Artikel
Irgendwann in den 90ern habe ich erfahren, dass ich Ende der 70er mit Begeisterung „Progressive Rock“ gehört habe. Das wusste ich damals nicht; konnte es nicht wissen. Denn diesen Begriff gab es 1980 noch gar nicht.
Ganz weit oben standen Genesis, Supertramp, Yes, Barclay James Harvest, Chris de Burgh (die frühen Scheiben!!), Pink Floyd, Dire Straits, Alan Parsons, Manfred Mann, Mike Oldfield und ähnliches – alles natürlich auf Vinyl. (Die CDs habe ich aus reiner Bequemlichkeit für’s Foto genommen.)
Das Kind brauchte auch damals natürlich einen Namen. Wir haben zwischen drei Bezeichnungen gewechselt. Das waren natürlich alles keine musikanalytischen Begriffe, sondern Bauch-Begriffe, die das ausdrückten, was uns wichtig war. Da war zum einen der Soft-Rock. Soft-Rock war Rock, also eine klare Abgrenzung zu dem von allen „richtigen“ Musik-Fans verachtetem Pop; gleichzeitig aber nicht in eine Kiste zu stecken mit dem, was ansonsten als (Hard) Rock galt – Heep, Purple, die Scorpions, Rainbow, Quo, etc.
Classic-Rock sollte ausdrücken, dass es sich hier um Musik mit komplexerem Aufbau handelte – also fast schon um klassische Musik. Mit dem Classic-Rock-Begriff, der heute gerne für alle Rock-Sachen der 70er benutzt wird, die noch kein Hard Rock sind, hatte das gar nichts zu tun.
Und auch Art-Rock benutzten wir damals nicht für Musik, die man hört, wenn die Füße nicht einschlafen wollen, sondern für Rock-Musik, die etwas mehr „echte“ Kunst, Art eben, war, als das was die niederen Kasten der Musikhörer in ihre Cassetten-Recorder zu strecken pflegten.
Der Punk – so sagt man – zertrat all dieses und erniedrigte es zum Status des überlebten Dinosauriers. Der erhob seinen Kopf einige Jahre später - nicht zuletzt mit dem genialen Marillion-Doppelschlag Script for a Jester’s Tear / Fugazi - schon wieder einmal kurz, fand aber erst einmal nur einen Gnadenplatz am Rand der Hard Rock/Metal-Szene, was zu der schrägen Nummer führte, das die Band 1983(?) in England zur Metal Band des Jahres gewählt wurde. Immerhin hatten Marillion, IQ, Pallas, Twelfth Night, Pendragon und Co den Begriff des Neo-Prog etabliert.
Mitte der 90er ging es dann mit der so genannten dritten Welle des Prog weiter. Mitten drin das holländische Label SI Records, dessen Bands zwar (zumindest kommerziell) nicht ganz in die erste Reihe dieser Welle vorstießen, das aber in der zweiten Reihe etliche Acts positionierte, die es verdient gehabt hätten, auch weiter oben mit zu schwimmen.
Im April 1994 habe ich mir einen; im September dann zwei weitere Label-Sampler zugelegt. Anzeigen in der Rock Hard, die weiter eine der wenigen Quellen für Nachrichten über Prog-Rock war, hatten mich auf sie aufmerksam gemacht. Damit wurde mir die Tür zu einem weiteren Musik-Genre, bzw. seiner aktuellen Ausprägung aufgestoßen. Näheres in der Review zum dritten SI-Sampler.
Zurück zur Artikelübersicht |