Reviews
Stranger than the night
Info
Musikrichtung:
Indie Folk Rock/Pop
VÖ: 23.04.2010 (Tocado Records) Gesamtspielzeit: 40:46 Internet: http://www.thebullfight.nl http://www.myspace.com/thebullfight |
Bringen wir mal auf den Punkt, was die Holländer The Bullfight auf ihrem zweiten Werk so bieten: elektrischen Folk mit sehr düsterem Touch, kratzige Gitarren und organische Orgelsounds, Geigentöne und schräge Studiospielereien, verpackt in dunkle Balladen und aufgekratzt marschierende Stücke voller Liebe, Sex, Gewalt und Tod, vorgetragen von einer Stimme, die mehr spricht als singt. Klingt fast, als würde man von einer Nick Cave-Scheibe sprechen. Und da liegt man gar nicht mal so falsch. Bereits der Opener „Bamboo knife woman“ erinnert an das dunkle Meisterwerk „Red right hand“.
Insgesamt klingt Stranger than the night auch fast, als wäre es aus des Meisters Hand, irgendwann zwischen Tender prey und Murder ballads, geflossen. Viele haben es probiert, aber nur wenige haben es bisher geschafft dem Sound des Australiers so nahe zu kommen. „Wo bleibt denn da die Eigenständigkeit?“, mag der eine oder andere da fragen. Und fast müsste man The Bullfight schon Plagiarismus vorwerfen. Aber doch klingt der Sound der Band charmant und irgendwie ehrlich genug, dass man ihr gar nicht wirklich böse sein kann.
Der morbide Touch und die sexuell aufgeladene Atmosphäre von Stücken wie „The gospel of Ramshakle's girl“ oder „Nathalie, strangle me“ haben einfach das gewisse faszinierende Etwas. Das ist abseitige Gossenpoesie mit einer gehörigen Portion düsterer Erotik. Dazu passt auch mal ein leichter Hauch von Barjazz („The ballad of Martin Van Dongen“) oder der weibliche Gesang des Duetts „Waiting for Anthony“. Sänger Nick Verhoeven nimmt die Rolle eines engagierten Erzählers ein, der genauso wie sein Vorbild aus Down Under, nicht so wirklich als Sänger bezeichnet werden kann. Dazu verpasst der Rest der Band den einzelnen Stücken eine immer passende Stimmung, die nicht selten auch mitten im Lied kippen kann oder sich Ton für Ton beständig steigert, wie beim sonst eher getragenen „Wild flowers“.
Ja, man kann es wohl behaupten: Stranger than the night ist schon ein recht angenehmes Album geworden. Keine Liebe auf den ersten Blick zwar, da man nicht immer gerade den Weg des einfachsten Widerstands wählt - auch wenn ein Song wie das unwiderstehlich hüpfende „Martin's room“ schon fast etwas Poppiges hat.
Mario Karl
Trackliste
1 | Bamboo knife woman | 4:21 |
2 | Desmond & Julia | 4:01 |
3 | Waiting for Anthony | 3:10 |
4 | Dance with me, damn it | 3:25 |
5 | Nathalie, strangle me | 4:13 |
6 | The ballad of Martin Van Dongen | 3:52 |
7 | Martin’s room | 4:18 |
8 | The gospel of Ramshakle’s girl | 4:10 |
9 | Wild flowers | 4:17 |
10 | Bamboo knife children | 4:59 |
Besetzung
Thomas van der Vliet (Guitar, Piano, Organ)
Jeroen Gahrmann (Bass)
Esther Vroegindeweij (Violin)
Andre van de Hoek (Drums, Percussion)
Mark Ritsema (Guitar, Backing Vocals)
So bewerten wir:
00 bis 05 | Nicht empfehlenswert |
06 bis 10 | Mit (großen) Einschränkungen empfehlenswert |
11 bis 15 | (Hauptsächlich für Fans) empfehlenswert |
16 bis 18 | Sehr empfehlenswert |
19 bis 20 | Überflieger |