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Kaum Termine im Kalender im April des Jahres 1995. Der Grund ist einfach. Es waren Osterferien und ich war nicht mehr im pfarramtlichen Teil meines Vikariates, sondern in der religionspädagogischen Phase. Damit entfielen trotz Osterzeit auch gottesdienstliche Verpflichtungen und wir konnten uns einen Osterurlaub in Schleswig-Holstein gönnen. Zwei negative und eine eher skurrile Erinnerung möchte ich mit Euch teilen.
Die erste negative Überraschung führte zu einem schnellen Wechsel der Unterkunft. Denn das Zimmer in der von Berlin aus gebuchten Pension erfreute sich eines recht lebendigen Schimmelbesatzes an der Wand. Glücklicherweise zeigte sich die Vermieterin (wenn auch nicht sofort) so einsichtig, dass wir aus der Reservierung relativ schnell wieder raus kamen. Vor lauter Freude parkte ich ein paar Tage später vor der neuen Unterkunft so engagiert aus, dass ich mit einem gerade auf den Parkplatz kommenden Fahrzeug kollidierte. Wiederum Glück im Unglück – während bei seinem VW die gesamte Frontpartie aus den Angeln geriet, war an unserm Fiesta überhaupt nichts zu sehen. Der Schaden war dann auch so überschaubar, dass wir ihn letztlich lieber selbst regelten, statt die Versicherung in Anspruch zu nehmen.
Verbunden mit unserer Reise war ein Abstecher nach Dänemark, wo wir auf die Spuren preußischer und eigener Familiengeschichte stießen. 1864 waren die Düppeler Schanzen Schauplatz einer fünfwöchigen Schlacht im deutsch-dänischen Krieg. Der dabei errungene Sieg gegen Dänemark führten gemeinsam u.a. mit der Schlacht bei Königgrätz (1866) und dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 zur Konstituierung des deutschen Kaiserreichs unter preußischer Vorherrschaft. Mittendrin General Eduard von Fransecky (1807-1890), der zwar nicht an der Schlacht bei den Düppeler Schanzen teilnahm, da er von 1861 bis 1864 in oldenburgisch-hanseatischen Diensten stand, der aber bereits 1848 im Schleswig-Holsteinischen Krieg u.a. im Gefecht bei Schleswig gekämpft hatte.
Dass sich das deutsche Verhältnis zum Militarismus in den vergangen 150 Jahren deutlich verändert hat, zeigte unsere doch eher konsternierte Reaktion auf das, was wir in Düppel (ähnlich wie einige zuvor bereits in Königgrätz) erlebt haben. Es fand dort (Vielleicht hat sich in den letzten 25 Jahren etwas geändert?) nicht nur eine ziemlich unkritische Darstellung der Schlacht(verläufe) statt. Es gab sogar eine Kinderecke, in der die Kinder das Ganze mit Spielzeugwaffen nachspielen konnten, während die Eltern sich die Ausstellung ansahen. Strange!
Und noch eine Absonderlichkeit gab es oben im Norden. Offenbar gab es dort ein Landesgesetz, das Plattenläden vorschrieb, das Wort „music“ im Namen zu tragen. Sechs CDs habe ich mir in diesem Urlaub gekauft – je zwei in Flensburg, Kappeln und Schleswig. Die Läden hießen Music Palast, Music Box und Point of Music. Eingetütet habe ich u.a. eine Blind Guardian-Single - stilistisch passend natürlich im Flensburger Music Palast.
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