Wenn mich jemand fragen würde, was für CDs bei Rod Laver im Proberaum herumgelegen
haben, als er diesen Silberling eingeholzt hat, dann würde ich auf Rage
against the Machine, DC Talk und Faith no more tippen.
DC Talk wegen dem Mix aus rappenden Vocals und noisigem Rock; Rage against
the Machine wegen dem aggressiven Shouten und dem pumpenden Bass, der die
Stücke nach vorne drückt. Laver lässt es allerdings erheblich ruhiger angehen
als Morello und Consorten. "Riffs, die dir voll in die Fresse schlagen," gibt´s
bei ihm nicht. Aber das könnte Programm sein. "Ich versuche in meinen Texten,
auf mich selbst zu schauen," erklärt er zu dem neuen Album, "statt irgend jemand anders
anzugreifen. Ich stehe nicht auf diese Du-hast-mir-das-angetan-Lyrics." Daher dreht sich
das ganze Album, so der Christenmensch Laver, um das, was wir uns selber
antun, indem wir versuchen die Art von (unmöglicher) Perfektion zu erreichen,
die die (Um-)Welt ständig von uns fordert.
Crossover rappend und rockend kommen die ersten beiden Tracks recht heftig aus
den Boxen, bevor dann mit "The Kind that could" eine kleine Verschnaufspause eingelegt wird.
Spätestens beim fünften Stück fragt man sich ob Laver´s Truppemittlerweile den Tempostat
eingeschaltet hat. Abwechslung und Höhepunkte werden Mangelware und das Hirn beginnt
sich langweilend abzuschalten. Zum Glück kriegt die Truppe (Trio?, Quartett?, Synphonieorchester?....aus Texas?,
New Orleans, Feuerland?...Leute, Ihr glaubt gar nicht was für informative Presseinfos es gibt!) mit
Startnummer 9 noch mal die Kurve, brettert mit "Kuwait" und "24 Hours to Dallas"
in den grünen Bereich, um dann ein gelungenes Cover von "Epic" anzuschließen (Ich
hatte ja schon gesagt, dass auch FNM-CDs im Proberaum lagen, gelle?). Als Gute
Nacht-Kuss gibt´s das ruhigste Stück der CD, "Two Karats".
Das ist mir alles in allem 13 Punkte wert. Wenn´s das nächste Mal im Mittelteil
so schön wird, wie am Anfang und am Ende, können wir mal über Höchstnoten reden.
Norbert von Fransecky
13 von 20 Punkte
www.becrecordings.com