Reflections hat alles, was ein episches Power Metal-Album braucht: irrwitzige
Gitarrenläufe, majestätische Chöre, und dramatische Stimmungswechsel. Dass
Stormwind mit diesem Album dennoch nicht in den Metal-Olymp aufsteigen
werden, hat zwei Gründe. Einer davon ist hausgemacht. Die zu undifferenzierte
Produktion lässt viele mögliche Höhepunkte in belangloser Gleichförmigkeit
ersticken. Zum anderen stoßen Stormwind, trotz bereits vier erschienen
Alben ein noch relativ unbeschriebenes Blatt, in ein Marktsegment vor, dass
eigentlich bereits jetzt wegen Überfüllung geschlossen werden müsste. Auch
das eher drittklassige Namedropping (Ex-Brazen Abott, Ex-Treasure Land,
Ex-Candlemass) wird die Startchancen kaum verbessern.
Schade, denn die Schweden können auf der Haben-Seite einiges vorweisen. Im
weiten Feld zwischen Narnia/ Europe und Virgin Steele agierend, vermeidet
das Quintett um Mastermind Thomas Wolf (Git, Prod) viele Nervereien, die
wir von der Konkurrenz gewohnt sind. Thomas Vikström wechselt eindrucksvoll
und gekonnt die Stimmlagen ohne Extremitäten wie Todesgrowls oder
Farinelli-Arien anzusteuern. Wolf selber präsentiert seine Künste virtuos und
filigran ohne jemals in selbstverliebtes Griffbrettwichsen abzudriften. Die
Drums sind kraftvoll ohne die Melodien zu zertrümmern. Keyboards und Chöre
werden mit viel Geschmack arrangiert. Da wird weder von der einen Seite
gekleistert noch wird von der anderen Seite Opernbombast auf das hilflose
Volk gewälzt.
Anspieltipps auf einem abwechslungsreichen Album gibt´s reichlich. Der
äußerst druckvolle Auftakt "War of Troy", das ruhige "Man behind the iron
Mask" oder das atmosphärische "Dynasty". Diese und weitere Titel zeigen (selbst
bei meiner textlosen Promo-Pappe), dass Wolf sich thematisch kräftig in der
klassischen Literatur und Geschichte bedient hat.
Bleibt nur eine offene Frage: Was macht der Säbelzahntiger auf dem Cover
zwischen den klassisch-griechischen Säulen?
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
www.massacre-records.com