····· Wolvespirit verkaufen Bullshit ····· Rock of Ages - Zusatzshows in 2025 ····· Ally Venable veröffentlicht Video zur neuen Single „Do you cry“ ····· Das zweite Album von Wizrd kommt zum Nikolaus ····· 40 Jahre Helloween - Das muss gefeiert werden ·····  >>> Weitere News <<<  ····· 

Artikel

John Lawton und seine Zeit als Sänger von Uriah Heep

Info

Gesprächspartner: John Lawton

Zeit: 17.12.2020

Interview: E-Mail

Stil: Hard Rock / Pop

Internet:
http://www.johnlawtonmusic.com/

In dieser MAS-Ausgabe erscheint mit Fallen Angel die 7. Folge unserer Uriah Heep-Review-Serie. Damit ist das Ende der Ära des zweiten Heep-Sängers John Lawton erreicht. Norbert hat sich mit ihm in Kontakt gesetzt und ihn zu seiner Zeit mit Uriah Heep befragt.

Ihr könnt diese Interview auch im englischen Original lesen.

MAS: Hallo John! Für die Musikpresse ist der 50. Geburtstag von Uriah Heep kein Thema. Während von Sabbath, Purple und Zeppelin sogar einzelne Alben zu ihren Jubiläen abgefeiert werden, gibt es zu Heep 50 Jahre nach dem Debüt lediglich Meldungen zum Ableben von Ken und Lee, oder kurze Reviews des Jubiläums-Box-Sets.
Bei musikansich.de haben wir das Heep-Jubiläum in den Focus gestellt. Im Juni, zum 50. Jahrestag der Veröffentlichung des Debüts, haben wir Ken (Hensley (Keys); NvF) und Mick (Box (Git); NvF) interviewt. Danach haben wir eine Review-Serie gestartet, in der alle Heep-Alben, die bei uns noch nicht besprochen worden sind, unter die Lupe genommen worden sind.
Nun haben wir die Lawton-Jahre erreicht (Fallen Angel ist zusammen mit diesem Interview in dieser Ausgabe) und ich würde gerne ein paar Dinge von Dir wissen.

John Lawton: Okay ...

MAS: Obwohl ich Uriah Heep schon seit ewigen Zeiten folge (Mein erstes Konzert war im Januar 1978 das zu `Innocent Victim´), habe ich noch nie etwas darüber gehört, wie es zu Deinem Einstieg bei der Band kam. Gab es bereits Kontakte und Verbindungen bevor Du zu der Band gestoßen bist?

John Lawton: Überhaupt keine. Sie haben wohl eine “Cassette” von Lucifer’s Friend gehört und einen Clip vom Butterfly Ball, auf dem ich singe. Ich bekam einen Anruf von Ken Hensley und wurde nach London zu einer Audition für die Band eingeladen. Ich bin losgezogen, habe mir das The Best of Album gekauft, ein paar Tracks gelernt und der Rest ist Geschichte.

MAS: Die Jahre mit Dir werden immer wieder einmal als die Pop-Jahre von Heep bezeichnet. Für „Free me“ und Teile der `Fallen Angel´ lasse ich das gelten; für `Firefly ´ eher gar nicht. Wie würdest Du das sehen?


John Lawton: Firefly war bereits geschrieben. Ich musste nur noch die Vocals einsingen, die ursprünglich für David Byron gedacht waren. Da gab es keine Möglichkeit mehr etwas dran zu ändern.
Ich habe mich selbst nie als “Pop Sänger” betrachtet. Aber klar, als Ken „Free me” in die Produktion von Innocent Victim einbrachte, wäre es schwer gewesen, das auf eine andere Art und Weise zu singen. Im Blick auf Fallen Angel glaube ich, dass sich Ken in die Idee von ”Hit Singles” verliebt hatte, nachdem „Free me” in Europa ein solcher Erfolg geworden war. Er versuchte neue Stücke anzubringen, die kommerziell waren und in vielerlei Hinsicht funktionierte das. Ob das eine gute Idee war? Manch einer würde das bejahen und ich denke, es hat die Türen zu anderen Märkten eröffnet.

MAS: Mit der Doppel-CD `Your Turn to remember´ hatte die BMG 2016 eine Re-Release-Edition der 17 ersten Uriah Heep-Studio-Alben als Doppel-CDs eingeleitet. (Die allerdings – warum auch nimmer - nach `The Magician’s Birthday´ eingestellt wurde.) Dein Name wurde in den Liner Notes nicht einmal erwähnt; die ganze Zeit mit Dir nur knapp erwähnt. Ken Hensley kommentiert die Phase: „Heep were not at their best form“. Wird diese Zeit unterbewertet?
Innocent Victim (1977)

John Lawton: Das hängt wieder damit zusammen, von welcher Seite Du es betrachtest. Die Band war gerade von einer US-Tour zurück als ich dazu kam und die Presse-Kommentare zu der Tour waren nicht gerade positiv.
Ich denke meine Zeit mit der Band brachte sie an Orte (insbesondere Auftritte im Fernsehen), die es vorher nicht gegeben hatte. Das lag wohl an den Songs, die wir aufgenommen haben. Außerdem war es Zeit für eine gewisse Änderung im Stil. … Unterbewertet? … Vielleicht.

