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Musik an sich
 
Johann Sebastian Bach: Solo Konzerte Vol 1-5
Bereits erschienen (MDG)
Barock
 

Musica Alta Ripa

Preisgekröntes zum Schnäppchenpreis, so lautet wohl die Devise des Labels MDG zum Jahresauftakt. Die Aufnahmen der Solokonzerte aus der Feder Johann Sebastian Bachs sind jüngst in einer Sonderedition als 5-CD-Box erschienen (zum Preis von rund 35 Euro).

Schlagzeilen machte seiner Zeit der zweite Teil, der mit dem Cannes Classical Award ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung wäre mit Fug und Recht auch den anderen vier CDs zuzuerkennen. Musica Alta Ripa brilliert mit nun fast schon gewohnten Tugenden: Klarheit, Detailfreude, zupackendes, akzentuiertes Musizieren. Hinzu kommt ein warmer, voller Streicherklang, der niemals zirpig wird, wie andernorts leider allzu oft zu hören. Das ist um so erstaunlicher, als die Einspielungen sich mit Kleinstbesetzung zufrieden geben: 2 bis 4 Violinen, Viola, Cello, Kontrabass und Cembalo.

Damit gelingt es andererseits, ein Höchstmaß an Transparenz zu erzielen und letztendlich - was der besondere Clou und Verdienst dieser Interpretationen ist - Strukturen offenzulegen. So erscheinen Bachs zum großen Teil doch wohlbekannte Konzerte nicht mehr als melodieselige Unterhaltungsmusik, sondern als höchst kunstvolle, mal verwobene, mal gar schroffe Kompositionen, denen man mit einem "Nebenbeihören" kaum gerecht wird.

Die Virtuosität kommt dabei keineswegs zu kurz. Da bleiben in spieltechnischer Hinsicht keine Wünsche offen. Wäre ja auch ein Wunder, bei so erfahrenen Solisten wie Anne Röhrig, Ludger Rémy oder Rudolf Innig, um nur einige zu nennen. Sie alle machen ihre Sache mehr als nur gut.

Auch an das stets ermüdungsgefährdete Ohr der Zuhörer ist gedacht worden: Statt CDs mit Konzerten in identischer Besetzung zu produzieren, wurde eine abwechslungsreiche Abfolge bevorzugt, wenngleich unvermeidbar in den Urfassungen aller Solokonzerte das Cembalo als Soloinstrument dominiert. Eingespielt wurden übrigens auch Werke, die man nicht unbedingt in einer derartigen Edietion erwarten würde, wie das Italienische Konzert (ein Konzert allein für das Cembalo) und die Frühfassung des Brandenburgischen Konzerts Nr. 5.

Wer hier zugreift muß zwar auf die sonst üblichen informativen Booklets verzichten, bekommt aber zu einem fairen Preis Bachs Konzerte in frischen, klanglich superben Einspielungen, die gewiß zu den besten gehören, die derzeit auf dem Markt sind.

18 von 20 Punkte

Sven Kerkhoff

 

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