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Reviews

Monteverdi, C. (Howarth)

Marienvesper


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 1.4.2011

(Signum Records / Note 1 / 2 CD / DDD / 2010, live / Best. Nr. SIGCD237)

Gesamtspielzeit: 97:07

Internet:

Orchestra of the Age of Enlightenment

VERGEBENE CHANCE

Der Katalog ist nicht gerade arm an Einspielungen von Monteverdis Marienvesper, jenem Werk, das in so unnachahmlicher Weise musikdramatische Mittel einsetzt, um geistliche Musik von höchster Eindringlichkeit zu schaffen. Freilich, vieles ist im überlieferten Notentext nicht abschließend ausgesetzt und festgelegt, so dass ein großer Freiraum für interpretatorische Entscheidungen besteht und daher auch immer wieder neue Facetten entdeckt werden können. Das gelingt teilweise auch in dieser Live-Aufnahme mit dem Choir and Orchestra of the Age of Enlightenment unter Leitung von Robert Howarth. In ihr finden sich berückend schöne Momente von großer Intensität und dennoch frei von allem Pathos. Das vom Tenor Nicholas Mulroy intonierte Nigra sum gehört ebenso dazu wie das Sopran-Duett Pulchra es. Dass beides solistische Nummern sind, ist indes kein Zufall: Es ist die schwankende Leistung des Chors, die einen bei der Aufnahme unbefriedigt mit dem Gefühl zurücklässt, hier wäre mehr möglich gewesen. Gerade in den ersten beiden Nummern wirkt der Chor hektisch, überanstrengt und viel Material wird dabei flüchtig übergangen. Auch an anderen Stellen gibt es immer mal wieder Schwächen in der Gestaltung und im Ausdruck, wenngleich sich die Leistung insoweit deutlich steigert und stabilisiert. Es ist ein typisches Problem der Live-Aufnahme: Im Konzert verzeiht und vergisst man schnell, wenn zu Anfang nicht alles optimal gelingt, aber auf Ewigkeiten im CD-Regal will man dieses Manko dann eigentlich doch nicht dokumentiert wissen. Offenbar wurde zudem - entgegen der Üblichkeit - auch nur das Konzert am 30.8.2010 mitgeschnitten und kein "Sicherheitsnetz" gespannt durch die Aufnahme der Generalprobe oder eines weiteren Konzerts. Diese Art der Live-Produktion mag die ehrlichste sein, die beste ist sie selten, weil damit weniger gut gelungene Passagen eben nicht ersetzt werden können.

Ein weiterer Schwachpunkt ist die extrem trockene Akustik des holzgetäfelten Auditoriums des Kings Palace London, wo der Mitschnitt entstanden ist. Hier kann es kaum gelingen, die Stimmen der Sänger wirklich aufblühen zu lassen. Zudem wird viel vom reizvollen Instrumentalpart in den Hintergrund gedrängt.
So wünscht man sich, dass die Mitwirkenden eine zweite Chance bekämen, die Marienvesper unter besseren Rahmenbedingungen noch einmal einzuspielen.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Vespro delle beata vergine, 1610

Besetzung

Orchestra of the Age of Enlightenment
Chor of the Enlightenment

Robert Howarth: Ltg.
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So bewerten wir:

00 bis 05 Nicht empfehlenswert
06 bis 10 Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert
11 bis 15 (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert
16 bis 18 Sehr empfehlenswert
19 bis 20 Überflieger