Reviews
Grinderman 2
Info
Musikrichtung:
Noise/Garage Rock, Düsterblues
VÖ: 10.09.2010 (Mute Records/EMI) Gesamtspielzeit: 41:14 Internet: http://www.grinderman.com http://www.myspace.com/grinderman |
2007 fand eine Zäsur im künstlerischen Schaffen des Nick Cave statt. Er entdeckte die Gitarre für sich und vorerst sollte Schluss sein mit dem kammerhaften Balladensänger. Folge war der Bad Seeds-Ableger Grinderman. Plötzlich stand trotziger und schmutziger, bluesgetränkter Garagenrock auf dem Programm. Dieser Schwung übertrug sich ein Jahr später auch auf das letzte reguläre Nick Cave-Album Dig, Lazarus dig!!!. Der Ausflug vor drei Jahren sollte nicht der letzte bleiben und Grinderman (das Album) kein einmaliger Ausrutscher.
Der Grinderman ist schon wieder da! Und Nick Cave, Warren Ellis, Martyn Casey und Jim Sclavunos machen dort weiter, wo sie mit ihrer ersten Platte aufgehört haben. Noch immer sind es Songs, die aus krachigen Jamsessions hervor gingen und wilde Unverbrauchtheit in sich tragen. Knarrend, übellaunig und mit einer großen Schmutzpatina versehen, rumpeln die neun Stücke von Grinderman 2 durch die Boxen. Das hier ist dreckiger Garagenrock, grollender Blues der einem den gestreckten Mittelfinger ins Gesicht streckt und ein psychedelischer Mahlstrom, der einem das Nervenkostüm malträtiert. Grinderman machen wirklich nicht den Eindruck, als wollten sie irgendwem einfach so gefallen.
Und doch ist dieses Album genau der richtige Soundtrack für die dunklen Stunden, in denen man sich mal so richtig auskotzen möchte und die Flasche Whiskey von ganz hinten im Regal dein bester Freund ist. Die richtige Musik, wenn dir sogar Tom Waits zu schöngeistig ist. Dann ist es eine wahre Freude, wenn dir Grinderman das polternde „Evil“ ins Gesicht rammen, wenn dich „Mickey Mouse and the Goodbye Man“ mit Wolfsgeheul und fuzziger Gitarre aus dem Sessel wuchtet oder sich das vibrierend schwüle „When my baby comes“ zum Noiseinferno hoch arbeitet. Und obwohl man nicht zwanghaft den feinen Mann raushängen lässt, haben viele Stücke von Grinderman eine glühende und unterschwellig erotische Ausstrahlung, wie zum Beispiel der schwarze Mambo „Heathen child“ oder das kratzige „Kitchenette“.
Zwischen all dem Getöse will man es kaum glauben, aber das Quartett wagt es zwischendurch dann doch mal etwas leisere Töne anzuschlagen. Das ruhig wabernde „What I know“ hat etwas von einem düsteren Geschichtenerzähler und „Palaces of Montezuma“ klingt sogar melodisch beschwingt, versöhnlich und schlägt mit seinem The Bad Seeds-Sound richtiggehend aus der Reihe. Einfach schön! Das ist aber auch das einzige Mal, dass man diese zwei Worte bei diesem boshaften Brocken erwähnen kann. Denn Grinderman 2 klingt noch rücksichtsloser als der erste Anlauf. Von wegen altersmilde und so...
Mario Karl
Trackliste
1 | Mickey Mouse and the Goodbye Man | 5:42 |
2 | Worm Tamer | 3:13 |
3 | Heathen Child | 4:59 |
4 | When My Baby Comes | 6:48 |
5 | What I Know | 3:19 |
6 | Evil | 2:55 |
7 | Kitchenette | 5:16 |
8 | Palaces Of Montezuma | 3:32 |
9 | Bellringer Blues | 5:30 |
Besetzung
Warren Ellis (Mandocaster, Tenorgitarre, Gitarre, Violine, Flöte, Percussion, Backing Vocals)
Martyn Casey (Bass)
Jim Sclavunos (Drums, Percussion, Drum-Synth, Backing Vocals)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |