Ich schlage mich mit den vom Mondlicht trunkenen Augen schon eine geraume Zeit herum. Denn Atraxy verweigern sich konsequent einer klaren Kategorisierung und somit gelingt ihnen das, was einer Prog-Band zur Ehre gereicht.

Der Opener begrüßt den Progfreund mit Soundspielerein, die unweigerlich an die frühen Pink Floyd erinnern - bis dann nach 1 Minute die Hammondorgel einsetzt, die man von den Pionieren so nun wirklich nicht kennt. Das sich dramatisch steigernde "Prototype B" hat sowohl Floyd-, als auch ELP-Anteile; ist aber was die Gitarren und Drums anbelangt deutlich härter und nähert sich gelegentlich den Prog-Metal-Göttern Dream Theater. "Nottlebec" scheint punktuell alte Marillion zu zitieren.

Aber das ist nur die eine, die glitzernde Seite von Atraxy, die so oder ähnlich mit Bombast, Virtuosität und Glamour bei vielen Proggern zu finden ist. Die Franken vereinbaren dies mit einen Kontrapunkt, der aus Quellen schöpft, die ferner vom Prog kaum vorstellbar sind. Die noisige und garagige Stimmung, die viele Gitarrenbands der Post-Grunge-Ära prägt, ist auch bei Atraxy kaum zu unüberhörbar. Unterstützt wird diese Stimmung noch von der eigenwilligen Stimme Michael Völkers, die gelegentlich an Nic von den Blind Passengers erinnert.

Grunge ohne Depression oder Prog ohne an Überfütterung verdorbenem Magen könnte die Etiketten lauten, die man auf die Debutanten kleben kann.

Und noch etwas beweisen sie: Nämlich dass Proggies auch Humor haben können. "Where is the chicken so important for my life?" lautet die existentielle Frage, in "Chicken Quest", die sich so bislang kaum jemand zu stellen getraut hat. Und das Thema wird nicht eindimensional angegangen, sondern von allen relevanten Seiten her durchdacht. Es geht nicht nur um den goldbraun im Grill vor sich hin tropfenden Broiler. Auch über das Frühstücksei und die Daunenfüllung des Kopfkissens wird reflektiert - gesampelte Hühnerschreie und genüssliche Speisegeräusche inclusive.

"Moonlight drunken Eyes" ist für 10 Euro (+Porto) unter order@atraxy.de erhältlich.

Norbert von Fransecky

16 von 20 Punkte

www.atraxy.de