Reviews
Suspicious package
Info
Musikrichtung:
(Hard) Rock
VÖ: 20.08.2010 (The Organisation/Soulfood) Gesamtspielzeit: 59:11 Internet: http://www.earlgreyhound.com http://www.myspace.com/earlgreyhound |
Retrorockbands sind ja gerade wieder in. Aber weit nicht alle sind so gut wie Wolfmother oder The Parlor Mob, die nicht nur alte Zutaten 1:1 aufkochen, sondern auch ihren eigenen Ausdruck gefunden haben. Mit Earl Greyhound hat es nun eine Band über den großen Teich geschwemmt, für die letzteres ganz besonders gilt. Optisch gibt sich das gemischtgeschlechtliche Trio wie die reinste Second Hand-Sammlung oder ein Haufen von Hippies, der in einer Zeitschleife festhängt. Dabei ist ihr dritter Streich Suspicious package nach der selbst betitelten Debüt EP (2004) und dem Lonplayer Soft targets (2006) ein ziemlich heißes Eisen, welches die Ohrmuscheln der alten 68er gehörig zum Glühen bringen würde.
Das Album vereint die Wucht von Led Zeppelin und die Magie von Cream, sowie die Lässigkeit der Black Crowes mit einem starken Hauch von Soul und progressiver Psychedelik, stellenweise gespielt mit der Grobkörnigkeit der frühen Queens of the Stone Age. Dabei treibt besonders der schwarze Neu-Drummer Ricc Sheridan die Band mit einem Wumms voran, der einen an den seligen John Bonham denken lässt. Aber auch das stimmliche Zusammenspiel von Bassistin Kamara Thomas und dem Gitarrero Matt Whyte sorgt immer wieder für Gänsehaut - gerade bei der balladesken Soulnummer „Out of air“. Aber auch in dem einen oder anderen Gitarrensolo steckt dermaßen viel Gefühl, dass es schon fast schmerzt.
Suspicious package beginnt mit „The eyes of Cassandra (Part I)“ anfangs noch recht ruhig, bis dieses Intro mit Latin-Perkussionen aus sich rausgeht. Diesen Santana-Touch findet man auch noch einmal in dem ziemlich coolen Rocker „Oye vaya“. Ebenso lässig, aber ein stückweit ruhiger ist das leicht schwebende „Ghost and the witness“, was einem schmerzlich bewusst macht, was man an den späten 60ern und frühen 70ern so schätzt. Und zwar die unbändige Leidenschaft, die Earl Greyhound zweifelsohne auch besitzen. Ein weiteres Highlight folgt mit „Shotgun“ auf dem Fuße. Ein melodisch sehr angenehm gleitendes Stück Rock mit samtigem Frauengesang. In der zweiten Hälfte wird das Album ein wenig ruhiger, wenn man mal vom polterndem „Sea of Japan“ absieht. Aber selbst da geben Earl Greyhound eine ziemlich gute Figur ab und klingen bei „Bill Evans“ fast so wie Lenny Kravitz, als dieser noch relevant war.
Als wäre das Album nicht alleine schon gut genug, hat man für europäische Fans noch drei Highlightsongs des bei uns nicht erhältlichen Vorgängers Soft targets angehängt. Besonders das aufpeitschende „SOS“ und der stilvolle Riffrocker „I'm the one“ sind wahre Adrenalinschübe. Spätestens das sollten jetzt Gründe genug sein, diese bemerkenswerte von Produzent David Schiffmann (The Mars Volta, System of a Down, Thrice) veredelte Platte zu verhaften. Ob Hipster oder Altrocker, hiermit dürften alle glücklich werden. Ein wahrhaftiger Geheimtipp!
Mario Karl
Trackliste
1 | The eyes of Cassandra (Part I) | 2:07 |
2 | The eyes of Cassandra (Part II) | 4:23 |
3 | Oye vaya | 3:24 |
4 | Ghost and the witness | 3:43 |
5 | Shotgun | 4:48 |
6 | Holy immortality | 3:20 |
7 | Sea of Japan | 3:49 |
8 | Black sea vacation | 3:14 |
9 | Bill Evans | 3:56 |
10 | Out of air | 5:29 |
11 | Misty Morning | 6:32 |
12 | SOS (Bonus track) | 5:01 |
13 | It's over (Bonus track) | 3:47 |
14 | I'm the one (Bonus track) | 5:28 |
Besetzung
Matt Whyte (Gitarre, Gesang)
Ricc Sheridan (Schlagzeug)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |