Licht aus, Spot an und Ring frei für ganz grosses Kino. Was bisher geschah:
Die restlichen Mitglieder einer der einflussreichsten Metalbands unserer Zeit
setzten ohne Angabe eines triftigen Grund ihren Gitarristen und Drummer an
die Luft. Unsere zwei Freunde wollen dies natürlich nicht einfach auf sich
sitzen lassen und beschlossen mit einer neu formierten Truppe neu anzugreifen.
Dafür holten sie ein paar in der Szene sehr bekannte Musiker mit an Bord,
verschlossen sich im stillen Kämmerlein, komponierten zusammen jede Menge Songs
und schrieben sich den Namen "Masterplan" auf ihre Fahnen. Als kleine Warnung
an ihre alten Kollegen veröffentlichten sie eine Single, die musikalisch
allererste Sahne war und in den deutschen Charts einschlug wie eine Bombe. Doch
kann das gesamte Machwerk dieses fast schon beängstigende hohe Niveau halten
oder hatten die Renegades ihr Pulver schon verschossen ?
Schonmal vorweg, die Jungs von "Masterplan" meisterten diese Aufgabe mit
ihrem selbstbetitelten Debüt ohne Probleme und die Scheibe hätte ohne den etwas
durchschnittlichen Endspurt sogar das Zeug zu einem echten Genre-Klassiker.
Mit Grapow`s bzw. Kusch`s Ex-Band Helloween hat das Material doch relativ
wenig zu tun, der einzige Track dem man nachsagt er ginge ein wenig in diese
Richtung ist "Heroes", ein Duett mit Ex-Kürbiskopf-Fronter Michael Kiske, doch
meiner Meinung nach wäre das Stück als eines der Higlights auf den Sammetschen
Avantasia-Meisterwerken besser aufgehoben. Die Musik des Fünfers kann man
eher als abwechslungsreichen, mit jeder Menge progressiven Elementen
angereicherten Melodic-Metal definieren, bei dem der variable Gesang der Szene-Ikone
Jorn Lande das I-Tüpfelchen darstellt.
Der Longplayer lässt den Metalgourmet mit dem Opener "Spirit Never Die" und
der bereits erwähnten Singleauskopplung "Enlighten Me" schon zu Beginn
mehrmals mit der Zunge schnalzen, da diese beiden engängigen, recht düsteren Hymnen
in der nichtexistenten Einzelwertung glatte 20 Punkte absahnen würden. Die
nächsten absoluten Glanzlichter findet man ein wenig später auf Position fünf
und sechs mit dem epischen "Soulburn" bzw. dem schon in der Einleitung
erwähnten "Heroes". Eigentlich gibt es bis Song Nummero sieben überhaupt keinen
Anlass zu irgendwelcher Kritik, die Knaller euch jedoch alle einzeln und
ausführlich näherzubringen würde wegen ihrer Vielschichtigkeit den Rahmen dieses
Reviews sprengen. Leider scheint der All-Star-Truppe im Endspurt wie gesagt
etwas die Luft auszugehen, denn "Into The Light", "Crawling From Hell" und
"Bleeding Eyes" sind nur knapp über dem Durchschnitt anzusiedeln, werden aber dank
geschickter Arrangements nie langweilig und fast wie in einer
Hollywoodproduktion gibt es mit dem an den guten alten Hardrock Marke "Thunder" erinnernden
"When Love Comes Close" ein Happy End.
Schon jetzt lege ich mich mal darauf fest das "Masterplan" einen festen
Platz in meiner Hall-of-Fame 2003 findet, den solch extrem abwechslungsreiche,
moderne und klischeefreie Songs wird man selbst auf der neuen Helloween, ohne
die zwei hervorragenden Songwriter, wohl schmerzlich vermissen. Aber das Leben
is ja bekanntlich soooo ungerecht.
MANUEL LIEBLER
17 von 20 Punkte
Internet: www.master-plan.net