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Reviews

Händel, G.F. / Telemann, G.Ph. (Bernardini)

Wassermusik


Info

Musikrichtung: Barock

VÖ: 01.02.2004

Ambroisie / Note 1 (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr.: AMB 9946)

Gesamtspielzeit: 75:29

BAROCKE LUSTBARKEITEN: DIE WASSERMUSIKEN HÄNDELS UND TELEMANNS

Händels "Wassermusik"-Suiten noch näher vorzustellen, erübrigt sich. Fast jeder kennt die Geschichte vom englischen König Georg I. und seiner Bootspartie auf der Themse, für welche Händel die Musik beisteuerte. Dem König gefiel´s und er ließ die Musik dreimal wiederholen. Seine Begeisterung teilt die Musikwelt bis heute, die Suiten gehören neben der "Feuerwerksmusik" sicher zu den populärsten Werken des Komponisten.
Das durch eine ganze Reihe von Festival- und Konzertauftritten mittlerweile auch in Deutschland bekannte italienische Originalklang-Ensemble Zefiro überrascht bei seiner Interpretation mit einem sehr homogenen, pfiffigen, eher französisch anmutenden Klang, der das tänzerische Element deutlich hervorhebt. Obwohl dabei die Strukturen feinziseliert und transparent herausgearbeitet werden, ist die Darbietung gänzlich unakademisch, oft sogar spielerisch. Alles wirkt leichtfüßig und schlank, bei einer markanten Phrasierung und zumeist zügigen Tempi. Vor allem die Flöten und Oboen zeigen zudem eine hochvirtuose Leistung. Von allen mir bekannten Einspielungen ist dies insgesamt die galanteste der Wassermusik, zugleich aber jene mit dem meisten "Drive".

Thematisch passend ist nach der ersten händelschen Wassermusiksuite die Ouvertüre "Hamburger Ebb´ und Flut" aus der Feder Georg Philipp Telemanns eingefügt. Dieses bisweilen stark programmatische Werk gehört eigentlich in den größeren Gesamtzusammenhang der sog. "Admiralitätsmusik" von 1723, die als Begleitung für ein festliches Bankett zu dienen hatte und von der ein Zeitgenosse schrieb, es habe sich um eine "sehr angenehme Musike, und absonderlich eine vortreffliche Serenate" gehandelt, während derer die "Lusthbarkeit währete biß an den Morgen".
Auch Telemann griff zwar auf französische Tanzsätze zurück, nutzte diese aber zur musikalischen Schilderung mythologischer Figuren mit Verbindung zum Thema "Meer" (Thetis, Neptun etc.). Sein Werk weist einige harmonische Kühnheiten und überraschende Wendungen auf. Das Orchester versteht es hier, diese Schärfen noch zu betonen und bisweilen mit einem Augenzwinkern als musikalischen Spaß zu präsentieren. Es setzt Telemann in adäquater Manier deutlich rauher um, als Händel - man könnte sagen: weniger höfisch, sondern bürgerlicher, zupackender.

Zefiro zeigt insgesamt, was europäische Kultur im besten Sinne meinen kann: Italiener spielen (teils für England geschaffene) Werke deutscher Komponisten mit französischer Eleganz und viel Esprit.
Da das Klangbild gut gestaffelt eingefangen wurde: Eine CD, die vorbehaltlos auch jedem empfohlen werden kann, der schon ein, zwei oder drei der vielen guten Einspielungen der "Wassermusik" besitzt. Es ist ein bißchen, wie wenn der Augenarzt die Brillengläser anpaßt: Man denkt immer, besser ginge es nicht mehr, aber dann zeigt sich, dass die Schärfe und Brillanz durchaus noch um ein paar Nuancen optimiert werden kann.



Sven Kerkhoff

Trackliste

Händel: Wassermusik-Suiten ind F-Dur, D-Dur und G-Dur (HWV 348-350)
Telemann: Ouvertüre C-Dur "Hamburger Ebb´ und Flut" (TWV 55: C 3)

Besetzung

Zefiro

Ltg. Alfredo Bernardini
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So bewerten wir:

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