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Musik an sich
 
Was ist eigentlich Black Metal!?
 

So, zu allererst muss ich mal was klären. Ich habe von Black-Metal gar keine bis sehr wenig Ahnung. Bei diversen Festivals, wie z.B. dem With Full Force ist es und inzwischen zu einem liebgewordenen Ritual geworden mindestens eine Black-Metal-Band anzuschauen und uns darüber mit einem Bier in der Hand köstlich zu amüsieren. Da ich inzwischen eine Menge Leute kenne, die Anhänger dieses Musikstiles sind, hab ich mir gedacht mich doch mal etwas näher mit der ganzen Geschichte zu beschäftigen.

Aber wo macht man sich über BM schlau? Ich habe mit einigen Fans geredet und von ihnen hört man die unterschiedlichsten Meinungen über die Faszination BM. Manche hören das Ganze nur als Agressionsabbau durch den heftigen Sound, andere jedoch verehren die Texte dieses Genres. Das war wohl der erste Schritt für diesen Artikel. Doch nun wollte ich eine Band selbst zu Worte kommen lassen. Ich hab mir reiflich überlegt, ob ich eine sogenannte BM-Ikone interviewn sollte, bin aber zu dem Entschluss gekommen, das zig mal aufgesagte, auswendig gelernte Statements wohl auch nicht hilfreich für mein Vorhaben sind. So bin ich eines Tages (oder passender Nachts) auf AWASEL gestossen und mir wurde klar das er die Antwort auf viele meiner Fragen war. AWASEL (der im "normalen" Leben übrigens den selben putzigen Vornamen hat wie ich) schrieb eine Facharbeit über Black-Metal (ich kenne da noch jemanden, der ne Facharbeit über Metal schrieb, gelle Musikansich-Chefe!) und kam im Legacy-Magazin sogar zu "Demo des Monats"-Ehren. Alles weiter über sein Schaffen könnt ihr auf der Homepage www.kriegskarthaun.de.lv auskundschaften.

Leider ist das Thema zu komplex um es mit einem Artikel abzufertigen, jedoch sind mir einige Türen in dieser Hinsicht geöffnet und einiges Licht ins Dunkle gebracht worden. So, nun aber los mit dem Interview über BM allgemein für Anfänger und vielleicht sagt ihr dann nicht mehr "Deine Musik hört sich an wie als ob sich jemand gerade übergibt", wie es eine Bekannte von mir sich öfters von Freunden anhören muss. (Ich sag sowas natürlich nie!)

MAS:
Wie bist du zum Black-Metal gekommen und welche Musik hast du vorher gehört?

AWASEL:
Ich habe früher nur ganz selten Musik gehört, wenn dann eher klassische Musik. Dies änderte sich aber schlagartig seitdem ein Kumpel mir mal eine Dream-Theater-CD ausgeliehen hat. Die fand ich ziemlich cool, vor allem weil der Sänger nicht so rumgeschrien hat wie andere Metal-Shouter.

MAS:
Von Dream-Theater bis zum BM ist aber noch ein langer Schritt!

AWASEL:
Stimmt, mit der Zeit hab ich mich daran gewöhnt und auch sowas wie Prong gehört und die Platten die ich hörte wurden immer härter bis ich meine "Schlüsselplatte" gefunden habe.

MAS:
Und die wäre?

AWASEL:
Meine "Schlüsselplatte" bekam ich mit 18 in meine Finger, es war eine Platte von Kovenant, die damals noch so hiessen und BM machten.

MAS:
Was hat dich damals so an dieser Musik fasziniert und was macht die Faszination des BM bis heute für dich aus ?

AWASEL:
Das ist heute und damals sehr verschieden. Ich habe mich ja ausschliesslich auf dem musikalischem Wege dem BM genähert. Die Musik war düster, kalt und hart. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte immer einen Antipol auf mein doch recht unbeschwertes Leben gesucht und habe ihn im BM gefunden.

MAS:
Welchen Auschlag hatten die Lyriks und das Image in diesem Musikstil auf dich ?

AWASEL:
Mit denen habe ich mich Anfangs gar nicht beschäftigt. Man versteht die Lyriks so schwer und nachzulesen hatte ich keine Lust. Später begann ich mich mit diesen Dingen auseinander zu setzen. Das gipfelte darin das ich während dem Abitur meine Facharbeit über die Ästethik des deutschen BM anhand seiner Songtexte schrieb.

MAS:
Denkst du die Texte sind nur Provokation oder purer Ernst ?

AWASEL:
Sowohl als auch. BM ist sich sehr wohl der Ästethik und der Realität der Masse bewusst, will diese jeddoch untermauern. Das wohl grundlegenste Element des BM ist, das er nicht gefallen möchte. Nur einen kleinen Kreis von Auserwählten.

MAS:
Als Gegenpol der Popkultur ?

AWASEL:
Nicht der Popkultur, sondern der Gesellschaft allgemein. Das äussert sich in den typischen Elementen des BM. BM verneint das Bestehende. BM ist antichristisch, christliche Institutionen sind weit verbreitet in Europa. BM ist menschenverachtend, er bejubelt Krieg und fordert die Vernichtung der Menschheit.

