Christo P. hat seit seinem Debut-Album "Limited Edition 2001" einen mächtigen Satz nach vorne gemacht, die Eierschalen der Kirchentags-Singalongs endgültig abgestreift und die vor knapp zwei Jahren bereits angepeilte Nische in der deutschen HipHop-Szene weiter gefüllt.
Charakteristisch für P bleibt der relaxte Bar-Jazz-Hintergrund vieler Tracks vor denen er seine HipHop-Texte abspielt ("Unterschied", "Lass die Sonne"). In dem Freestyler "Besser als Cash" fühlt man sich dabei in den Chill out der späten Nachtstunden entführt. Abwechslung ist garantiert durch den gefeatureten Freundeskreis des Barden. Jambezi (Track 5) scheinen sich beim 70er Jahre Krautrock zwschen Satin Whale und Kraan (natürlich ohne Hattlers Bass und das Saxofon) prima auszukennen. Wenn mobla aus Rostock mit am Start sind (7&8) erscheinen plötzlich melancholisch traurige Streicher im Hintergrund - bislang in der Hiphop-Szene wohl ohne Vorbild. Zu erwähnen ist noch Noemi La Terras soulige Stimme im Hintergrund von "Steh ich drauf" und die Mike Oldfield-Anklänge der Keyboards bei "Klar".
Textlich präsentiert sich der Berliner Junge wie gehabt als weltzugewandter Christ, der ähnlich wie Xavier Naidoo ungeschminkt und fast rücksichtslos auf die Notwendigkeit hinweist, sich zu Christus zu bekennen ("So oft" "Interview"); gleichzeitig aber auch nicht davor zurückschreckt politisch heiße Eisen anzupacken (Kindesmissbrauch in "Kinder" oder Krieg in "Im Namen des Vaters"). Interessant ist der persönliche Lernprozess, der in "Klar" reflektiert wird. P. beschäftigt sich hier sehr kritisch mit den Jahren, die er in einer besonders "frommen" Gemeinde zugebracht hat.
Wenn das als Motivation zum Einkauf noch nicht reicht, setzt P. noch einen obendrauf. Er jammert nicht über die überhöhten CD-Preise der Industrie, sondern bringt sein neues Werk unter dem Motto "Brennen lohnt sich nicht" für 5,99 Euro an den Start - und von der 3000er Erstauflage geht dann noch ein Euro pro Scheibe an die Flutopferhilfe.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
www.christo-p.com