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Kuschelrock 24

Info Musikrichtung: Pop VÖ: 17.09.2010 Sme Media (Sony Music) Gesamtspielzeit: 150:36 Internet: http://www.kuschelrock.de

Es gibt Dinge im (musikalischen) Leben, die es gefühlt schon immer gibt und wohl einfach nicht totzukriegen sind: die regelmäßige Ausgabe einer Kuschelrock-CD gehört wohl dazu. Die Anfänge dieser Serie reichen zurück bis in die späten Achtziger (damals erschien mal auch noch auf Vinyl), und aktuell hat man jetzt die Nummer 24 (gefühlt: 42) erreicht. Und für viele mag ein Kuschelrock-Album vielleicht ähnliche Jugenderinnerungen wecken wie die Dr.-Sommer-Seiten der Bravo.

Und wenn diese Alben-Serie damit etwas in die Jahre gekommen sein mag und so mancher dieses Format nicht mehr sehen kann, geht es doch immer noch musikalisch irgendwie in Ordnung: Wie bei der Originalrezeptur von vor über 20 Jahren wird hier ein Mix aus aktuellen und älteren Songs präsentiert - die älteren Songs gehen den Machern aber anscheinend langsam aus: nur fünf der insgesamt 38 Stücke stammen aus dem letzten Jahrtausend und nur weitere fünf sind älter als fünf Jahre. Somit ist einem der überwiegende Teil dieser Zusammenstellung noch aus dem "einzigartigen" Mix der gängigen Mainstream-Radio-Stationen im Gedächtnis geblieben ("80er, 90er und die besten aktuellen Hits im Radio", "Der Sound der 80er und die beste Musik von heute", "Der beste Mix" etc. lassen grüßen... - interessant übrigens, wie sich die Slogans bundesweit doch gleichen).

Eigentlich könnte man sich somit auch gleich zwei Stunden Radio auf CD aufnehmen und würde wohl ein ähnliches Resultat wie dieses Album bekommen, allerdings bietet Kuschelrock doch einige Vorteile gegenüber einem Radio-Mitschnitt:
1. keine dämlichen Werbeunterbrechungen,
2. keine noch dämlicheren Jingles, die den gehörten Sender zum allerallerbesten Radiosender der Welt küren,
3. ein schönes Kuschel-Cover und ein ansprechendes Booklet (mit Infos über Erscheinungsjahr und Komponistenangaben und immerhin fünf Songtexten).

Und so wird mittlerweile auf den Kuschelrock-CD's zwar noch viel gekuschelt, aber kaum noch gerockt (auf den "Love Song" von AC/DC auf einer Kuschelrock-Ausgabe werde ich wohl weiterhin vergeblich warten müssen) - man sollte die Reihe eigentlich mittlerweile in Kuschelpop umbenennen, so sehr hier chartorientiert ausgewählt wird. Klar, aktuelle Songs wie "Almost Lover" von A Fine Frenzy, "Smile" von Uncle Kracker oder "Stop And Stare" von OneRepublic passen sehr gut in das Kuschelrock-Rezept, was aber "Haus am See" von Peter Fox oder "Freelove" von Depeche Mode hier zu suchen haben, erschließt sich mir nicht ganz - aber gut, die bevorzugte Musik zum Kuscheln ist wohl individuell unterschiedlich.

Vielen Hörern der ersten Kuschelrock-Ausgabe mag angesichts der Titelauswahl von Kuschelrock 24 inzwischen das Kuscheln vergangen sein (vielleicht aber auch nicht nur wegen der Songs, sondern auch weil sich ihre Leibesumfänge mittlerweile verdoppelt haben); wer es aber verschmerzen kann, dass es nur wenige ältere Stücke auf diese Nr. 24 geschafft haben, könnte seine Freude haben.

Jürgen Weber