MAS: Ich habe Ken einmal zu diesem Thema befragt und er sagte mir: „In diesen glorreichen Tagen konnte ich mit einem Song zu der Band kommen, und die Band schnappte ihn sich und machte einen Heep-Song daraus. Meine Songs sind oft sehr poppig und der Einfluss der unglaublich rockenden Band holte sie aus dieser Ecke raus. Nach David passierte das nicht mehr und niemand schrieb etwas in dieser Art. Mit der Chemie, von der David und Gary (Gary Thain, Bassist von 1972-1975; NvF) ein großer Teil waren, wanderte auch die Band in eine weitgehend identitätslose Richtung.” Du warst Teil dieser "identitätslosen Richtung". Wie lässt es sich erklären, dass es dann zu der Kooperation in der Hensley Lawton Band kam?

John Lawton: Alles was ich sagen kann, ich legte eine ganze Reihe “Rock Songs” auf den Tisch, insbesondere zu Innocent Victim. Leider war „Free ‘n easy” der einzige, der Verwendung fand, und das auch nur, weil Mick seinen Namen mit darunter setzen wollte. Mir erschien es so, als habe Ken das Gefühl gehabt, er sei der einzige, der in der Lage war einen ordentlichen Rock Song zu schreiben. Wenn irgendwer die Verantwortung für eine “identitätslose Richtung“ trägt, dann war das vor allem Ken. Ich erinnere mich, dass Trevor Bolder (Bass; NvF) und Lee (Kerslake, Drums; NvF) mit einigen guten Sachen ankamen....

Die Sache mit der Hensley/Lawton Band ergab sich, als ich Ken zu der Uriah Heep Convention 2000 in London einlud. Ken und ich hatten jahrelang nicht mehr miteinander gesprochen, aber die Organisatoren der HV2000, zu denen ich gehörte, baten mich Kontakt mit Ken aufzunehmen und ihn einzuladen, daran teilzunehmen. Wir stellten für den Abend eine Band zusammen, die aus mir selbst, Ken, Paul Newton (Bassist auf den ersten beiden Heep-Alben; NvF) und einigen Mitgliedern meiner Band Gunhill bestand. Das Konzert wurde mitgeschnitten und unter dem Namen The Return auf CD veröffentlicht.

Man hat uns dann überzeugt mit der Band auf Tour zu gehen. Das haben wir gemacht und es ging eine Zeit lang gut. Aber dann kamen die unterschwelligen Animositäten der früheren Zeit langsam wieder an die Oberfläche. Und als Ken sich keine meiner Ideen für Songs anhören wollte, entschieden wir uns nicht weiter zu machen. … Es ist jammerschade … und ich möchte da nicht weiter drüber reden; insbesondere, weil Ken nicht mehr da ist. Aber wir hatten eine Reihe großartiger Gigs.

MAS: Siehst Du einen Bruch zwischen `Firefly´ auf der einen und `Innocent Victim´ und `Fallen Angel´ auf der anderen Seite?

John Lawton: Nur insofern, dass Firefly bereits aufgenommen war und ich keinen Input geben konnte.

MAS: War Dein Einfluss auf den beiden letzten Alben grösser, als auf `Firefly´?

John Lawton: Ja klar! Ich war ja der Sänger, wenn wir die Stücke einübten, bevor sie aufgenommen wurden. Außerdem konnte ich versuchen neue Sachen einzubringen und natürlich die Tonart der Songs bestimmen.

MAS: Welches sind die drei stärksten Stücke, die Du mit Heep aufgenommen?

John Lawton: „Wise Man”, „Free’n’easy”, „Illusion” oder „Come back to me”.

MAS: Die Singles, die aus `Innocent Victim´ und `Fallen Angel´ ausgekoppelt wurden, waren recht erfolgreich. Warum hast Du die Band danach verlassen?
John Lawton 1996 – mit Mick Box, Erster und Zweiter von links)

John Lawton: Aus dem einfachen Grund, dass die Band in eine musikalische Richtung ging, die nicht mehr die Band war, der ich beigetreten war. Die Songs wurden immer kommerzieller und die Animositäten zwischen mir und Ken wuchsen mehr und mehr und ich konnte das Bandleben abseits der Life-Auftritte nicht mehr genießen.

MAS: Uriah Heep ist sicher die „größte“ Band, an der Du beteiligt warst. Daneben stehen Deine Engagements bei Les Humphries und Lucifer’s Friends. Welche Bedeutung hat für Dich die Zeit mit Uriah Heep im Vergleich zu den anderen Bands?

John Lawton: Natürlich waren Heep die größte Band, aber ich würde nicht sagen die großartigste. Sie waren tolle Musiker, aber ich habe im Laufe der Jahre mit einigen außerordentlichen Musikern gearbeitet. Mit Uriah Heep habe ich viel von der Welt gesehen und ich habe bei den Aufnahmen mit ihnen viel gelernt. Aber die Arbeit mit den Les Humphries Singers und Lucifer’s Friend hat mich anderes gelehrt. Und in diesem Geschäft hörst Du nie auf zu lernen.

MAS: Ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir für die Antworten genommen hast.

John Lawton: Es war mir ein Vergnügen. Stay safe, take care...

Norbert von Fransecky


Zurück zur Artikelübersicht