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Konzerte mit verschiedenen Instrumenten II
Info
Musikrichtung:
Ensemblemusik des Barock
VÖ: 01.01.2004 Alpha / Note 1 (CD DDD (AD 2003) / Best. Nr. Alpha 048 Gesamtspielzeit: 58:29 Internet: Café Zimmermann |
BACHSCHES ALLERLEI ...
BACH IN LEIPZIG ODER: DAS KAFFEEHAUS ALS KONZERTSAAL
Musikalisch gehörte das Zimmermannsche Kaffeehaus in der Catharinenstraße zu Leipzig während der 30er und Anfang der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts zu den ersten Adressen in Deutschland - wenngleich die Zeitgenossen das nicht alle so gesehen haben mögen. Hier nämlich traf sich regelmäßig jenes berühmte, von Georg Friedrich Telemann gegründete Collegium Musicum, dessen Leitung Johann Sebastian Bach ab 1729 übernommen hatte. Im Sommer kam man im Kaffeehaus selbst zusammen, im Sommer musizierte man im dazugehörenden Garten, der vor der Stadt lag. Für spezielle Festlichkeiten, z. B. der Universität oder der Fürstenfamilie, wurde das Collegium auch eigens angefordert.
Bach, der musikalisch wie künstlerisch so ambitionierte, durch die fruchtlosen Auseinandersetzungen mit dem Leipziger Rat aber zunehmend frustrierte Kantor der Thomasschule, hatte sich hier ein neues Aktionsfeld erschlossen: Abseits des ungeliebten Lehrerberufes und drängender kirchenmusikalischer Verpflichtungen konnte er hier Musik um der Musik Willen machen. Aus dieser Zeit stammt u. a. die amüsante Kaffeekantate.
Was das instrumentale Repertoire angeht, ist leider nichts Genaues bekannt. Bach wird wohl neben seiner Kammermusik und den Orchestersuiten ältere Konzerte in der Originalfassung oder auch in den - mehrheitlich überlieferten - Bearbeitungen als Cembalokonzert aufgeführt haben.
DAS KAFFEHAUS IM KONZERTSAAL: CAFÉ ZIMMERMANN
Bachs Konzerttätigkeit im Zimmermannschen Kaffeehaus wurde zum Namens- und Programmgeber für ein junges französisches Barock-Ensemble: Café Zimmermann. Bei Alpha wird es nun nach und nach eine Gesamteinspielung der Instrumentalkonzerte Bachs vorlegen. Soeben ist Teil II erschienen. Nun ist der guten und sehr guten Einspielungen Bachscher Konzerte und Suiten wahrlich kein Mangel. Doch während man sich bislang meist eher systematisch durch das Programm gearbeitet hat und nach und nach von den Brandenburgischen Konzerten bis zu den Orchestersuiten alles en bloc eingespielt hat, gehen die Musiker vom Café Zimmermann einen anderen Weg. Sie stellen für jede CD ein eigenes Programm mit Stücken aus unterschiedlichen Werkgruppen und in unterschiedlicher Besetzung zusammen.
Das ist, zumal fürs "Hören am Stück", ein großer Gewinn. Hier präsentieren die Interpreten einmal nicht ein stereotypes Standardprogramm, sondern kombinieren einzelne Facetten von Bachs musikalischem Kosmos, die sich dann auf ungewohnte Weise gegenseitig kommentieren und ergänzen - was viel angemessener ist, als die etwas akademische "Gesamteinspielung" und überdies einem realen Konzertprogramm viel näher kommt.
Angesichts des Überangebots von Aufnahmen sei allerdings doch noch einmal die Frage erlaubt, ob es weitere Produktionen mit Bachkonzerten braucht? Nun: Liest man den enthusiastischen Bach-Kommentar von Label-Chef Jean-Paul Combet im Booklet, dann wird klar, dass hier abseits aller Repertoire-Überlegungen einfach die Freude an der Musik Bachs den Ausschlag gegeben hat. Das ist nicht das schlechteste Argument!
Abgesehen davon: Wenn man jetzt eine ganz unerhörte Interpretation erwartet, die gänzlich neue Perspektiven eröffnet und alte Hörgewohnheiten gegen den Strich bürstet, weil sie die Musik auf den Kopf stellt, dann wird man beim Café Zimmermann sicherlich enttäuscht werden.
Erwartet man hingegen einen individuellen, überzeugenden Zugriff und eine hörenswerte, frische und lebendige Einspielung, die man ohne Bedenken empfehlen kann, ist man dagegen (wie schon bei der I. Folge) genau an der richtigen Adresse.
SCHLANK, LEBENDIG, KLANGVOLL
Café Zimmermann präsentiert uns die bekannten Werke in insgesamt eher schlanken, also "historischen" Besetzungen. Dieser Rahmen wird aber sehr flexibel ausgeschöpft. So umfasst Zahl der Musiker z. B. im Fall des Konzerts für Oboe und Violine nur einen Spieler pro Stimme, im Fall der Orchestersuite Nr. 1 tritt dagegen ein barockes Kammerorchester mit 16 Instrumentalisten zusammen. Vom intimen Kammerspiel bis zum "großen" Freiluft-Event à la Zimmermannscher Garten wird also alles geboten - und das ebenso vital wie spieltechnisch perfekt.
Der Klang ist in jedem Fall voll und sonor, dabei insgesamt eher dunkel timbriert. Die weiche, ausgewogene Akustik des Arsenal in Metz kommt dem noch entgegen. Im reizvollen Kontrast dazu steht das Temperament, mit dem die Musiker zur Sache gehen: Gerade beim Konzert für Violine und Oboe sorgt die Kleinstbesetzung für ein sehr bewegliches Musizieren. Das ganze Ensemble interagiert zu jedem Zeitpunkt im barocken Sinne konzertant, die üblichen Tutti-Solo-Hierarchien lösen sich auf - ein überzeugendes Plädoyer für die umstrittene 1:1-Besetzung. Mitreißend sind die flotten (in ein, zwei Momenten vielleicht auch etwas zu flotten?) Tempi in den Ecksätzen bzw. bei den schnellen Tänzen: Das hochvirtuose Spiel besonders im dritten Satz des Konzerts für zwei Violinen reißt einen ebenso mit wie die schwungvollen Holzbläsereinwürfe in der 1. Suite.
Georg Henkel
Trackliste
03-05 Konzert für 2 Violinen BWV 1043
06-12 Orchestersuite Nr. 1 BWV 1066
13-15 Konzert für Oboe und Violine BWV 1060
Besetzung
Solo-Violine und Konzertmeister: Pablo Valetti
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |