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Katharine Mehrling

Am Rande der Nacht

Info Musikrichtung: Chanson-, Blues-, Jazzpop VÖ: 21.04.2011 (Monopol / DA Music) Gesamtspielzeit: 44:23 Internet: http://www.katharine-mehrling.com

Sie spielte die Piaf im gleichnamigen Musical von Pam Gems. Sie hatte in der Berliner "Bar jeder Vernunft" ein umjubeltes Soloprogramm ("Bonsoir Katharine"). Ihr erstes Album Hommage, eine Mischung aus Studio- und Liveuafnahmen, ist bereits ausverkauft...
Die Rede ist von Katharine Merling, die im April ihr zweites Album Am Rande der Nacht veröffentlichte, eine leichtfüßige, wenn auch sicher nicht immer "leichte" Mischung aus Chanson, Jazz und Blues. Aufgenommen wurde das Album, das erste mit ausschließlich eigenen Songs, in den Berliner Hansa Studios, u.a. beteiligt der Klarinettisten Rolf Kühn, mit dem Katharine Merling zur Zeit auch auf Tour ist.

13 Songs hat Mehrling auf ihrem Album versammelt, eines davon mit dem Titel "Castrop-Rauxel" soll ihr Live-Können illustrieren. Die Songs bewegen sich auf völlig unterschiedlichem Niveau zwischen Jazzpopsongs à la Roger Cicero ("Der Makrobiot" oder "Lecker ": von solchem mag man halten was man will) und z. B. mit "Was sie will" leicht swingendem Chanson, die sich am Rande des Schlagers bewegen. Auch stimmlich bewegt sich Katharine Mehrling auf unterschiedlichen Leveln; persönlich überzeugt bin ich (!) allerdings gerade einmal wiederum von "Was sie will", bei dem sich mir Erinnerungen an niemand geringeres als Katharina Valente einstellen. Katharine Mehrling zu diesem Song: ""Was sie will" ist die Widersprüchlichkeit der Weiblichkeit und stellt die Frage: wann ist eine Grenze bei einem Menschen erreicht und was passiert, wenn diese Grenze überschritten wird. Es dreht sich um emotionale Abhängigkeit, um Manipulation, um Provokation und um das wievielte Versprechen, sich zu ändern."
Gelegentlich scheint es trotz des spannenden Timbre in ihrer Stimme als fehlte ihr noch die verhaltene Kraft, die für manche Songs nötig wäre. Nicht so dagegen beim schönsten Song des Albums "Dir wird´s genauso gehn". Ähnlich wie "Was sie will", vielleicht jazzlastiger, wunderschön jedenfalls, wie auch der melancholische Jazz "Vermiss dich gar nicht mehr", den Rolf Kühnel unnachahmlich (wenn auch sehr dominant) begleitet

Dabei hat es sich Katharine Mehrling auch sicher nicht leicht gemacht, so finden sich ein Cover des Songs "Quizás, Quizás, Quizás" - oder im Englischen "Perhaps, Perhaps, Perhaps" (Osvaldo Farres) unter dem dem Titel "Wer weiß" ebenso wie das Chanson "Nantes" auf dem Album, und beide sind nun oft und zum Teil unnachahmlich interpretiert worden. In ihrer Version solle "Wer weiß" die männliche Unentschlossenheit analysieren, das "sich nicht festlegen wollen", das "sich immer ein Hintertürchen offen lassen wollen", das das Gegenüber vor die Entscheidung stelle.
Auch auf eine andere Art und Weise macht es sich Mehrling nicht einfach, denn in vielen ihrer Songs blitzt ganz deutlich ihre Person hindurch, so etwa wenn "Fragen" solche Fragen zum Thema macht, "die man nicht stellen sollte und solche, worauf man einfach keine Antwort findet."; so mit "Bittersüß" und dem "bittersüßer Nachgeschmack einer verbotenen Liebe".
Auch viel schmerzvolles kommt in ihren Songs vor, etwa das Verlassen-worden-Sein ("Dir wird’s genau so gehen"), der Zustand des "danach" ("Vermiss dich gar nicht mehr") und mit dem erwähnten "Nantes" der "Abschied, das Loslassen, der Verlust eines geliebten Menschen. Die Geschichte einer Tochter und ihres Vaters. Es macht die Vergänglichkeit deutlich und die Zeit, die man verpasst und nicht genutzt hat."

Alles dieses macht Am Rande der Nacht von Katharine Mehrling zu einem sehr persönlichen und daher schwierig zu beurteilenden Album. Trotzdem bleibt der Eindruck, das neben lediglich durchschnittlichen Songs auch einige begeisternde Stücke darauf versammelt worden sind, die auch zeigen, daß Katharine Mehrling hier durchaus noch "Luft nach oben" hat. Der Bonus "Castrop-Rauxel" macht jedenfalls deutlich, dass sie Entertainerpotential in jedem Fall zu besitzen scheint...

Andreas Matena