MAS:
Als Flucht vor der Realität, oder wir das ganze für bare Münze genommen?

AWASEL:
Genau das ist der springende Punkt. Er ist im gewissen Sinne beides. Er ist eine überzogene Darstellung der negativen Welt. Der Black-Metaller ist sich aber sehr wohl der Realität bewusst, er flüchtet sich nur in eine ganz andere Richtung als der "normale" Mensch. Er flüchtet sich in das Negative. So absurd es klingen mag, aber die Volksmusik mit ihrem "Musikantenstadl" ist genau das Gegenstück zum BM. Beide Genres flüchten aus der Realität.

MAS:
So spielt der BM also mit den absolut negativen Seiten der Finsternis, nicht so wie der Gothik-Metal, der sich mit den schönen, melancholischen Seiten der Dunkelheit beschäftigt, der ja ähnlich gelagert ist?

AWASEL. Ja, BM ist roh, eklig, widerlich, Abschaum. Wohlgemerkt ich spreche vom ursprünglichen BM und nicht von Dimmu Borgir und Co.

MAS:
Was hälst du von denen und Cradle of Filth ? Etwa Kommerz-BM ?

AWASEL:
BM will visuell, musikalisch und textlich abstossend sein. Ich selbst finde die Gruppen teilweise technisch versiert, aber das ist nicht mehr BM. Aber wie so oft ist auch dort der Übergang fliessend. Die Bands beherrschen sehr gut ihre Instrumente, teilweise besser als manche BM-Ikone. Sie schreiben abwechslungsreichere Songs, d.h. sie verstehen ihr Handwerk. Aber BM will ja gar nicht künstlerisch anspruchsvoll sein. Black-Metallern ist es sch..egal ob ein Musiker nur drei oder hundert Akkorde spielen kann, hauptsache es ist extrem in dem was er tut. Hör dir mal die früheren Sachen von Burzum an. Die Songs bestehen aus sehr wenigen Riffs, die immer und immer wiederholt werden. Trotzdem macht genau das die Kälte aus, die für den BM typisch ist. Eine andere Sache ist natürlich die Produktion. Der neue BM hat eine saubere, geleckte Produktion. Der True-BM hingegen bejubelt immer noch die Aufnahmen die mit einem Vier-Spur-Tapedeck aufgenommen wurden. Schau dir doch mal die Art der Distribution an. Die True-BM-Szene hält Tapes für Kult. Stell dir vor ein "Riese" wie Nuclear-Blast würde eine ihrer Bands nur mit Tapes vertreiben. BM hat immer den Hang zum Untergrund, weg von allem Kommerziellen. Da Kommerz ja das Spiegelbild der Gesellschaft ist. Darum werden auch immer wieder Stimmen laut, die von Verrat sprechen, weil sich die eine oder andere Band bei Nuclear-Blast unterschrieben hat. Damit gibt eine Band ihren Underground-Status auf und das "ergattern" des Albums wird nicht zum Glücksfall, da es sich ja im Prinzip jeder kaufen kann.

MAS:
"Kriegskarthaun", der Name deines Projekts, hört sich sehr provozierend an. Obwohl du ausdrücklich auf deiner Homepage jedes rechte Licht von dir weist, lässt der Name doch anderes vermuten.

AWASEL:
Krieg ist einer der zentralen Themen des BM, weil es das menschenverachtenste ist was es gibt. Und die Frage BM und Rechtsradikalismus ist eine sehr häufig diskutierte und umstrittene Sache. Es gibt natürlich immer wieder Verwechslungen wie das Sonnensymbol = Hakenkreuz. Doch meistens sind diese Symbole harmlos, da es ursprünglich nichts Rechtes an sich hat. Doch man darf bei aller Liebe zum BM nicht übersehen, das Rechtsradikalismus eine Rolle spielt.

MAS:
Als böses, negatives Element ?

AWASEL:
Rechtsradikalismus ist in jeder Art extrem und auch BM ist extrem. Das heisst aber nicht, das jeder Black-Metaller dies akzeptiert und toleriert. Dennoch ist Rechtsradikalismus in der BM-Szene vertreten, jedoch nicht mehr als in anderen Musikszenen auch.

MAS:
Wieso sind soviele weibliche Wesen Anhänger von Cradle of Filth und Co?

AWASEL:
Hehe, vielleicht ficken männliche Cradle of Filth & Co -Fans besser. Aber es könnte auch sein und das ist wahrscheinlicher, das im BM Frauenstimmen nicht allzu beliebt sind, hingegen beim Cradle und Co sehr wohl. Das heisst auch die Frau spielt im BM eine sehr untergeordnete Rolle. MAS:
Wir bedanken uns für das äusserst aufschlussreiche Interview und wünschen noch viel Erfolg für die Zukunft.

AWASEL:
Danke. Gern geschehen.

Anmerkung:
Bei diesem Interview hatten wohl die bösen Mächte höchstpersönlich ihre Hände im Spiel, den mitten im lustigen Frage- und Antwortspielchen versagte mein Diktiergerät. Deswegen konnte das Gespräch nicht 1 zu 1 wiedergegeben und musste etwas verkürzt werden.

Manuel Liebler

 

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