Reviews
Bis nach Toulouse
Info
Musikrichtung:
Singer/Songwriter / Pop / Deutsche Musik
VÖ: 27.08.2010 (Grönland) Gesamtspielzeit: 52:43 Internet: http://www.philipp-poisel.de http://www.myspace.com/philipppoisel http://www.groenland.com |
Das zweite Album ist ja bekanntlich immer das schwierigste oder auch das wichtigste. Wird man das Niveau halten können, entwickelt man sich weiter oder gehen einem die Ideen aus? Mit seinem beeindruckenden Debüt (Wo fängt dein Himmel an?) hat Philipp Poisel jedenfalls diesbezüglich die Messlatte für sein Folgealbum recht hoch gelegt. Zwar kam es trotz reichlicher Singleauskopplungen noch nicht zum richtig großen Radio-Erfolg, eine schlechte oder auch nur mittelmäßige Kritik über seinen Erstling ist mir aber bislang noch nicht untergekommen. Vielleicht wird er ja auch nur deshalb nicht gespielt, weil die Radiomoderatoren Angst haben, seinen Namen nicht richtig auszusprechen...? An alle Radiomoderatoren: ausgesprochen wird er Poasell - so, und jetzt spielt ihn endlich!
Bis nach Toulouse nennt sich nun also das zweite Werk des von Herbert Grönemeyer entdeckten Sängers und erscheint auch wie der Vorgänger auf dessen Label Grönland. Und Poisel macht genau da weiter, wo er beim ersten Album aufgehört hat: gefühlvolle und melodische Musik, die vor allem von seiner Stimme und seinem Gitarrenspiel lebt. Immer noch hört sich seine Stimme irgendwie herrlich unschuldig und fast naiv an, obwohl diese doch anspruchsvolle Texte singt, und wieder hat er alle Texte und auch die Musik im Alleingang selbst geschrieben. Und während bei vielen seiner Singer/Songwriter-Kollegen mit ihren Akustik-Gitarren immer schnell mal diese banale Lagerfeuerromantik aufkommt, öffnen sich beim Hören von Philipp Poisel Gefühls- und Hörwelten, die tiefer dringen als Pfadfinder-Liedchen am Feuer.
Aber hat sich Poisel nun auf seinem zweiten Album weiterentwickelt? Nein, eigentlich nicht - aber das ist eigentlich auch gut so! Denn wohin soll man sich entwickeln, wenn man schon ein wunderbares Album vorgelegt hat? Und so hätte man eigentlich jedes Stück von Bis nach Toulouse auch auf Wo fängt dein Himmel an? finden können, ohne dass es als Fremdkörper aufgefallen wäre. Und wenn man eine Sache gut gemacht hat, braucht man sie ja auch eigentlich nicht zu ändern - und so ist es eher eine Stärke des Albums, dass es sich wie das erste anhört und dabei das ohnehin schon hohe Niveau halten konnte.
"Froh dabei zu sein", "Zünde alle Feuer", "Für keine Kohle dieser Welt" und die erste Singleauskopplung "Wie soll ein Mensch das ertragen" - lauter Stücke, die gut gelungen sind und sich damit auch nicht vom guten Rest des Albums abheben. Die Single-Auskopplungen des Vorgängers waren zwar noch eine Spur radiotauglicher und etwas schneller einprägend, doch auch Bis nach Toulouse hat vergleichbares Potenzial, welches sich aber zum Teil erst nach dem dritten Hören voll entfaltet - und dies ist ja wohl eher eine positive Aussage über eine Veröffentlichung...
Fazit: Einfach ein schönes und frisches Album, welches Vergleiche nicht mit anderen - nicht einmal zum gelungenen Vorgänger - zu scheuen braucht. Sehr empfehlenswert!
Jürgen Weber
Trackliste
1 | Wie soll ein Mensch das ertragen | 5:02 |
2 | Für keine Kohle dieser Welt | 4:42 |
3 | Im Garten von Gettys | 3:29 |
4 | Froh dabei zu sein | 4:31 |
5 | Bis nach Toulouse | 3:36 |
6 | Zünde alle Feuer | 3:46 |
7 | All die Jahre | 3:57 |
8 | Markt und Fluss | 4:53 |
9 | Zwischen innen und außen | 4:22 |
10 | Liebe meines Lebens | 4:56 |
11 | Hab keine Angst | 4:53 |
12 | Ich will nur (live) | 4:29 |
Besetzung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |