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Der Februar 1994 ist ohne großartige Ereignisse in meinem Leben vergangen und es gibt auch keine CD, zu der eine große Geschichte zu erzählen ist. So kann ich mich ganz auf die Auswahl der CD aus diesem Monat kümmern, obwohl ich da nicht lange überlegen musste. Eigentlich wusste ich bereits sofort nach dem ersten Durchlesen der fünfzehn CD-Titel, die ich in diesem Monat gekauft oder bekommen hatte, welche CD dieses Mal Thema sein würde.
Dabei gab es dieses Mal sogar besonders viele potenzielle Anwärter. Da ich als Nachkomme von Jägern und Sammlern CDs lieber als Schnäppchen auf dem Flohmarkt schieße, als sie im Vollsortiment der Plattenläden abzugreifen, landen bei mir relativ selten aktuelle Scheibe im Regal. Dieses Mal waren aber gleich drei dabei, und all drei hätten es verdient näher betrachtet zu werden. Da gab es das Vince Neil-Solo-Album Detox - sogar in einer edlen Japan-Version, Gotthards Dial hard und Dehumanizer, eines der Black Sabbath-Alben mit Dio (R.I.P.) am Gesang.
Dann nehme ich ja auch gerne einmal den besonderen Ort, an dem, oder die besonderen Umstände unter denen ich zu einer CD gekommen bin, als Anlass zur Wahl. Da wäre ich nicht um Marillions Holiday in Eden herum gekommen. Die habe ich nämlich – Silberling und Booklet – ganz schlicht in der Adolf Martens Str., wo wir damals gewohnt haben, auf der Straße gefunden.
Ja, und dann gab es da noch eine ganz schräge Nummer, die ich damals zum Geburtstag geschenkt bekommen habe: The Glory(???) of the human Voice von Florence Foster Jenkins (1868 - 1944). Die Bankierstochter konzentrierte sich nach dem Tod ihres Vaters (und dem damit verbundenen Erbe) voll auf ihre „Gesangs“karriere. Ihre Konzerte, zu denen nur ein von ihr handverlesenes Publikum eingeladen wurde, waren bald Geheimtipps der schrägen Art. Denn wenn Foster Jenkins etwas nicht konnte, dann war das Singen. Das Treffen von Tönen und das Einhalten von Rhythmus und Melodie waren Welten, mit denen sie in keinster Weise vertraut war. Eine schaurig schöne Scheibe! Gut einen Monat vor ihrem Tod konnte Florence Foster Jenkins die Carnegie Hall ausverkaufen.
Roots of Hate, das Album, das ich sofort ausgewählt habe, ist das genaue Gegenteil. Bei der oft metallisch harten Prog-Scheibe sitzt jeder Ton. Die Refrains sind großartig. Die Orgeln wummern, dass es eine Freude ist. Die Riffs treffen ins Schwarze. Das ganze Spektrum von der Feuerzeug-Ballade über die Stadions-Hymne bis zum metallisch punkigen Rasiermesser ist vertreten.
Stadien haben Rough Silk noch nicht ausverkauft. Bis vor ein paar Wochen hätte ich noch nicht einmal sagen können, ob die Band überhaupt noch existiert. Aber als ich im Rahmen des Konzertberichts zum Lemmy-Gedenk-Konzert auf der der Homepage des Subkultur in Hannover war, stellte ich fest, dass Rough Silk dort am 9. März auf der Bühne stehen werden. Ein paar Tage später musste ich mich dann entscheiden, was in diese Kolumne kommt. Zufälle gibt’s!
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