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Info
Zeit: 24.08.2016
Ort: Prudhomme’s lost Cajun Kitchen, Columbia, PA
Besucher: 30
Veranstalter: Prudhomme’s lost Cajun Kitchen
Fotograf: Norbert von Fransecky
Internet:
http://www.lostcajunkitchen.com
Eine Ausfallsstraße im Nirgendwo des ländlichen Pennsylvania, in dem einem Europäer die Stadtstrukturen rätselhaft werden. Irgendwo zwischen Autobahnabfahrten und Gewerbeflächen plötzlich ein unscheinbares Backsteingebäude, das sich Hotel nennt und wohl schon bessere Tage gesehen hat, und in dessen Erdgeschoß Leuchtreklamen eine Art Kneipe erkennen lassen. Geht man auf die Homepage von Prudhomme’s lost Cajun Kitchen, die wesentlich beeindruckender wirkt, als das Lokal selber, stellt man fest, dass hier jeden dritten Mittwoch im Monat JD & Rev. Chris spielen.
An diesem Mittwoch hat Reverend Chris Anderson, der tatsächlich Pfarrer im Ruhestand ist, ein Heimspiel. Im Publikum befindet sich ein gutes Dutzend amerikanischer und deutscher Pfarrer und Pfarrerinnen, die an einer zweijährlich stattfinden Tagung teilnehmen, zu der auch Anderson gehört – ein Partnerschaftsprojekt der Penn Central Conference (der Landeskirche im mittleren Pennsylvania) der United Church in Christ und der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Nein, das hier ist keine Sternstunde der Musikgeschichte, aber ein süperbes Beispiel authentischer Liebe zur Musik. J.D. und seine Partner intonieren amerikanische Volksmusik von Howlin’ Wolf über Johnny Cash bis zu Bob Dylan und Bill Withers – der Schwerpunkt im Blues. Und gerade Blues und der Country eines Johnny Cash sind Musiken, die ihre Herkunft nicht im hochgezüchteten Tonstudio haben, sondern am Lagerfeuer oder am Abend eines langen Arbeitstages auf der kargen Holzterrasse vor dem einfachen Haus.
Und diese Herkunft wurde an diesem Abend lebendig. Die drei Musiker hatten sich definitiv keine Gedanken über Bühnenoutfit und Stageshow gemacht. Sie sind am Abend eines Tages, der seine Aufgaben hatte, in den Klamotten, die ein zum Glück moderat heißer Sommertag erforderte, auf die Bühne gegangen und haben ganz einfach die Musik gespielt, die ihnen im Blut lag.
Authentischer geht’s nicht.
(Notwendige editoriale Anmerkung: Nicht nur Reverend Chris Anderson, sondern auch unser Autor, Pastor Norbert von Fransecky, gehörte zu den Teilnehmern der erwähnten Tagung.)
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