Reviews
Il Diamante
FUNKELNDER DIAMANT
Ein großer Wurf ist dem kleinen tschechischen Label Nibiru mit dieser Produktion gelungen: Gewiß, Zelenka ist auch hierzulande längst keine unbekannte Größe mehr, aber im Mittelpunkt des Interesses stehen zumeist seine späten Messvertonungen. Dass sich sein höchst origineller, eigenwilliger Stil und seine Meisterschaft nicht auf dieses Metier beschränkten, zeigt die Serenata „Il Diamante“. Sie stammt aus dem Jahre 1737, ist also ebenfalls ein spätes Werk und sogar Zelenkas letzte bekannte weltliche Komposition. Der Sache nach handelt es sich um eine typische Huldigungsmusik aus Anlass einer hochadeligen Hochzeit im Umfeld des Dresdner Hofes, an welchem Zelenka angestellt war. Die Braut wird allegorisch als kostbarer Edelstein besungen und die eheliche Liebe durchaus schwülstig gepriesen. Doch aus dem ziemlich läppischen Libretto machte Zelenka einen wahren Edelstein. Die Arien sind gleichermaßen virtuos anspruchsvoll wie ausdrucksstark, die Instrumentalbegleitung eigenwillig und vielfarbig. Die Koloraturen sind für Zelenkas Verhältnisse ungewohnt ausladend und durchaus gewagt zu nennen. Es ist ein im Grundton heiteres, teils fast überbordendes Fest der Stimmen und Klänge. Besonderer Clou: Nach dem vermeintlichen Schlusschor folgt noch ein Auftritt der Venus, den Zelenka anhängte, um der berühmten Gattin (Faustina Bordoni) seines Kollegen Hasse in letzter Minute die Möglichkeit zu geben, an der Feier mitzuwirken - selbstverständlich mit angemessen virtuosen Kabinettstückchen.
Adam Viktora bringt mit den Prague Baroque Soloists diesen barocken Diamanten auf das Schönste zum Leuchten. Das Originalklang-Orchester spielt höchst akkurat und zugleich mit dem nötigen Drive. Die vier Sopranistinnen liefern sich einen erbitterten Konkurrenzkampf um die Krone - der am Ende doch unentschieden ausgeht. Dabei glänzt Roberta Mameli mit intensivem Ausdruck, Hana Blazikova mit profunder Tongebung, Marie Fajtova mit einer dem Amor gut anstehenden Leichtigkeit und Gabriela Eibenova mit perfekter Koloratursicherheit.
Neben einer solchen Riege starker Frauen hat es der einzige Mann im Team, der Altus Kai Wessel, naturgemäß schwer. Aber auch er meistert seinen Part durchaus überzeugend, wenngleich nicht mit ähnlicher Stimmgewalt wie die Damen.
Die CD ist u.a. über den tschechischen Vertrieb auch in Deutschland erhältlich: Arta
Sven Kerkhoff
Trackliste
Serenata, ZWV 177
Besetzung
Kai Wessel: Altus
Ensemble Inégal
Prague Baroque Soloist
Adam Viktora: Leitung
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |