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Musik an sich
 
Interview mit Black Symphony
 

Wer die Rezension zur neuen Black Symphony-CD in der Dezember-Ausgabe gelesen hat, weiß dass Norbert von den Texten recht begeistert war. Für ihn Grund genug Mastermind und Texter Rick Plester in den USA anzurufen, um ihn nach Message und Hintergrund der Lyrics auszuquetschen.

MAS:
Erzähl mal was über den Namen Eurer Band. Als ich das erste Mal "Black Symphony" Mal hörte, kamen mir sofort Assoziationen in der Richtung "Black Metal Band mit symphonischem Character" oder "Symphonic Metal Band mit satanischen Lyrics.

Rick Plester:
Wenn ich Rockmusik als schwarz bezeichne, spreche ich von der Intensität des Sounds. Dadurch entsteht eine gewisse Art von Dunkelheit. Unsere Musik beschreibe ich als heavy symphonic Music. Wobei das aktuelle Album etwas weniger symphonisch geworden ist. Vom Inhalt her war es nötig heavier aufzutreten. Unser drittes Album, das wohl im Sommer erscheinen wird, kann da schon wieder ein ganz anderes Bild abgeben.

MAS:
Besonders fasziniert haben mich die Texte auf "Tears of Blood". Gibt es eine grundlegende Message, ein Thema, das die einzelnen Songs des Albums verbindet ?

Rick Plester:
Es ist nicht so sehr eine Message, sondern ein bestimmter Gesichtspunkt unter dem ich die Welt betrachte. Während des intensiven Tourings in den letzten Monaten habe ich viele interessante Dinge und unterschiedliche Länder gesehen. Dabei ist mir deutlich geworden, wie unterschiedlich der Glaube der Menschen in den verschiedenen Ländern ist; ja auch in unserem eigenen Land gibt es riesige Unterschiede selbst innerhalb des christlichen Glaubens. Und häufig sind die Menschen in einem Land von der Richtigkeit ihrer Religion überzeugt und verdammen andere Menschen dafür, dass sie eine falsche Religion haben. Mir ist dabei deutlich geworden, dass man gar nicht in der Lage ist, die Wahrheit einer Religion zu behaupten. Vieles in den Religionen muß ja auch symbolisch verstanden werden. Ich weiß mir da auch keine Lösung. Aber eine Religion kann nicht behaupten, dass sie unbedingt recht hat. Auch die anderen haben ihr Recht.

MAS:
Wenn ich mir die Texte vom "Tears of Blood" ansehe, dann finde ich da eine Aussage, die in unterschiedlicher Formulierung immer wieder auftaucht: "Religion, Erlösung oder Errettung, das Gute - Das alles ist Lüge, Betrug. Die einzige, die letzte Realität ist das Böse, die ewige Verdammnis."

Rick Plester:
Wenn Du damit aufwächst, damit erzogen wirst, dass die Welt in einer bestimmten Weise funktioniert, dann glaubst du das. Ich denke nicht, dass das Böse das letzte Wort hat. Aber wer das Böse für sein Leben wählt, der ist nicht zu retten. Es gibt keine Umkehr. Wenn du gewählt hast, dann ist die Wahl getroffen. Aber eine wirkliche Antwort kann ich dir nicht geben. Selbst unter den Christen selber, also innerhalb nur einer Religion, gibt es schon völlig verschiedene Antworten

MAS:
Viele Metal Bands verdrehen die Werte unserer Gesellschaft in ihren Texten, in Anzeigen, in ihrem ganzen Auftreten in ihr Gegenteil Gewalt, Grausamkeit, Tod und Mord werden als etwas geradezu Positives dargestellt. Bei einigen dürfte diese Selbstdarstellung schlichte Horrorshow sein; andere meinen, das, was sie sagen möglicherweise ernst. Du folgst diesem Ansatz nicht. Du erscheinst in deinen Texten als jemand, der unter der Welt voller Leid und Schmerzen selber fast verzweifelt leidet.

