, auf der anderen Seite trägt seine angenehme, weiche und unaufdringliche Stimme und sein eingängiger Gesang sehr stark zum positiven Bild dieser durchweg gelungenen Produktion bei. Damit dürfte ihm nun endgültig der ganz große Durchbruch gelingen. Würde ein Keith Whitley noch leben, so z.B. könnten sich manche seiner Songs heute anhören, gesanglich wie auch musikalisch erinnert Joe bei einigen Stücken sehr an diesen legendären Country Musiker.
Modern und spielfreudig interpretiert behält seine Musik immer engen Kontakt zur traditionellen Country Music und läuft zu keiner Zeit Gefahr, in seichte Popgewässer abzusacken. Langeweile bei dieser CD ein Fremdwort, denn durch die sehr abwechslungsreiche Songauswahl, bei der verschiedene Stilrichtungen wie Modern Country, Honky Tonk, Pure Country, Country-Swing zum Einsatz kommen, serviert diese Produktion alles andere als Einheitsbrei. Egal welche Stilrichtung, ob Midtempo oder Balladen, Joe Nichols meistert jeden Song so überzeugend, dass man von dieser CD richtig gefesselt wird.
Musikalisch werden die Titel von hervorragenden Studiomusikern glanzvoll in Szene gesetzt, der satte Countrysound mit jeder Menge feinster Steelguitarpassagen lässt das Herz jedes Country Fans höher schlagen.
Da sich die insgesamt zwölf Songs auf durchgängig guten Niveau bewegen, wäre jeder Track für einen Anspieltipp gut, aber um einige Sahnestücke zu erwähnen, sollte hier der lockere Ohrwurm "Brokenheartsville" genannt werden. Auch Songs wie "She only smokes when she drinks", "You ain't heard nothin' yet" oder "Can't hold a halo to you", die alle feinste Pure Country Music im Stile eines Keith Whitleys an den Tag legen, sind ein echter Genuß. Der flockige Country-Swing "You cant break the fall" ist ebenfalls ein Highlight auf diesem ausgeglichen guten Album.
In dieser Produktion steckt jede Menge Hitpotenzial, da bleibt der große Erfolg der Debütsingle "The impossible" sicherlich keine Eintagsfliege. Auch wenn es wohl etwas schwieriger ist, sich mit dieser traditionell verbundenen Musik gegen die modernen County-Pop Songs in der Chartwelt zu behaupten, qualitativ steckt Joe Nichols diese jedoch allemal in die Tasche. Mit dieser CD kann man überhaupt nichts falsch machen, dieses Album vermittelt dem Zuhörer so viel Spaß und Freude, dass man es gerne immer wieder in den CD-Spieler legt, so dass es in keiner guten Sammlung fehlen darf!
GeraldH
17 von 20 Punkte