Rick Plester:
Das ist wahr. Unsere Sache ist eigentlich immer das Gute. Mit seinen Texten hat man als Musiker die Möglichkeit darüber zu reden. Die bösen Texte vieler Bands sind in meinen Augen allerdings meist wirklich nur Horrorshow. Die Bands wollen dadurch als besonders cool erscheinen. Sie handeln völlig anders. Ich habe als Produzent mit einer ganzen Reihe von Death Metal Bands gearbeitet. Die wenigsten von ihnen leben das, was sie singen. Das sind höchsten ein paar Vereinzelte; 5 Prozent, wenn es hoch kommst. Ich selber habe absolut keine Lust derartige Sachen zu schreiben.

MAS:
In "Tear me down" scheinst du den Selbstmord als die einzige Möglichkeit zu beschreiben, angemessen auf eine Welt zu reagieren, die vom Schmerz und Leid dominiert wird.

Rick Plester:
Es ist die Geschichte über jemanden, dem der Tod nichts ausmacht. Er hat keinen Respekt vor dem Leben. Er ist froh sterben zu können. Daher ist dieses Stück auch so etwas wie ein Hilfeschrei. Aber da ist kein Gott, kein Jesus, der ihm helfen könnte. Kommt dann der Himmel ? oder die Hölle ? Keine Ahnung. Auch die Religionen sind sich da nicht einig.

MAS:
Dann brauche ich die Frage nach der Bedeutung von "Death" wohl kaum noch zu stellen. Für mich klang dieser Track so, als wollest Du sagen, auch der Selbstmord sei nicht in der Lage, jemanden aus dem Schmerz herauszuholen. "Death is in vain," heißt es dort.

Rick Plester:
Richtig, darüber haben wir schon gesprochen. Wer seine Wahl getroffen, kann sich nicht retten, auch dadurch nicht. Aber was danach kommt weiß keiner.

MAS:
"It remains a mystery" setzt einen zumindest etwas hoffnungsvolleren Akzent. Dem (angeblichen) Betrug der Religionen wird eine agnostische Position entgegengestellt; verbunden mit dem Aufruf, der eigenen Wahrheit zu folgen.

Rick Plester:
Das kann man individuell sehr verschieden sehen. Der eine sieht vielleicht in jedem Song der CD ein Stück Hoffnung; der andere in keinem. Das hängt von der eigenen Rolle und der eigenen Auslegung ab. Welcher Weg der richtige ist, um ihm zu folgen, ist eine wichtige Frage. Ich glaube Gott ist in deinem eigenen Herzen zu finden. Es ist unvorstellbar, dass Gott in einer Kirche sein soll. Kirche ist reines Geschäft. Die Leute gehen dort nicht zu Gott, sondern zu irgend jemandem. Und alle Leute, die anders sind gelten als mental krank oder als falsch indoktriniert. Sieh dir den Umgang mit dem Terrorismus an. Das geht so weit, dass man meint, man dürfe Menschen töten, die in einer anderen Religion aufgewachsen sind. Wer gegen den Terror ist, darf auch selber nicht töten.

MAS:
Mein Review zu "Tears of Blood" habe ich mit den Worten beschloßen "Vielleicht findet auch Plester wieder Boden unter den existentiellen Füßen und liefert uns ein drittes Album, das ganz neue Töne bietet. Solange genießen wir "Tears of Blood" mit seinen hervorragenden manchmal bedrückenden, manchmal aggressiv aufschreienden Texten."

Rick Plester:
Da kann ich wenig zu sagen. Ich schreibe über das, was ich im Kopf habe. Ich weiß nicht, woher oder warum ich die Gedanken habe. Vielleicht bin ich nur das Werkzeug einer höheren Macht. Auf jeden Fall bin ich voller Hoffnung. Ich hoffe immer auf das Gute. Wenn ich dann darüber schreibe versuche ich möglichst stark zu generalisieren. Wie das auf dem neuen Album aussehen wird, kann ich noch nicht sagen. Fünf Stücke stehen bereits; drei davon mit Text. Aber wenn ich schreibe, dann schreibe ich das, was ich im Herzen trage, und nach das was die Plattenfirma oder sonst irgendwer von mir erwartet.

 

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